STILLgeschwiegen ist die sechste Wanderausstellung der Stiftung. © ZGV

Neue Ausstellung „STILLgeschwiegen! Die Vertriebenen in SBZ und DDR“

Die Stiftung Zentrum gegen Vertreibungen hat Anfang März in Berlin ihre sechste Ausstellung eröffnet. Deren zentrales Thema ist das Schicksal der Vertriebenen und Flüchtlinge, die nach dem Zweiten Weltkrieg zunächst in der Sowjetischen Besatzungszone gelandet und dann in die DDR hineingewachsen sind. Damit wird 35 Jahre nach dem Fall der Mauer eine Lücke in der Aufarbeitung und öffentlichen Wahrnehmung des Themas und der betroffenen Menschen geschlossen.

Die Stiftung Zentrum gegen Vertreibungen dokumentiert und präsentiert das Schicksal der Heimatvertriebenen zum Ende des Zweiten Weltkrieges und der Integration in Deutschland unter anderem durch Ausstellungen. Diese thematisieren das Schicksal der Deutschen in Mittel- und Südosteuropa vom Mittelalter bis in die Gegenwart. Sie beleuchten Kontexte und Teile des großen Vertreibungsgeschehens im Europa des gesamten 20. Jahrhunderts und seiner Folgen bis in die heutige Zeit.

STILLgeschwiegen ist die sechste Wanderausstellung der Stiftung.

© ZGV
STILLgeschwiegen ist die sechste Wanderausstellung der Stiftung.
© ZGV

Das Schicksal der Vertriebenen und Flüchtlinge, die nach dem Zweiten Weltkrieg in der SBZ/ehemaligen DDR „gestrandet“ sind, ist in den bisherigen Ausstellungen der Stiftung nur partiell angesprochen worden. Mit der neuen Ausstellung soll eine Lücke in der Aufarbeitung und öffentlichen Wahrnehmung des Themas und der betroffenen Menschen geschlossen werden.

Das Schicksal der Vertriebenen

Ihr Schicksal verlief anders als das der Vertriebenen in Westdeutschland. In der SBZ/DDR gehörte dieses Schicksal politisch zu jenen Bereichen, die bis zur Vereinigung 1990 über Jahrzehnte tabuisiert wurden. Die zwischen 1945 und 1990 aufgrund der geografischen Lage in der sowjetischen Besatzungszone angekommenen und sesshaft gewordenen Heimatvertriebenen durften sich weder in Selbstorganisationen vereinigen noch zum eigenen oder kollektiven Schicksal und seinen politisch-historischen Ursachen und Folgen artikulieren. Ihr Schicksal blieb Privatsache, obwohl sie mit rund 5 Millionen Betroffenen einen großen Teil der Bevölkerung darstellten. Die Tabuisierung war Teil des politischen Systems in der SBZ/DDR. Görlitzer Vertrag, gesellschaftlicher Anpassungsdruck, „verordneter Heimatverzicht“ und eine auf Assimilation gerichtete Aufnahmestrategie gaben den Betroffenen keinen Raum für eine öffentliche Auseinandersetzung mit ihrem Schicksal. Das Sprechen über und das damit verbundene Verarbeiten von traumatischen Fluchterfahrungen, Verlust der Heimat, Sehnsucht, gar Rückkehrgedanken waren den „Umsiedlern“ nur innerhalb der eigenen Familie vorbehalten. Die Tabuisierung wirkt bis heute nach.

Die Ausstellung dient der Information, der Erinnerung an das Schicksal, sie soll aufklären, aufarbeiten und das Thema als Teil der gesamtdeutschen Geschichte und Nachkriegsgeschichte verstehen und verankern. Man kann sie sich noch bis 20. April täglich von 9 bis 19.30 Uhr im Konferenzraum DDR-Museum in der St. Wolfgang-Straße 2-4 in Berlin-Mitte anschauen.

ZGV/Red