Om Keila – eine Sage aus Schwedler

Zur Einstimmung auf Ostern veröffentlichen wir einen Text von Franz Richweis aus der „ZIPSER TRILOGIE: Potoken und Mantaken dazählen“. Der Autor erzählt von einer alten Sage aus Schwedler.

Vor sehr langer Zeit war ein großer Keller ‚en Ebadaff (im Oberdorf). In dieser Zeit blühte der Bergbau in Schwedler. In den Gruben im Silbergrund fanden die Häuer Silber. Sie verkauften es an einen Wucherer für ein paar Kreuzer. Aus Habgier hätte er den Bergleuten am liebsten gar nichts gegeben.

Wenn die armen, gottesfürchtigen Bergleute am Karfreitag fasteten, wurde bei dem Geizhals nur Fleisch gegessen. Jeden Tag aber ging er in den großen Keller, um seine Schätze zu besichtigen. An einem Karfreitag, als er wieder in seinen Schätzen herumwühlte, tauchte, wie aus der Erde gewachsen, ein Schatzmännchen vor ihm auf. Der Geizhals erschrak, aber das Männchen bot ihm einen Klumpen Gold an und sagte: „Wenn du den armen Hauern von diesem Gold, das ich dir gebe, nach der Auferstehung Christi am Karsamstag, ein Festessen bereitest, bekommst du nächstes Jahr am Karfreitag noch einmal soviel Gold von mir“.

Staunend, aber voll Habgier, hörte der Wucherer dem Schatzmännchen zu und dachte: „Das Gold muss mein werden.“ Er versprach alles. Das Männchen überreichte ihm das Gold und verschwand. Nun aber dachte der Wucherer nach, wie er die Bergleute abspeisen und das Gold selbst behalten könnte. Am Karsamstag, zeitig in der Früh, brodelten in zwei großen Kesseln Kartoffeln auf dem Feuer, die der Wucherer sonst an sein Vieh verfütterte. Diesmal sollten sie zum Festessen für die Bergleute werden. Er verdünnte den Kartoffelbrei mit Wasser und goss noch etwas Milch dazu. „Das Festessen ist nun fertig“, dachte er.

Die Bergleute staunten, dass der Geizhals ihnen ein Essen spendierte. Als er aber die sauren Mienen in den Gesichtern der Bergleute sah, sagte er ihnen Undankbarkeit nach.

Insgeheim lachte er sich dennoch ins Fäustchen und dachte schon an das viele Gold, das er am nächsten Karfreitag bekommen würde.

Nach einem Jahr kam endlich der ersehnte Karfreitag. Nach einer schlaflosen Nacht ging der Wucherer schon zeitig in seinen Keller. Den ganzen Tag wartete er und verließ den Keller keinen Augenblick. Es wurde Abend und Nacht. Vor Mitternacht ertönte endlich ein Donner und das Schatzmännchen stand vor dem Geizhals, der erschrocken zitterte. „Du Bösewicht“, schrie das Männchen, „da hast du deinen Lohn: Sei verdammt in alle Ewigkeit.“

Die Worte des Schatzmännchens klangen wie Posaunen. Nach gewaltigem Donnern bebte die Erde und der Geizhals wurde für immer und ewig in den Keller eingeschlossen.

Am Karsamstag staunten die Bergleute, als sie an der Stelle des Kellers nur einen Felsen vorfanden, der bis heute „om Keila“heißt.

Franz Richweis