Professor Ferdinand Klein und seine Frau Dr. Hanka Kružinová-Klein

Partys im Wandel der Zeit

Die Welt hat sich in den letzten Jahren und Jahrzehnten stark verändert und mit der Corona-Pandemie ist vieles, das zum Alltag gehörte, zu einem Halt gekommen. Doch dies ist ein Anlass sich einmal anzusehen, wie sich Partys verändert haben und wie Jugendliche früher gefeiert haben – in Zeiten, die auch nicht leicht waren. Wir sprachen mit Professor Ferdinand Klein, der 1934 in Schwedler/Švedlar geboren wurde, seinen Heimatort aber im jungen Alter verlassen musste.

Sie haben sich in Ihrer universitären Laufbahn intensiv mit Pädagogik und der Entwicklung von Kindern und Jugendlichen beschäftigt. Aber wenn Sie zurückblicken, können Sie uns erzählen, wie Ihre Abende am Wochenende als Jugendlicher aussahen?

Nachdem ich damals die Flucht gut überstanden hatte, habe ich versucht, mich in die neuen Strukturen einzubinden. Abends war ich als Jugendlicher, also mit 15, 16 Jahren, in der Regel in einem Bauernhaus in Scheßlitz. Dort haben wir gelebt und gearbeitet. Mein Vater war Schneider und hatte im Haus ein Arbeitszimmer, das zugleich auch unser Wohnzimmer und Schlafzimmer war. Ich hatte oben ein kleines Zimmerchen und dort habe ich mehr oder weniger meine Zeit verbracht. Ich habe mich natürlich auf den Schulunterricht vorbereitet und bin gelegentlich in die Stadt gegangen. Ich war dann meist in einem Gasthaus, wo wir unseren Sportbetrieb hatten. Geld hatte ich nicht viel, aber ich hatte immer Freunde, die mir ab und zu ein halbes Glas Bier spendiert haben. So haben wir uns dann abends vergnügt. An anderen Abenden war ich dann in der evangelischen Jugend, mit der wir uns einen Jugendraum eingerichtet haben. Da kam immer ein Herr aus Bamberg, der mit uns gespielt, gesungen und Bibelstunden gehalten hat. Ich war außerdem ein guter Fußballspieler! Mit 16 oder 17 spielte ich schon im ersten Team TSV Schleßlitz. Durch die Leichtathletik war ich ein geübter Schnellläufer und konnte das beim Fußballspiel natürlich gut nutzen.

Professor Ferdinand Klein und seine Frau Dr. Hanka Kružinová-Klein
Professor Ferdinand Klein und seine Frau Dr. Hanka Kružinová-Klein

Welche Lokale haben Sie damals besucht?

Nach dem Fußballspiel sind wir in der Gaststätte des Sportvereins zusammengekommen und haben das Spielergebnis besprochen und analysiert.

Sind Sie als Jugendlicher auch mal tanzen gegangen?

Ja, ich habe in der Oberrealschule, in der vorletzten Klassen einen Tanzkurs besucht. Es hieß damals, dass ein Tanzkurs für uns vorgesehen war. Die Mädchenschule wurde ebenfalls gebeten, sich für diesen Kurs bereit zu halten. Da der Tanzkurs in Bamberg war und nicht in Schleßlitz musste ich bei einem Freund übernachten und so konnte ich dann daran teilnehmen. Am Anfang mussten wir uns eine Tanzpartnerin aussuchen, die uns gefallen hat. Die Partner mussten zur Mutter der Tanzpartnerin gehen und sich vorstellen. Den Tanzkurs haben wir dann mit einem Tanzball am Fluss abgeschlossen. Dorthin wurden auch die Eltern und Freunde eingeladen.

Wie waren die Leute gekleidet?

Die Leute waren sehr elegant gekleidet, die Herren mit einem weißen Hemd und einer Krawatte und die Damen waren äußerst schick angezogen, sodass wir uns mit Anstand und Respekt begegnen konnten.

Das Ehepaar Klein auf dem Kultur- und Begegnungsfest in Kesmark
Das Ehepaar Klein auf dem Kultur- und Begegnungsfest in Kesmark

Welche Musik war geeignet für ein Fest und was war sogenannte Underground- oder Popmusik bei den jungen Leuten?

Wir hatten keine Feste in diesem Sinne. Das waren kleine Zusammenkünfte, Musiker vom Dorf haben den Ton angegeben.

Alkohol gehörte sicher auch zu den Feierlichkeiten. Welche Getränke waren in Ihrer Jugendzeit üblich und was war Ihr Lieblingsgetränk?

Ab und zu habe ich ein Bier getrunken. Ich kann mich nicht hinreichend erinnern, ob ab und zu auch ein bisschen Schnaps dabei war. Ich nehme an, dass wir nach einem Sieg auch mal mit einem Schnaps angestoßen haben.

Heutzutage kommen viele Jugendliche erst gegen 5 Uhr aus der Disko nach Hause und fahren dann oft mit einem Taxi. Wann und wie sind Sie nach Hause gegangen?

So etwas wie Taxis gab es damals nicht. In der Zeit hatten wir ja keinen Pfennig, keine D-Mark. Ein Auto oder Taxi zu bestellen, war für uns Tabu, wir lebten in Armut, aber wir haben uns nicht unterkriegen lassen.

Was ist die witzigste Erinnerung, die Ihnen im Kopf geblieben ist?

Da würde ich am liebsten etwas aus meiner Kinderzeit in Schwedler erzählen. Ich habe in Schwedler gute Freundinnen und Freunde gehabt. Wir waren so 7, 8, 9 Jahre alt und spielten. Bei den Spielen waren wir natürlich ab und zu laut – beim Rennen, Laufen oder bei Abklatschspielen. Wir waren in unserer unteren Gasse und da war ein Mann, der dieses Spielen nicht ertragen hatte, weil wir zu laut waren. Das war der Pista Baczi. Und diesen Pista Baczi, dem wollten wir natürlich einen Streich spielen. Was haben wir gemacht? Nachdem er uns beim Spielen und Tanzen fortgejagt hat, haben wir uns ein Gedicht zurechtgelegt: „Egy, kettö, három, négy, kim der Pista Baczi mit der Kett, kim der Katzer mit dem Pratz, halt´s dem Pista Baczi ofte Tatz.“ Das war ein besonderes Erlebnis.

Das Gespräch führte Hubert Kožár.