Pflege des kulturellen Erbes in Ober-Metzenseifen

Pflege des kulturellen Erbes in Ober-Metzenseifen

Über das „kulturelle Erbe“ eines Volkes und seine Pflege wird oft und gerne gesprochen. Es gibt den Menschen das Gefühl von Identität und Zugehörigkeit. Das gilt ganz besonders für die Karpatendeutschen. Sie bemühen sich vor allem um den Erhalt der Vielfalt ihrer Dialekte und die Pflege der handwerklichen und künstlerischen Traditionen. Das Engagement dazu ist groß, oft fehlt aber die finanzielle Unterstützung. Die Ortsgruppe Ober-Metzenseifen hat trotzdem Beachtliches erreicht.

Die intensive Beschäftigung verschiedener Mitglieder der Ortsgruppe mit der Geschichte des Bergbaus, der Hammerschmieden, Mühlen und des Tischlerhandwerks brachte bereits in der Vergangenheit überraschende Ergebnisse. Mit der vorjährigen Vorstandswahl, die einen Verantwortlichen für Kultur, Geschichte und Lehrpfad bestimmte, wurde dieser Aufgabe noch mehr Bedeutung zugewiesen.

An einem Lehrpfad ins Hummeltal wird in der Ortsgruppe schon seit etwa 2010 gearbeitet. Er dient dem Kennenlernen der zahlreichen ehemaligen Standorte von Hammerwerken und Getreidemühlen, der Geschichte der Verarbeitung von Eisenerz und Holz sowie dem Abbau von Edelmetallen. Das zu realisieren, ist sehr aufwändig. Es beginnt mit dem Befragen der mit dem Gelände vertrauter Personen und dem Auswerten historischen Materials, das einen ersten Streckenentwurf liefert. Es folgen Abgehen der Strecke zu Fuß, was auch zur Suche nach alternativen Wegen führen kann und deren Dokumentation, einschließlich des Erfassens der Strecke mit GPS-Koordinaten. Im Gelände sind Markierungen für das spätere Aufstellen von Hinweisschildern und Informationstafeln erforderlich. Für die Schilder und Tafeln sind die wichtigsten Informationen in Bild und Text zusammenzustellen, Form und Aussehen festzulegen, sie sind wetterfest zu bauen und schließlich aufzustellen.

Viele waren aktiv, aber einige Namen sollen genannt werden: Die historischen Informationen zum Hummelweg stellte der Senior der dortigen Karpatendeutschen, der mittlerweile 94-jährige Johann Schürger, zusammen. Jozef Wagner fertigte die Zeichnungen an. Ján Schürger jun. und Daniela Lučkaiová Böhm bauten mit Metzenseifner Mitgliedern des KST (Klub slovenských turistov) große Teile des Lehrpfads. Erich Fabian und weitere Mitglieder der KDV-Ortsgruppe legten den Metzensgraben frei und Peter Drab den Zugang zur Grube hinter dem Hummelkreuz.

Neue Tafel am Lehrpfad eingeweiht

Der im Jahr 2014 eingeweihte und stetig ausgebaute Lehrpfad zum Hummeltal, der am Hummelkreuz in einem Bogen zum historischen Wasserkanal, dem Metzensgraben, und dann zurück führt, erhielt am 25. Mai 2024 eine weitere Informationstafel, inzwischen bereits die zwölfte entlang des Lehrpfades. Dazu hatten sich etwa 70 Ober-Metzenseifner am etwa 300 m vom Hummelkreuz entfernten Schneider Lisa Teich eingefunden. Den Jüngsten wurde dort von Peter Drab die Technik des Gießens erklärt und vorgeführt. Zu ihrer Freude konnten sie das Ergebnis, einen kleinen Anhänger mit Bergbaumotiv, mitnehmen.

Weitere Aufgaben warten

Viele Tage und Stunden freiwilliger Arbeit wurden von den Mitgliedern der KDV-Ortsgruppe bislang für dieses Projekt bisher aufgewendet. Das Material für die Tafeln und Hinweise wurde zum überwiegenden Teil von Sponsoren bezahlt. Das gute Verhältnis der Ortsgruppenleitung zu Unternehmen im Umkreis hat sich im wahrsten Sinne des Wortes ausgezahlt. Das kann aber keine Lösung für die Zukunft sein, denn die Arbeit an diesem Lehrpfad deckte Probleme auf, die auf diesem Weg nicht gelöst werden können. So sind historische Fahrwege über die Jahrzehnte zugewachsen und der landwirtschaftlich und private Verkehr wich auf Wiesen und Felder aus und zerstört fruchtbaren Boden. Diese Entwicklung muss rückgängig gemacht werden. Dazu sind externe Mittel erforderlich, gut wäre eine Unterstützung der regionalen Verwaltung für ein von der EU finanziell gefördertes Projekt. Dieses sollte auch weitere, miteinander verbundene Lehrpfade einbeziehen, wie den in Planung befindlichen nach Goldseifen. Wie auch immer es ausgeht – die Ober-Metzenseifner werden weiter alles tun, um das zu bewahren und zu pflegen, was ihre Vorfahren ihnen hinterlassen haben.

Dr. Heinz Schleusener