Redewendungen auf den Zahn gefühlt

Redewendungen sind ein fester Bestandteil der deutschen Sprache und finden auch heute noch Verwendung in unserem Alltag. In passenden Situationen bringen sie häufig eine Sache genau auf den Punkt, wo sonst eine umständliche und wortreiche Umschreibung nötig wäre.

Viele Menschen allerdings, die ganz selbstverständlich Redewendungen nutzen, kennen ihre tiefere Bedeutung nicht, denn viele sind schon vor langer Zeit entstanden. Somit sind Redewendungen ein wichtiger Teil und Ausdruck unseres kulturellen Erbes. Wir stellen regelmäßig im Karpatenblatt alphabetisch die Bedeutung und Herkunft einiger Redewendungen vor. Fallen Ihnen auch interessante Redewendungen ein? Schreiben Sie uns!

P (2)

Stolz wie ein Pfau

Diese Redewendung benützt man, wenn jemand einen arroganten, überheblichen Stolz zur Schau trägt. Das Bild des Pfaus als Symbol der Eitelkeit findet sich schon bei dem römischen Dichter Ovid in einer seiner Metamorphosen. Er schreibt „superbior povone“, dies bedeutet „stolzer als ein Pfau“. Der Grund liegt im auffälligen Balzverhalten eines Pfaus. Er stolziert mit geschwellter Brust und gespreizten, farbenprächtigen Schwanzfedern umher.

Nach jemandes Pfeife tanzen

Wer nach der Pfeife von jemandem tanzt, tut alles, was der andere von ihm verlangt, gehorcht ihm also blind. Der Ursprung dieser Redewendung liegt in der Tanzmusik, wo die Pfeife ein sehr häufig verwendetes Instrument war. Die Tänzer richteten sich mit ihrem Tanz nach der Musik, davon wurde auch diese Redewendung abgeleitet.

Wie Phönix aus der Asche

Dies benützt man, um einen Neuanfang nach einer großen Niederlage oder einem völligen Zusammenbruch zu beschreiben. Die Redewendung geht auf die mythologische Geschichte des Phönix zurück. Der Phönix gilt als Wundervogel mit langer Lebensdauer. Nach Plinius soll Phönix 540 Jahre leben und sich im Alter ein Nest aus Weihrauch bauen, in dem er auch stirbt. Aus seinen Resten formt sich dann der Mythologie nach ein Wurm, aus dem dann wiederum ein verjüngter Phönix wächst. Der Zyklus der Erneuerung wird für eine Zeitspanne von 500 bis 1000 Jahren angegeben.

Wie Pilze aus dem Bode schießen

Wenn etwas häufig und in großer Anzahl auftaucht, dann schießt es wie Pilze aus dem Boden. Die Redewendung geht auf Naturbeobachtungen zurück: Milde Temperaturen und feuchte Luft verursachen schnelles Pilzwachstum.

Pleite gehen

Wer Pleite geht, hat einen Misserfolg oder ist finanziell ruiniert. Das Wort „Pleite“ stammt aus dem Hebräischen, wo „pleta“ Flucht bedeutet. In der deutschen Umgangssprache ist „Pleite“ seit dem 19. Jahrhundert belegt.

Jemanden an den Pranger stellen

Wer jemand öffentlich beschuldigt, stellt ihn an den Pranger. Im Mittelalter war es üblich, bestimmte Verbrechen damit zu bestrafen, dass man einen Übeltäter an einen auf einem öffentlichen Platz stehenden Pfahl – den Pranger – ankettete, um ihn der allgemeinen Verachtung und dem Hohn preiszugeben. Einen Pranger gab es im Mittelalter in jeder Stadt, in Leutschau kann man heute am Ringplatz sogar einen Pranger in Form eines Käfigs sehen, den sogenannten „Käfig der Schande“ aus dem 16. Jahrhundert. Ein besonders gut erhaltener Pranger befindet sich in Senec.

Ein Prügelknabe sein

Diese Redewendung benützt man als Synonym für einen Sündenbock, für jemanden, der für alles Schlechte verantwortlich gemacht wird. Ihr Ursprung liegt im Mittelalter, als in den Königshäusern Knaben niederen Ranges zusammen mit den Prinzen erzogen wurden. Weil die Bestrafung der Prinzen nicht zulässig war, erhielten an ihrer Stelle die anderen Knaben die Strafe.

Der springende Punkt

Mit dieser Aussage bezeichnet man das Wesentliche, das entscheidende Kriterium, einen ausschlaggebenden Punkt. Die Herkunft geht auf den griechischen Philosophen Aristoteles zurück. Er befasste sich auch mit dem bebrüteten Vogelei. Er war der Meinung, dass aus dem im Eiweiß sichtbaren Blutfleck das Herz des künftigen Vogels entstehe, dass es ein Punkt ist, „aus dem das Leben entspringt.“

Einen Pyrrhussieg erringen

Bedeutet einen Erfolg zu teuer erkaufen, einen Sieg erringen, der einer Niederlage gleichkommt, oder eine Auseinandersetzung zwar gewinnen, dabei aber selbst sehr schwere Verluste hinnehmen müssen. Der Begriff „Pyrrhussieg“ ist zurückzuführen auf den antiken König Pyrrhus. Er konnte die Römer mehrfach besiegen, bei den Schlachten erlitt er aber selbst so schwere Verluste, dass ihm als Sieger nichts anderes übrig blieb, als bei den Besiegten um Frieden zu ersuchen.