Redewendungen auf den Zahn gefühlt
Redewendungen sind ein fester Bestandteil der deutschen Sprache und finden auch heute noch Verwendung in unserem Alltag. In passenden Situationen bringen sie häufig eine Sache genau auf den Punkt, wo sonst eine umständliche und wortreiche Umschreibung nötig wäre.
Viele Menschen allerdings, die ganz selbstverständlich Redewendungen nutzen, kennen ihre tiefere Bedeutung nicht, denn viele sind schon vor langer Zeit entstanden. Somit sind Redewendungen ein wichtiger Teil und Ausdruck unseres kulturellen Erbes. Wir stellen regelmäßig im Karpatenblatt die Bedeutung und Herkunft einiger Redewendungen alphabetisch vor. Fallen Ihnen auch interessante Redewendungen ein? Schreiben Sie uns!
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Jemanden in die Ecke stellen
Wenn jemand beschämt oder bestraft wurde. Nach dem Erziehungsmittel, welches man bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts benützte, wurden Schüler in der Klasse für einige Zeit mit dem Rücken zur Klasse in eine Ecke gestellt, wenn sie ungezogen waren oder zu spät kamen. Sie blamierten sie sich vor der ganzen Klasse.
Das Ei des Kolumbus
Wenn jemand eine überraschend einfache Lösung für ein schwieriges Problem findet. Die Herkunft dieser Redewendung soll auf einer Geschichte aus dem Jahr 1493 beruhen. Nach seiner Rückkehr aus Amerika verlangte Christoph Kolumbus während eines Essen von den anwesenden Personen, ein gekochtes Ei auf der Spitze aufzustellen. Niemand schaffte es. Dann nahm Kolumbus das Ei in die Hand und schlug es mit der Spitze leicht auf den Tisch: Das Ei blieb stehen. Die Anwesenden protestierten, dass sie das auch gekonnt hätten. Kolumbus antwortete: „Der Unterschied ist, meine Herren, dass Sie es hätten tun können, ich hingegen habe es getan“.
Einen Eiertanz aufführen
Wenn jemand sehr vorsichtig sein muss. Diese Redewendung soll auf ein Erlebnis von Johann Wolfgang von Goethe zurückgehen: Der deutsche Dichter sah eines Tages ein Mädchen, das Eier in einem bestimmten Muster auf einen Teppich legte und mit verbundenen Augen zwischen ihnen tanzte. Das Mädchen berührte kein einziges Ei und das erstaunte Goethe so sehr, dass er das Gesehene aufschrieb.
Etwas ist im Eimer
Bedeutet, dass etwas kaputt, verloren, verdorben oder erschöpft ist. Die Redewendung wurde vom Abfalleimer abgeleitet, in welchen unbrauchbare Gegenstände geworfen werden. Was also „im Eimer“ ist, ist nicht mehr nutzbar und muss als Verlust angesehen werden.
Die Spitze des Eisbergs
Diese Redewendung benützt man für einen Teil des Ganzen, der auf den ersten Blick zu sehen ist. Abseits des Sichtbaren verbirgt sich aber ein noch viel größerer Bereich. Vor allem in der Politik wird diese Redewendung häufig gebraucht.
Sich wie ein Elefant im Porzellanladen benehmen
Bedeutet sich ungeschickt, unbeholfen oder auch taktlos benehmen. Einen großen Elefanten in einen Laden mit empfindlichem Porzellan zu stecken, wäre sehr fahrlässig, da das bedeuten würde, dass der Laden schnell zerstört wäre.
Ein Gedächtnis wie ein Elefant haben
Auch nach Jahrzehnten erinnern sich Elefanten an Futterstellen, Wege oder an die Menschen, die gut zu ihnen waren. Ein „Elefantengedächtnis“ ist einfach unschlagbar.
Ein Eldorado sein
Als Eldorado bezeichnet man Orte, die der perfekte Platz für eine bestimmte Tätigkeit oder für jemanden sind. Der Begriff Eldorado ist schon mehrere Jahrhunderte alt. Es soll dabei um ein sagenhaftes, unermesslich reiches Goldland in Südamerika gehen („El Dorado“ im Spanischen bedeutet „Der Vergoldete“ auf Deutsch). Die Spanier haben „El Dorado“ jedoch nie gefunden.
Eine graue Eminenz
Bezeichnung einer einflussreichen Person, die nach außen nicht oder kaum in Erscheinung tritt, die im Hintergrund aber die Fäden zieht. Die Bezeichnung geht auf den Kapuziner Pierre Joseph zurück, der Beichtvater und enger Berater von Kardinal Richelieu war. Richelieu als Kardinal wurde Eminenz angesprochen, die Kapuziner trugen graubraunen Habit, woraus die „graue Eminenz“ wurde, ein Synonym für mächtige Berater im Hintergrund.
Bis zum bitteren Ende
Bedeutet, bis es nicht mehr geht, bis jemand nicht mehr kann, bis zur Erschöpfung. Die Redewendung hat biblisch-religiösen Ursprung. An mehreren Stellen der Bibel spricht man von einem süß schmeckenden Trunk aus einem Kelch, der dann in Bitterkeit übergeht. Nach diesem Bild hat die falsche Liebe ein bitteres Ende.
Stur wie ein Esel sein
Dieser Ausdruck geht auf die Charaktereigenschaft der Esel zurück, die manchmal wirklich richtig stur und bockig sein können. Eigentlich gehört der Esel mit seinen großen Augen zu den beliebtesten Tieren.
Eulen nach Athen tragen
Bedeutet etwas Unsinniges, Überflüssiges tun. Der antike mächtige Stadtstaat Athen stand unter dem Schutz der Göttin Pallas Athene, die als wichtigstes Symbol die Eule hatte. Die Eule hielt man wegen ihrer großen Augen für besonders klug. Es ist also kein Wunder, dass Eulen in Athen überall in verschiedensten Form (Statuen, Bilder, Münzen) sichtbar waren und deswegen hatte es keinen Sinn noch weitere Eulen nach Athen zu tragen.