Redewendungen auf den Zahn gefühlt

Redewendungen sind ein fester Bestandteil der deutschen Sprache und finden auch heute noch Verwendung in unserem Alltag. In passenden Situationen bringen sie häufig eine Sache genau auf den Punkt, wo sonst eine umständliche und wortreiche Umschreibung nötig wäre.

Viele Menschen allerdings, die ganz selbstverständlich Redewendungen nutzen, kennen ihre tiefere Bedeutung nicht, denn viele sind schon vor langer Zeit entstanden. Somit sind Redewendungen ein wichtiger Teil und Ausdruck unseres kulturellen Erbes. Wir stellen regelmäßig im Karpatenblatt die Bedeutung und Herkunft einiger Redewendungen alphabetisch vor. Fallen Ihnen auch interessante Redewendungen ein? Schreiben Sie uns!

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Den Faden verlieren

Wenn man, gewöhnlich in einer Rede, nicht mehr weiterweiß, hat man den Faden verloren. Der Ursprung dieser Redewendung liegt in der griechischen Mythologie: Mit Hilfe des Fadens, den Adriane Thesus mitgab, fand er wieder aus dem Labyrinth des Daidalos, wo er den Minotaurus zur Strecke gebracht hatte. Hätte Theseus den Faden verloren, hätte er nicht weitergewusst.

Etwas zieht sich wie ein roter Faden hindurch

Unter dieser Redewendung versteht man eine Spur, einen Weg oder auch eine Richtlinie. Deren Ursprung wird Johann Wolfgang von Goethe zugeschrieben. Der soll einst erklärt haben, dass in der britischen Marine in alle Taue ein roter Faden eingesponnen sei, der nicht herauslösbar ist, ohne das Ganze zu zerstören.

Sein Fähnlein nach dem Wind drehen

Wenn sich jemand opportunistisch verhaltet. Der Ursprung dieser Redewendung liegt in der Sprache der Windmühlen. Die Müller stellten das Windrad immer in die Richtung, aus der der Wind wehte, um die größtmögliche Wirkung zu erzielen.

Farbe bekennen

Bedeutet sich zu einer Sache bekennen oder seine Meinung offen sagen. Der Ausdruck kommt aus dem Bereich des Kartenspieles, bei dem die Mitspieler bekennen müssen, ob sie eine bestimmte Farbe auf der Hand haben oder nicht.

Sich mit fremden Federn schmücken

Bedeutet, dass jemand die Verdienste von jemand anderem als seine eigenen ausgibt. Die Redewendung beruht auf einer Fabel des römischen Dichters Phaedrus: Eine Krähe soll auf dem Boden herrliche Pfauenfedern entdeckt haben. Sie steckte die schönen Pfauenfedern einfach zwischen ihr eigenes Gefieder und begab sich mitten in eine Gruppe von Pfauen. Diese fanden es aber gar nicht so lustig und stürzten sich auf die Krähe. Ergebnis war, dass die Krähe gerupft da stand – wesentlich armseliger als zuvor.

Ein Feigenblatt benützen

Etwas als Vorwand vorschieben, um etwas zu verhüllen, die Tatsachen verschleiern. Nach der Bibel bestand die erste notdürftige Bekleidung von Adam und Eva nach der Vertreibung aus dem Paradies aus einem Feigenblatt.

Die Hand ins Feuer legen

Diese Redewendung benützt man, wenn man sich einer Sache ganz sicher ist. Im Mittelalter mussten die Menschen tatsächlich ihre Hände ins Feuer legen – um ihre Unschuld zu beweisen. Damals gab es die sogenannten Feuerurteile: Verbrannten die Finger des Angeklagten nicht, so hatte dieser Recht und war unschuldig. Wer sich also einer Sache sicher war, konnte die Hand ins Feuer legen.

Sich etwas aus den Fingern saugen

Wer sich dringend etwas ausdenken muss, saugt sich etwas aus den Fingern. Angeblich benützte diese Redewendung Goethe in einem Reim: „Dichter gleichen Bären, die stets an eignen Pfoten zehren“, in welchem er sich auf die Beobachtung der alten Römer stützt. Sie dachten, dass sich die Bären im Winter Milch aus den eigenen Klauen saugen. Goethe wollte sagen, dass der Schriftsteller seine Geschichten aus sich selbst heraussaugt.

Weder Fisch noch Fleisch

Wenn etwas nichts Halbes und nichts Ganzes ist. Der Ursprung dieser Redewendung liegt in der Reformationszeit, als man Wankelmütige bloß stellen wollte, die nicht so recht wussten, ob sie katholisch bleiben oder evangelisch werden wollten.

Zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen

Wenn man zwei Probleme auf einmal löst, schlägt man sie mit einer Klappe. Die Redewendung geht entweder auf eine Episode des Märchens vom tapferen Schneiderlein der Gebrüder Grimm hervor oder sie hat sich erst sekundär daraus entwickelt. Bekanntlich gelang dem Schneiderlein die Großtat, gleichzeitig sieben Fliegen mit einer Klappe zu schlagen.

Die Flinte ins Korn werfen

Wer die Flinte ins Korn wirft, gibt auf oder resigniert. Diese Redewendung bezog sich ursprünglich auf Soldaten, die in einem aussichtslosen Kampf lieber kapitulierten und wortwörtlich ihre Waffe wegwarfen.