Unterzipser Landwirtschaftsvereine

Die Verabschiedung des Gewerbegesetzes im Jahre 1871 verbesserte deutlich die Situation der deutschen Bevölkerung in der Zips. In der Landwirtschaft knüpften dabei die Zipser Landwirte an eine bedeutende agrarwissenschaftliche Wende an, die in Deutschland entstand und später in der Unterzips Resonanz fand.

In der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts gab es viele neue Erkenntnisse über die Landwirtschaft. Vor allem neues Wissen über Nährstoffbedarf, die Herstellung von Industriedünger und bodenbildende Prozesse wurde von den deutschen Landwirten in der Unterzips sehr gerne angewandt.

Infolge dieser Entwicklungen wurden überall in der Unterzips landwirtschaftliche Vereine gegründet. Zuerst entwickelten sich diese Vereine 1888 in Wagendrüssel, bald darauf in Einsiedel an der Göllnitz. Aus einem Protokoll vom 11. Oktober 1891 geht hervor, dass auch in Schwedler ein solcher Verein entstand. Der gewählte Vorstand erstellte die Satzungen des Vereins, die bald nach deren öffentlichen Verlesung auf der Generalversammlung am 18. Oktober 1891 einstimmig angenommen wurden.

Aufklärung und Arbeit

Der Verein nahm bald seine Aktivitäten auf und erzielte schon in den ersten zwei Jahren seines Bestehens einige Erfolge. Zunächst war das Ziel, Neues zu lernen und über neue Methoden aufzuklären. Demnach abonnierte der Verein regelmäßig Fachzeitschriften und Tagblätter über die Landwirtschaft. Zeitschriften wie „Praktischer Landwirt“, „Zipser Bote“ oder das „Budapester Blatt“ wurden im Beisein der Vereinsmitglieder vorgelesen und inhaltlich besprochen.

Dies spiegelte sich bald in der Rationalisierung der Landwirtschaft und Schaffung einer soliden technischen Basis für die landwirtschaftliche Entfaltung bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs wider. Schon 1892 kaufte der Verein verschiedene Werkzeuge aus Deutschland und bald folgte die Anschaffung von Maschinen. 1897 wurde für dreihundert Gulden ein überdachter Rasenmäher gekauft. 1911 bekam der Verein mithilfe von Dr. Karl Seyfried eine Sämaschine und 1913 sogar eine der ersten Kartoffelsortiermaschinen Ungarns.

So leistete der Verband nicht nur einen Beitrag durch Belieferung mit Mechanisierungsgeräten, sondern ergriff auch wirksame Maßnahmen zur Verbesserung der Tier- und Pflanzenproduktion, indem man Rinder und Schafe züchtete, Samen und Setzlinge veredelte sowie Obstbäume pflanzte. Derart setzte sich der Verein sowohl für die Entfaltung der landwirtschaftlichen Produktion als auch für die Ökologie des Landbaus unter den extremen Bedingungen der Zips ein.

Nach dem Krieg

Nach dem Ersten Weltkrieg konnte man somit auf einem soliden technischen und agrotechnischen Niveau aufbauen, das durch die Pionierarbeit des Vereins geschaffen worden war. Zudem forderte die entstandene Tschechoslowakei den Einsatz progressiver Methoden und Mittel wie Kunstdünger, was viel höhere Hektarerträge erbrachte. Aufgrund von Interventionen beim Landwirtschaftsministerium erhielt auch dieser Verein Unterstützung, was zusammen mit vernünftiger Preispolitik zu guten wirtschaftlichen Ergebnissen führte. Es war dabei sehr vorteilhaft, dass man im Fremdenverkehr in der Hohen Tatra einen stabilen Absatzmarkt fand.

1911 führte der Verein sein eigenes Abzeichen und 1923 sogar seine eigene Fahne ein, die am 26. Juni 1923 im Beisein der Vertreter des Bauernbundes und des Vorsitzenden der Zipser Deutschen Partei, K. Nitsch, eingeweiht wurde.

Fazit

Die Pionierarbeit des Vereins ermöglichte den Landwirten ihre Werkstätten und Höfe mit neuen Maschinen und Geräten auszustatten und progressive Vorgänge zu nutzen, sowie ihre Produkte in viel größerer Menge und höherer Qualität zu produzieren.

In der ganzen Zeit seines Bestehens behielt der Verein stets seine grundlegenden Ziele im Blick: die Förderung der landwirtschaftlichen Produktion sowie das Wohlergehen jedes Vereinsmitglieds und aller Menschen unsres Heimatlandes.

Oswald Lipták