Unvergessene Nachbarn 2024
Am 9. September 2024 erinnerten wir uns mit den Schülern der Polytechnischen Fachmittelschule von J. A. Baťa in Svit im Rahmen des Geschichte-Arbeitskreises „Vergessene Geschichte der Region unter der Tatra“ an den Gedenktag für die Opfer des Holocausts und der Rassengewalt. Die Gedenkveranstaltung wurde von der Evangelischen Kirche Augsburger Bekenntnisses in Deutschendorf/Poprad organisiert. Dabei sprachen der Holocaust-Überlebende und Historiker Ivan Kamenec, der Prediger und Schriftsteller der Brüderkirche Daniel Pastirčák, der Direktor des Holocaust-Museums in Sereď, Martin Korčok, der Vorsitzende der christlichen Organisation ICEJ Peter Švec und der Gemeindepfarrer Michal Findra.
Die Namen der Opfer des Familientransports sowie der Retter wurden von Vertretern der Kirchen, der Stadt und Freunde Israels verlesen. Nach der Gedenkveranstaltung begaben wir uns mit den Schülern zum Bahnhof der Stadt und legten an der Gedenktafel, die an den ersten Transport erinnert, eine Liste mit den Namen der Opfer nieder.
Die Gedenkveranstaltung hinterließ bei den Schülern viele Eindrücke. Die Mitschülerinnen Petra, Diana und Sára aus der II. A schrieben: „Bei dieser Veranstaltung haben wir der Holocaust-Opfer gedacht, indem wir ihre Namen verlesen haben. Wir hatten die Gelegenheit, die Zeugnisse einiger Familienmitglieder zu hören, die trotz ihrer Angst jüdischen Familien geholfen haben. Jede von uns hat auch einen kleinen Stein mitgebracht, den wir zum Gedenken an die Opfer niedergelegt haben, um ihrer zu gedenken. Es war ein emotionaler Moment. Auch dieser Gedenktag erinnert uns daran, wie kostbar Freiheit und Frieden sind, und wir sind dankbar, dass wir Teil dieser Veranstaltung sein konnten.“
Der Historiker Ivan Kamenec sagte in seiner Rede unter anderem, dass „der Holocaust nicht nur eine Tragödie für die Juden, sondern auch für die Mehrheitsgesellschaft ist (…)“. Diese Aussage bewegte Karolína (II. A) und sie meinte: „Das ist ein Satz, über den sich die meisten von uns Gedanken machen sollten. In der heutigen Gesellschaft, die aus verschiedenen Nationalitäten und Gruppen besteht, kann es schnell passieren, dass gegen eine von ihnen Hass, Diskriminierung und Respektlosigkeit entfacht werden. Dies könnte zu einer neuen Form des Holocausts führen. Solange wir jedoch im Gedächtnis behalten, dass jeder Mensch Rechte und einen eigenen Willen hat und es nicht auf seine Rasse, Religion, Nationalität, Haar- oder Hautfarbe ankommt, wird uns das, hoffe ich, fernbleiben.“
Beeindruckende Geschichten
Zum ersten Mal nahmen auch die Mitschülerinnen Sabina, Kristína und Sofia aus der III. A an der Veranstaltung „Unvergessene Nachbarn“ teil. Auch für sie war dieses Thema sehr interessant, denn es ist ein wichtiger Teil unserer Geschichte, an den wir uns erinnern und aus dem wir lernen sollten. Sie meinten: „Beim Zuhören der Geschichten und Reden empfanden wir viele Emotionen. Trauer vermischte sich mit Angst. Nach den Geschichten hörten wir die Namen der Opfer und ihr Alter hat uns wirklich erschüttert. Neben den Namen der Opfer erinnerten wir uns auch an die Namen der Retter, die viele gute und heldenhafte Taten vollbracht haben.“
Ich bin sehr froh, dass die Schüler der Einladung zur Veranstaltung „Unvergessene Nachbarn“ gefolgt sind, die jedes Jahr Anfang September in mehreren Städten der Slowakei stattfindet. Viele Lehrer und Kollegen von mir sind sich der großen Verantwortung bewusst, die sie bei der Erziehung und Prägung der heutigen Jugend tragen. Wir haben die Möglichkeit, ihnen als Vorbild zu dienen, damit sie die richtigen Werte wählen, die Menschen um sich herum schätzen und zu anständigen und verantwortungsvollen Menschen heranwachsen. Deshalb erinnern wir uns und vergessen nicht… ZACHOR זכּוֹר
Mgr. Vladimír Andraš
Polytechnische Fachmittelschule von J. A. Baťa in Svit