Volkstrauertag 2019 in Pressburg

Die Feierlichkeit begann am 17. November 2019 um 9.30 Uhr auf dem deutschen Soldatenfriedhof Vrakuňa mit dem Antritt der Ehrengarde der Garnison Bratislava/Pressburg und einem Trompetensolo.

Der Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in der Slowakei Joachim Bleicker begrüßte die Anwesenden und sprach die Gedenkworte. Es folgte der Beitrag der Schüler der Deutschen Schule Bratislava. Der Oberste geistliche Vertreter der Streitkräfte der Slowakischen Republik Oberst ThDr. Marián Bodolló sprach ein Gebet und mahnende Worte.

Der Verteidigungsattaché der Botschaft der Bundesrepublik Deutschland in der Slowakei Oberstleutnant i. G. Joachim Schmidt gedachte aller Opfer von Krieg und Gewalt. Danach folgten die Kranzniederlegungen. Die Feierlichkeit beendete das Trompetensolo mit dem Lied „Ich hatt´ einen Kameraden“ sowie die deutsche und slowakische Nationalhymne vorgetragen vom Musikkorps der Garnison Bratislava.

Bedeutung des Gedenkens

Die Gedenkstunde an die allzu vielen Opfer beider Weltkriege stand in unseren Jahresplänen als wichtigste Veranstaltung an erster Stelle. Seit dem Bestehen des Karpatendeutschen Vereins in Pressburg haben wir Gedenkstunden alljährlich im November auf verschiedenen Friedhöfen in Pressburg und auch im benachbarten Österreich in Hainburg und Stollhofen, mit großer Anteilnahme unserer Mitglieder, veranstaltet.

Seit dem Jahr der Eröffnung des deutschen Soldatenfriedhofs in Pressburg haben wir diese Tradition beibehalten und auf Einladung der Botschaft der Bundesrepublik Deutschland gedenken wir seither gemeinsam, anlässlich des Volkstrauertages, aller Opfer von Krieg und Gewalt. So lange wir konnten, haben wir uns auch an der Gestaltung dieser Gedenkstunden beteiligt. Leider sind viele Mitglieder aus der Erlebnisgeneration gestorben und altersbedingt haben wir nur noch die Möglichkeit, an dieser mit unseren Erinnerungen dabei zu sein.

Erinnerung – Mahnung!

Unsere Einstellung zu den schrecklichen Geschehnissen des 20. Jahrhunderts haben wir auch diesmal mit der Beteiligung unserer Mitglieder dokumentiert. Auf dem Kranz zu Ehren aller Toten, den einer unserer Ältesten, Julius Bruckner, und einer der Jüngsten, Samuel Stolár, aus unserer Gemeinschaft zum Ehrenkreuz brachten, standen diesmal die Worte „Erinnerung – Mahnung!“ Zu Erinnerung, Versöhnung, Verzeihung wollten wir mit diesen Blumen alle Beteiligten auffordern. Die Mahnung geht an alle Menschen dieser unserer so bewegten Zeit.

Rosína Stolár

(Fotos: Michael Stolár)

Gedenkworte zum Volkstrauertag

Joachim Bleicker, Botschafter der Bundesrepublik Deutschland

„ (…) Dass wir nach Ende der Teilung Europas vor nunmehr 30 Jahren jetzt auch in den Ländern des früheren Warschauer Paktes gepflegte deutsche Soldatenfriedhöfe finden können, ist dem großzügigen Entgegenkommen unserer ehemaligen Kriegsgegner, aber auch dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge zu verdanken, der im Rahmen von bilateralen Vereinbarungen mit den jeweiligen Ländern mit großem Engagement seine Aufgabe erfüllt. (…) Auch nach nunmehr 100 Jahren hat unser Volkstrauertag immer noch seine unbedingte Daseinsberechtigung. Er reiht sich dabei ein in das Gedenken anderer Nationen an deren „Armistice Day“ oder „Remembrance Day“, der sich aus den gleichen Quellen speist. Wollen wir den Tag und diese Gedenkstunde zum Anlass nehmen, uns der Schrecken von Kriegen und Gewaltherrschaft zu erinnern. Dies ist unser kleiner Appell für Frieden auf der Welt.“

Oberst ThDr. Marián Bodolló, oberster geistlicher Vertreter der Streitkräfte der Slowakischen Republik

„Als Zeichen des Endes des Ersten Weltkrieges, erschallten in die weite Stille die Glocken. Es sollte eine Erleichterung auftreten. Der Schlag der Glocken schaffte es aber nicht innere Stimmen von vielen Zuhörenden zu überschallen, die gefragt haben, wo war eigentlich Gott zu dieser Zeit? Wie konnte Gott zulassen, dass so viele unschuldige Menschen, viele schutzlose Alte, Kinder, Frauen sterben mussten?

(…) Viele der Überlebenden haben Gott verworfen. Es könne doch nicht einen Gott geben, der solches Leid zulässt und auf die Menschen zukommen lässt. Aber ein großer Teil der Überlebenden hat ihren Glauben an Gott gefestigt (…) In die ermarternde Angst sollen uns die Worte des Apostels Paulus Mut geben. In seinem Brief an die Römer schrieb Paulus: „Was sollten wir nun sagen? Wenn Gott für uns ist, wer sollte gegen uns sein?“ Und die Worte Jesu Christi schaffen uns inneren Frieden. „Mir ist alle Vollmacht gegeben im Himmel und auf der Erde… und siehe, ich bin mit euch alle Tage bis zum Ende der Welt.“

Joachim Schmidt, Verteidigungsattaché der Bundesrepublik Deutschland

„Wir denken heute an die Opfer von Gewalt und Krieg, an Kinder, Frauen und Männer aller Völker. Wir gedenken der Soldaten, die in den Weltkriegen fielen, der Menschen, die durch Kampfhandlungen oder danach in Gefangenschaft, als Vertriebene und Flüchtlinge ihr Leben verloren. Wir gedenken derer, die verfolgt und getötet wurden, weil sie einem anderen Volk angehörten, einer anderen Rasse zugerechnet wurden oder deren Leben wegen einer Krankheit oder Behinderung als lebensunwert bezeichnet wurde (…)

Wir gedenken heute auch derer, die bei uns durch Hass und Gewalt gegen Fremde und Schwache Opfer geworden sind. Wir trauern mit allen, die Leid tragen um die Toten. Aber unser Leben steht im Zeichen der Hoffnung auf Versöhnung unter den Menschen und Völkern, und unsere Verantwortung gilt dem Frieden unter den Menschen zu Hause und in der ganzen Welt.“