Vom urbanen Berlin in die Hohe Tatra: Ali Gök organisiert deutsches Abitur in der Slowakei

Seit August 2023 ist Ali Gök der kommissarische Leiter der deutschsprachigen Abteilung an der Deutsch-Profil-Schule in Deutschendorf/Poprad. Im Gespräch mit dem Karpatenblatt betonte er den Stellenwert der deutschen Sprache.

Im verschneiten Deutschendorf/Poprad am Fuße der Hohen Tatra empfing uns im Dezember 2023 Ali Gök in seiner bilingualen Schule. Die Deutsch-Profil-Schule Poprad ist ein staatliches Gymnasium mit einer deutschen Abteilung, welches es den rund 250 Schülerinnern und Schülern ermöglicht, neben der slowakischen Matura auch ein deutsches Abitur zu erhalten. Ziel der Schule sei es, die Schülerinnen und Schüler so vorzubereiten, dass sie an einer deutschen Hochschule studieren können. Warum das Erlernen der Sprache so wichtig ist, erklärte uns Ali Gök in seinem Büro: „Ich finde, Deutsch spielt im europäischen Raum als meistgesprochene Muttersprache eigentlich die wichtigste Rolle. Gerade in der Slowakei haben sich so viele deutsche Firmen niedergelassen und etabliert. Deshalb kommen die Schülerinnen und Schüler zu uns und lernen die Sprache.“ 

Das bilinguale Gymnasium ist auch aus historischen Gründen eng mit der Stadt und der Region eng verwurzelt, wovon auch Ali Gök weiß: „Diese Region war schon immer durch die Kultur der Karpatendeutschen geprägt. Bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges gab es eine breite deutsche Minderheit, die hier gelebt hat. Später, nachdem sich das Land dann wieder öffnete, hat die Bundesrepublik nach Partnern gesucht, bei der sich Poprad, auch bekannt als Deutschendorf, angeboten hat.“ Seit fast 33 Jahren gibt es die Schule nun schon und trotz der starken historischen Verbindung schätzt Ali Gök, dass heute nur noch etwa fünf Prozent der Schülerinnen und Schüler aus der deutschen Minderheit stammen.

Seit August 2023 ist Ali Gök kommissarischer Leiter der deutschsprachigen Abteilung.

Wachsen an den neuen Herausforderungen

Ali Gök studierte das Gymnasiallehramt für die Fächer Deutsch und Türkisch an der Universität Essen. Als erfahrene Lehrkraft in Berlin wollte er sich dann nochmal umorientieren und bewarb sich bei der Stelle für Auslandsschulwesen. Daraufhin wurde ihm die kleine Schule in der Slowakei vorgestellt. „Ich kannte zwar das Land und die Hauptstadt Bratislava, war aber vorher noch nie dort. Auch wenn ich Poprad gar nicht kannte, so habe ich mich dennoch von Anfang an nicht fremd gefühlt. Heute fühle ich mich sehr wohl. Nette, aufgeschlossene und hilfsbereite Leute gibt es hier. Das gleiche gilt für die Schülerinnen und Schüler. Deshalb bin ich froh, hier zu sein.“

Ali Göks letzter Wohnort war das urbane Berlin. Der Kontrast zu seinem jetzigen Leben in einer Kleinstadt, störe ihn gar nicht. Auch wenn Ali Gök heute sehr zufrieden ist, so kam es doch alles ganz anders als eigentlich geplant: Er war zunächst als Lehrkraft für den Deutschunterricht engagiert worden, jedoch konnte die Leitung der deutschsprachigen Abteilung nicht nachbesetzt werden. Um zu verhindern, dass kein deutsches Abitur mehr angeboten werden kann, sei er „in die Rolle reingewachsen“ und leitet die Abteilung bis heute kommissarisch.

Die Hohe Tatra über den Dächern Poprads/Deutschendorfs

Deutsches Abitur in der Hohen Tatra

Als kommissarischer Abteilungsleiter der anerkannten deutschen Auslandsschule sorgt Ali Gök unter anderem für die sichere Planung, Durchführung und das Abnehmen des deutschen Abiturs. Im Fokus liegt dabei vor allem, die Qualitätsstandards sicherzustellen, damit es für die Schülerinnen und Schüler keinen Unterschied macht, ob sie eine Schule in Deutschland oder in der Slowakei besuchen. Ali Gök organisiert Stundenpläne, stellt neue Lehrkräfte für den Fachunterricht ein und bringt Gäste in die Hohe Tatra, damit sich seine Schülerinnen und Schüler neue Zugänge zur deutschen Sprache und Kultur erschließen können.

Die Deutsch-Profil-Schule in Deutschendorf/Poprad erkennt ihren historischen Standort und ist offen für neue Partnerschaften. Ali Gök weiß, warum es so reizvoll ist, die Reise in die Berge auf sich zu nehmen: „Es ist eine kleine, wunderschöne, weltoffene Stadt und die Leute kommen aus der ganzen Welt, um hier ihren Urlaub zu verbringen.“ Inmitten dieser malerischen Kulisse setzt Ali Gök seine Arbeit fort, damit es auch in Zukunft ein deutsches Abitur in der Hohen Tatra geben wird.

Peter Mons