Weshalb ich Mitglied des Karpatendeutschen Vereins bin
Ich bin 1942 in Pressburg geboren, wie auch mein Vater 1906. Bei uns zu Hause wurde Deutsch gesprochen. Nach dem Krieg aber haben meine Eltern mit mir Slowakisch gesprochen, was meinem Vater nicht ganzt leicht fiel. Im Kreise der Familie und Bekannten meiner Eltern wurde allerdings weiterhin Deutsch gesprochen. Damals war Deutsch in der Slowakei aber nicht willkommen, es war gewisse Vorsicht geboten.
Heute kann ich mich an einen kleinen Zwischenfall erinnern, den ich als ungefähr vierjähriger Bub in der slowakischen Kinderschule verursacht habe. Die Lehrerin fragte, wer von den Kindern ein Gedicht aufsagen könne. Ich kannte kein slowakisches, so habe ich ein kleines deutsches Gedicht aufgesagt, woraufhin dann meine Mutter bei der nächsten Gelegenheit zur Rede gestellt und gefragt wurde, woher ich das kenne.
Auch das Radio stellten meine Eltern nie laut, am wenigsten im Sommer bei offenem Fenster. Im Laufe der Zeit lockerten sich die Verhältnisse allmählich. Mit dem Sendebeginn des Österreichischen Fernsehens öffnete sich für uns ein Fenster in die freie Welt und Kultur des deutschsprachigen Raumes. Meist sahen wir nur „Wien“ , was zur Folge hatte, dass wir einen besseren Überblick über Wirtschaft, Politik, Kultur und das gesellschaftliche Leben in Österreich als in der damaligen Tschechoslowakischen Republik hatten. Unvergesslich sind für mich die analytischen und visionären Kommentare von Alfons Dalmar, Paul Lendvay, Franz Kreuzer und insbesondere des ehemaligen „Pressburgers“ Hugo Portisch geblieben.
Viel Freude hatten wir bei den Untgerhaltungssendungen wie „Der goldene Schuss“, „Am laufenden Band“ „Heiteres Beruferaten“, „Einer wird gewinnen“ mit Protagonisten wie Vico Torriani, Hans Moser, Rudi Karell, Elfriede Ott, André Heller und anderen.
Warum bin ich Mitglied des Karpatendeutschen Vereins? Für meine Deutschkenntnisse bin ich sehr dankbar, denn sie bereichern mein Leben bedeutend. Bei den Volkszählungen trage ich bei „Národnosť“ (Nationalität) Deutsch ein, im Personalausweis steht bei „Národnosť“: slovenská. Ich fühle mich weder als Deutscher, noch als Slowake. Ich bin einfach ein Nachkomme derer, die hier Jahrhunderte lang lebten, dieses Gebiet aufbauten, mit ihrer Kultur und Welteinstellung prägten und deren Sprache Deutsch war. Wir sind nun die letzten Mohikaner, die noch den Geist der alten Zeiten spüren konnten.
Ich gebe zu, kein sehr aktives Mitglied zu sein, trotzdem bin ich gerne Mitglied der kleinen schwindenden Gemeinde der Pressburger.
Da ich nur slowakische Schulen besucht habe, ist meine Rechtschreibung „im Rahmen der Möglichkeiten“, noch negativ beeinflusst durch das „Kochlöffel Pressburger Deutsch“.
O.V.
Vor der diesjährigen Jahresversammlung hat die OG des KDVs in Pressburg mehr als dreihundert Einladungen verschickt. Um einen besseren Überblick über ihre Mitglieder zu bekommen, waren diese Einladungen mit einer Rückantwort versehen, in welcher außer der Teilnahme auch um einen Vermerk zur Mitgliedschaft gebeten wurde. Die Antworten kamen spärlich. Es dauerte eine gute Weile und dann kam diese verspätete „Rückantwort“, die umso mehr erfreute.