Wie viele Identitäten hat ein Mensch eigentlich?
Eine Frage, die mich immer noch fasziniert und gleichzeitig stört. Eine Frage, zu der ich wahrscheinlich nie eine Antwort bekommen werde, aber die mich trotzdem interessiert und noch lange in der Mitte meiner Gedankengänge sein wird. Eine Frage, die möglicherweise nicht einmal beantwortet werden muss.
Identität ist ein Ausdruck, der die Menschheit seit Jahrzehnten mit verschiedenen Attributen und Bedeutungsebenen begleitet. Sie stellt eine Art Spektrum unterschiedlicher Bedeutungen und Zusammenhänge dar, die wir uns darunter vorstellen, egal ob wir uns im Bereich der Philosophie, Mathematik, Logik, Soziologie oder sogar Psychologie selbst bewegen. Gleichzeitig kann es aber auch die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Sprachgruppe, einer nationalen, ethnischen oder soziologischen Gemeinschaft ausdrücken. Die Psychologie selbst definiert den Begriff „Identität“ als das Bewusstsein oder das Gefühl eines Individuums, seine Authentizität, seine Originalität und Einzigartigkeit.
Aber was macht mich eigentlich einzigartig?
Ich mache mich selbst unverwechselbar. Selbstverständlich macht mich meine Persönlichkeit einzigartig – mit meinen Gedanken, Meinungen, Äußerungen, meiner Ausdrucksweise, Selbstdarstellung und anderen Faktoren, die meine Persönlichkeit – meine Identität – beeinflussen. All dies prägt meine Identität – eine Identität, die jeden Tag geprägt wird und das seit mehreren Jahren. Während meines Lebens begannen sich neben meiner Grundidentität auch neue Identitäten zu bilden, die meine Persönlichkeit erweitert haben. Dazu kamen neue sprachliche, soziale und kulturelle Identitäten, die mich begleiten und die ich in mir selbst finde. Und deshalb komme ich wieder auf die Frage: Kann ein Mensch mehrere Identitäten haben? Wie viele darf er eigentlich haben?
Eine, zwei, drei… Identitäten
Von meiner Geburt an haben mich mehrere Identitäten begleitet. Die erste Identität ist von meiner Herkunft geprägt: slowakisch, europäisch. Eine Identität, die sich auf den Ort bezieht, an dem ich wohne und lebe. Eine Identität, die sich neben meinem Studium oder Beruf entfaltet. Eine Identität, die von meinen Interessen und Steckenpferden geprägt ist, die mich von der Welt um mich herum lösen. Sie entsteht durch mein Denken, mein Auftreten und meine Persönlichkeit. Sie wird beeinflusst von meiner Familie, meinen Freunden, meinen Bekannten und der Gesellschaft, in der ich mich befinde. Im Laufe der Zeit beginnen sich jedoch neben diesen Identitäten neue Identitäten zu bilden. In meinem Fall war es zunächst die englische und die deutsche Identität, die bei meinem ersten Kontakt mit diesen Sprachen und Kulturen Gestalt annahm. Das war in den ersten Schuljahren, als ich als Kind in eine mir unbekannte Welt einer neuen Sprache und eines neuen Landes vordrang. Während meiner Studienzeit haben sich diese Identitäten entwickelt, bereichert und überlagert. Später kamen die Identitäten hinzu, die ich durch bestimmte soziale und kulturelle Schichten erworben habe. Menschen, mit denen ich mehr Zeit verbrachte und verbringe, ändern mich. Sie schufen und erschaffen ein Bild von mehreren Identitäten, die in einer Individualität bestehen – in einer Person. Ich spüre immer noch ihre Anwesenheit und kann mir mein Sein ohne sie nicht vorstellen, sie sind einfach ein Teil von mir, ein untrennbarer Teil der Persönlichkeit. Darauf bin ich zu Recht stolz und das zeichnet mich aus. Meine Identitäten wachsen und werden weiterwachsen und ich mit ihnen.
Wie viele Identitäten?
Wie viele Identitäten hat ein Mensch wirklich? Fünf, zehn, zwanzig – so viele er will, spürt, annimmt. Sie formen in der Gesamtheit seine Persönlichkeit – eine Persönlichkeit, die dank unserer Identitäten entsteht. Und es ist wichtig, unsere Persönlichkeit, die aus multiplen Identitäten besteht, zu bewahren und der Welt zu zeigen. Wie der katalanische Politiker Pau del Rosso sagte: „Es ist wichtig, die eigene Identität zu bewahren. Es ist unser einzigartiges Geschenk an andere, einzigartig im Universum.“
Matej Lanča