Wieso man vor lauter Angst nicht unbedingt sterben muss
Vor weit zurückliegender Zeit schrieb Karl Marx über ein in Europa wanderndes und wandelndes Gespenst namens Kommunismus. Heute befinden wir uns in einer Zeit, in der der Corona-Angstgeist herumgeistert und mehr und mehr alles paralysiert.
Wir leben in einer spannenden, krisenbeladenen Zeit, über Langweile können wir wirklich nicht klagen. Hier kommt es auf keinen Fall darauf an, die Coronazeit und dementsprechende Maßnahmen zu verharmlosen oder auf die leichte Schulter zu nehmen.
Für viele sind alle Wünsche und Hoffnungen unerfüllt geblieben und es kam noch manches unvorhergesehene Unglück dazu wie beispielsweise die erschütternde Hochwasserwelle in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Ost-Belgien sowie der Gegend um Salzburg. Sie wälzte grauenvoll dahin und kostete hunderte Menschenleben.
Was werden nun die kommenden Monate bringen? Es wäre vermessen, Einzelheiten darüber prophezeien zu wollen. Wir leben in einer Zeit, in der wir in einem Fort mit einem Thema bombardiert werden: Corona. Wir leben aber zugleich in einer Zeit, die alle Möglichkeiten in sich birgt. Sie gibt uns eine Chance, die unwiederbringlich verloren wäre, wenn wir sie nicht ergreifen und mit beiden Händen festhalten.
Lehre aus der Coronakrise
Was können wir aber als Gesellschaft von unserem bisherigen Umgang mit der Coronakrise lernen? Ich denke, es handelt sich vor allem um Begriffe wie Angst und ihr Umgang damit, Toleranz und ihr zunehmendes Ausbleiben und die empor schnellende Anzahl von Verschwörungstheorien. Es geht also nicht um Spaß oder eine Laune, wenn wir unentwegt bemüht bleiben, unser frohes Völkchen gegen die Wirkungen von Fake News, Hoaxes und Verschwörungstheorien abzuschirmen. Es ist bitterer Ernst.
Wenn es schon unser Schicksal ist, dass uns das treulose Glück im Stich lässt, so steht offen, nicht wie wir dieser Lage begegnen sollen, sondern wo wir ihr begegnen: beim Lesen, beim Beten, beim Schreiben, beim Pflegen, beim Hausarbeiten, beim Treffen mit Freunden, bei einem guten Tropfen oder vielleicht beim Meditieren. Also bei allem Möglichen, was es zu verhindern vermag, wie hypnotisierte Kaninchen völlig paralysiert auf die Coronaschlange zu schauen.
Verweis früherer Zeitepochen
Angst ist ein uraltes Menschheitsphänomen, das sogar lebensnotwendig ist, um überhaupt leben und gedeihen zu können. Sie herrscht und gewinnt sogar die Oberhand, wenn überall die Lage völlig außer Kontrolle ist und jedwede Sicherheit plötzlich weg ist. Siehe Corona. Einerseits eine unvorstellbare Armee von Wissenschaftlern und Medizinern, eine Unmenge an Geräten und Medikamenten jeder Art, ja unlängst eine ganze Reihe von Impfstoffen und die voranschreitende Vakzinierung, deren Ende geschweige Erfolg samt der ganzen Coronakrise aber niemand voraussagen kann.
Sehr bedenklich dabei ist, dass ein Mensch der ohne Unterbrechung nur mit angstbeladenen Gerüchten bombardiert wird, todsicher alles Mögliche über sich ergehen lässt. Auch auf Kosten der eigenen bürgerlichen Freiheiten. Da ist höchste Vorsicht geboten.
Wo kommt eigentlich das deutsche Wort „Angst“ her?
Erstaunlicherweise wurzelt es im Wortstamm „Enge“. Etwas engt uns also ein. Das führt zu Verspannungen, denen man aber auf den Grund gehen muss, wenn deren Folge, die Angst, schon überall tief ihre Wurzeln geschlagen hat. Ein paar Beispiele von heute dienlich? Nun, wer kennt nicht Menschen, die nicht Mal das eigene Haus verlassen wollen, in der Wohnung stets mit Maske herumlaufen, Lebensmittel horten und wenn alle schlimmen Eigenschaften hochkommen, sie an ihrer Umgebung auslassen? Sie „versüßen“ das Leben ihrer Mitmenschen so gut wie möglich. Alles in und mit der Angst, sie könnten von Corona heimgesucht werden. Wir können wahnsinnig viel nicht mehr kontrollieren, obwohl wir es so gerne wollten. Wir haben es hier also mit Kontrollverlust zu tun, man weiß nicht, woher das kommt und wohin all dies führt und in diesen Kontrollverlust passt gerade die Angst wie die Faust aufs Auge.
Einerseits steht hier eine nur unlängst kaum vorstellbare vernetzte Digitalisierungszeit, die eine gefährlich täuschende Illusion hervorbrachte, dass man alles auf Erden unter Kontrolle haben könnte und andererseits steht da plötzlich diese rätselhafte Coronazeit und kein Mensch traut sich, eine verlässliche Prognose über Zeit und Dauer, geschweige denn über die Anzahl der Wellen und Opfer abzugeben.
Hierbei müssen wir aber auch so manche politische Führung und einzelne Politiker selbst in Schutz nehmen. Denn, wer will schon letztendlich dumm und doof bloßgestellt oder sogar mit Steinen beworfen werden? Wer sehnt sich denn schon nach sowas? All dies vermag schon eine enorme Frustration hochzubringen, die natürlich Begriffen wie Angst, Frustration und Verschwörungstheorien fruchtbaren Boden bieten.
Furcht als Grundlage menschlicher Existenz
Andererseits war seit jeher die Furcht vor dem Ungewissen die Grundlage des menschlichen Denkens und Seins. Denn wüssten wir, was nach dem Tod kommt, so würde das menschliche Leben ganz seinen Sinn verlieren. Die Furcht vor dem Tod ist das Grauenvollste, was denkbar ist. Wüssten wir nämlich, dass nach dem Tod eine Leidenszeit käme, so könnte die Furcht vor dem Abbrechen dieses Lebens nicht so grauenvoll sein wie vor dieser Ungewissheit. Im Licht des Glaubens ergeben sich daraus produktive Perspektiven – egal, zu welchem „Lager“ man gehört.
Schlussfolgerung
Gott gab uns nicht den Geist der Angst, sondern den der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit. Das heißt, wir sollten die Probleme der Coronazeit nicht angstgeprägt, sondern diszipliniert und kraftvoll angehen, voller Liebe im Herzen. Wer ohne Angst nicht leben kann, der stirbt nun Mal vor lauter Angst. Kein Geringerer sagt das, als unser Friedrich Schiller selbst.
Nur Gelassenheit und ein ehernes Herz führen zum Sieg über Corona. Mit Empfindsamkeit, alter Kontrollsucht und Angstverkrampfung kommt man dabei nicht weit.
Oswald Lipták