Zehn slowakische Orte sind Reformationsstädte Europas
Die Reformation ist eine Weltbürgerin – als gemeinsames europäisches Erbe verbindet sie auch Slowaken und Deutsche. Und so ist es nicht verwunderlich, dass zehn Städte aus der Slowakei Ende März den Titel „Reformationsstadt Europas“ erhielten.
Bei der feierlichen Messe in Schemnitz/Banská Štiavnica sagte Botschafter Joachim Bleicker: „In der Erinnerung an die Fragen, die einst der Reformator Luther stellte, können wir auch Antworten für unsere Zukunft finden. Heute muss sich Europa „reformieren“, wenn wir die Welt in unserem Sinne mitgestalten wollen!“
Die Reformation sei ein Teil der Geschichte, die Slowaken und Deutsche in vielerlei Hinsicht miteinander verbindet. Dies sehe man daran, dass zehn slowakische Städte den Titel „Reformationsstadt Europas“ erhielten. Darunter auch Schemnitz – die Stadt, in der aus diesem Anlass ein feierlicher Gottesdienst stattfand.
Diese enge Verbindung der beiden Länder sei laut Bleicker auch deutlich geworden, als der „Europäische Stationenweg“ im Februar einen Halt in Barthfeld/Bardejov einlegte. Hier hat Leonhard Stöckel, Bekannter und Freund Luthers und Melanchthons, im Jahre 1549 die Confessio Pentapolitana verfasst – das lutherische Bekenntnis der fünf freien Königsstädte Kaschau/Košice, Barthfeld/Bardejov, Leutschau/Levoča, Prešov und Sabinov.
Verbreitung der Reformation in der Slowakei
Zunächst seien es Deutsche gewesen, die die Reformation im Land verbreitet hätten. In der Folge hätten aber auch die slowakische Kultur und Sprache wichtige Anerkennung und einen Aufschwung erlebt. Der sichtbarste Beweis dafür sei, dass das erste je in slowakischer Sprache gedruckte Buch ein Katechismus Luthers sei, der im Jahre 1581 in Barthfeld erschien.
Das einzige erhaltene Exemplar befindet sich in den Beständen der Slowakischen Nationalbibliothek in Martin. Es soll im Rahmen einer Sonderausstellung der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.
Die Reformation habe nicht nur die Kirche erneuert, sondern auch bahnbrechende politische, gesellschaftliche und kulturelle Veränderungen mit sich gebracht, die bis heute spürbar seien.
Das Erbe der Reformation
Die Reformation gehe jeden an, meinte Bleicker. Auch heute müsse sich Europa wandeln, um zivilisatorische Errungenschaften zu bewahren und „die Welt in unserem Sinne“ mitzugestalten. Unsere Kirchen seien immer im Wandel und besitzen das nötige Selbstvertrauen, um sich selbst kritisch zu hinterfragen – so wie Luther es getan habe.
Bleicker bezeichnete das Reformationsjubiläum als Chance. In der Erinnerung an die Fragen, die einst Reformator Luther stellte, könne man auch Antworten für unsere Zukunft finden. Der Botschafter schloss mit einem Zitat von Luther selbst, das heute wie vor 500 Jahren aktuell scheint: „Lasset die Geister aufeinander prallen, aber die Fäuste haltet still.“
DBP/Red
Reformationsstädte in der Slowakei
Den Titel „Reformationsstädte Europas“ erhielten zehn slowakische Städte. Kesmark/Kežmarok war einer der ersten Orte in der Region, der sich der Reformation anschloss. Kachau/Košice, Leutschau/Levoča, Barthfeld/Bardejov, Prešov und Sabinov waren die fünf Städte, die 1549 die Confessio Pentapolitana annahmen, in der sie sich zur Evangelischen Kirche Augsburgischen Bekenntnisses bekannten. 1559 nahmen weitere Städte das Glaubensbekenntnis „Confessio Heptapolitana“ an. Dazu gehörten die ehemaligen Bergbaustädte Neusohl/Banská Bystrica, Schemnitz/Banská Štiavnica, Kremnitz/Kremnica und Zipser Neudorf/Spišská Nová Ves.