Das Bierbrauen hat in Schwedler Jahrhunderte lange Tradition.

Zur Bierbrautradition in Schwedler

Wie heute so hatte Schwedler auch in der Vergangenheit oft mit materiellen Problemen zu kämpfen, die unsere frühere Bergbaustadt oft heimsuchten. Dabei mussten unsere Ahnen oft Ansatzpunkte suchen, um die üble wirtschaftliche Lage zu verbessern.

Gerade in Zeiten des allgemeinen Niedergangs des Bergbaus, als nicht einmal Holz verkauft wurde, war die Stadt plötzlich nur noch auf Einnahmen angewiesen, die sie aus den Regalien bezog. Daher suchte man nach anderen Quellen. Eine solche fand sich schließlich im Bau einer Stadtbrauerei. Das Magistrat wollte dadurch die wachsenden Schulden der Stadtkasse reduzieren. Das genaue Baujahr der Brauerei ist nicht bekannt. Aus dem Protokoll des Stadtrates über die Angelegenheiten der Brauerei ist jedoch anzunehmen, dass der Bau um 1650 errichtet wurde.

Die Anfänge der Brauerei

Die Stadt kaufte dem Schwedler Bürger Caspar Fleischer eine gut ausgestattete Brauerei und das Recht, Bier zu brauen ab. Die Stadt erlaubte ihm in der Stadtbrauerei zwei Sud pro Jahr zu brauen. Falls dies jedoch aufgrund des Betriebs in der Brauerei nicht möglich sein sollte, erlaubte ihm die Stadt, die genannten zwei Sude entweder in der Brauerei seines Vaters oder in einer anderen Brauerei eines seiner Bekannten zu brauen.

Wie dem Protokoll im Stadtbuch von Schwedler zu entnehmen ist, hatte Schwedler damals neun Brauereien, die wohlhabenden Bürgern der Stadt gehörten. Um die Einnahmen der Stadt nicht zu gefährden, durften sie ihr Bier nur unter der Bedingung brauen, dass dabei nur die in Schwedler angebaute Gerste für die Malzherstellung verwendet wird. Außerdem mussten sie beim Brauvorgang 90 Denare in bar zahlen oder einen Kübel (40 – 44 kg) Malz für jeden Sud nutzen.

Auszug aus dem Stadtbuch von Schwedler
Auszug aus dem Stadtbuch von Schwedler

Das gebraute Bier wurde dann in den städtischen Gasthäusern gezapft. Die Stadt verpflichtete später kleine Brauereien, ihr Bier an das städtische Wirtshaus abzugeben. Jede Brauerei, die dagegen verstieß, sollte mit einer Geldstrafe von 12 Gulden belegt werden.

Blüte und Renovierung

Die Stadt fand damit eine stetige Einnahmequelle, die über das ganze folgende Jahrhundert die Ausgaben der Stadtkasse decken konnte. Zu dieser Zeit war zudem Branntwein noch nicht so weit verbreitet und der Import von ungarischen Weinen war selten und teuer. Kein Wunder also, dass die Stadtbrauerei einen beachtlichen Umsatz verzeichnete und schöne Gewinne vorweisen konnte, die zu Gunsten der gesamten Stadt Schwedler genutzt wurden.

Ein Jahrhundert hindurch wurde in der Stadtbrauerei Bier gebraut und nach all dieser Zeit musste das Gebäude renoviert werden. So beauftragte die Stadtverwaltung 1744 eine Groß-Renovierung, die nur ein Jahr dauerte und bald fertiggestellt wurde. Insgesamt kostete das ganze Werk eine damals respektable Summe von 1117 Gulden und 44 Denaren.

Verfall und Untergang

Leider stand der neurenovierten Stadtbrauerei nur eine kurze Blütezeit bevor. Die Bewohner von Schwedler lernten nämlich bald die immer mehr aus Tokaj und Tállya importierten Weine kennen. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts begann man zudem, in der Zips Kartoffeln anzubauen und Branntwein zu brennen. Die Kartoffeln waren günstiger als Gerste, deren Anbau in unseren Bergregionen viel Aufwand bei relativ geringen Erträgen erforderte. Diese Entwicklungen trugen dazu bei, dass die Brauerei zu Beginn des 19. Jahrhunderts nur Verluste verbuchte, sodass die Stadt gezwungen war, sich nach anderen Einnahmequellen umzusehen. Diese fand sie am Ende des 18. und Anfang des 19. Jahrhunderts in der Besteuerung importierter Spirituosen. Die Menge des gebrauten Bieres nahm allmählich ab, bis Ende der 60er Jahre des 19. Jahrhunderts die Brauerei ihren Betrieb vollständig einstellte. Das Gebäude verfiel zunehmend und wurde 1873 durch einen Brand vollständig zerstört. Nach über zehn Jahren des Verfalls wurde das Gebäude schließlich 1884 in ein Schulgebäude der früheren Grundschule umgebaut.

Fazit

Am Ende blieben nur noch kahle und zunehmend verfallene Mauern der ehemaligen Brauerei erhalten. Die Brauerei lebte und lebt jedoch immer noch im Bewusstsein unserer Leute. Im Volksmund trugen die ehemalige Schule und alle Nebengebäude den Namen „In der Brauerei“. Es liegt an uns, diese Tradition als Teil der Erinnerungskultur abzustauben und zu pflegen oder sogar in Form eines gut angelegten Projekts zu beleben.

Oswald Lipták