krickerhau

Zwischen Stuub, Ownpenkl und Almarai: Besuch in einem Krickerhauer Steinhaus

Andrej Jedlovský besitzt ein außergewöhnliches Haus in Krickerhau/Handlová: ein deutsches Steinhaus, das schon fast 140 Jahre alt ist. Wir statten ihm einen Besuch ab, um mehr über das Gebäude und seine spannende Geschichte zu erfahren.

Steinhäuser wie dieses stellten vor dem Zweiten Weltkrieg noch die Mehrheit der Bauten in Krickerhau/Handlová und der nahen Umgebung dar. In Neuhau/Nová Lehota und Drexlerhau/Janova Lehota sind abgesehen von ein paar neuen Häusern alle aus Stein gebaut. Die wirkliche Besonderheit dieser Häuser ist, dass sie ohne Außenputz errichtet wurden. Die Steinquader, die genau ineinander passen, wurden aus Sandstein gehauen und zeugen von der Meisterhaftigkeit der hiesigen Maurer. Diese Häuser haben ihren Ursprung im Holzhaus der Kremnitzer Bergleute, die in der ganzen Gegend um Kremnitz/Kremnica verbreitet waren. In Krickerhau/Handlová war es etwas anders, hier wurde begonnen, statt der Holzhäuser auch Steinhäuser zu bauen.

Zunächst war nur das Erdgeschoss gemauert und der Rest aus Holz. Später, in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, waren schon die ganzen Häuser gemauert. Zu dem Haus gehörten auch Wirtschaftsgebäude, die einzelne Anwesen bildeten. Sie trugen ihre eigenen Namen und an ihnen orientierten sich die Bewohner der sieben Kilometer langen Gemeinde. In einem derartigen Anwesen lebten teilweise sogar 40 Leute.

Krickerhauer Steinhaus
Ursprüngliche Anlage des Anwesens

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die meisten der Steinhäuser nicht saniert, viele Denkmäler wurden auf Kosten neuer Bauten zerstört. Ein weiterer Einschnitt kam nach dem Erdrutsch 1961, bei dem weitere mehr als 100 Häuser zerstört wurden. Dennoch kann man bis heute viele dieser außergewöhnlichen Bauten in den Gemeinden Neuhau, Drexlerhau und am Stadtrand von Krickerhau sehen.

Steinhaus
Das Steinhaus aus dem 19. Jahrhundert in Krickerhau

Besuch im Krickerhauer Steinhaus

Das Steinhaus von Andrej Jedlovský gehörte einst der Familie Franz. Es wurde im Jahre 1883 gebaut und befindet sich am unteren Ende der Stadt. Der heutige Besitzer hat es im Jahr 2009 gekauft. Damals war es in einem desolaten, aber ursprünglichen Zustand. Sogar eine sogenannte schwarze Küche ist hier erhalten. Das Kochen in einer schwarzen Küche ist eine mittelalterliche Art Essen zuzubereiten, sie hat sich nach und nach von den Burgen auch in den Dörfern verbreitet. Dabei hat man über offenem Feuer auf einem sogenannten Dreifuß gekocht, Fleisch geräuchert und den Brotofen geschürt.

In dem Haus von Herrn Jedlovský ist bis heute die ursprüngliche Aufteilung der Zimmer erhalten. Ein Teil des Gebäudes wurde Anfang des 20. Jahrhunderts verändert, damals wurde das Haus unter den einzelnen Erben aufgeteilt und jeder renovierte seinen Bereich nach den eigenen Vorstellungen.

In dem Steinhaus ist auch die „Stuub“ erhalten. Dieses Zimmer war einst der Mittelpunkt des Familienlebens. Die wichtigste Ausstattung dort ist der Ofen, der mit grünen, glasierten Kacheln besetzt ist. Zwei Bänke, die „Ownpenkl“ umschließen den Ofen. Im Winter war dieser Platz besonders beliebt, um dort zu sitzen oder manchmal auch zu schlafen. Über dem Ofen hängen Stangen, die sogenannten „Stengl“. Sie sind unter der Decke befestigt und dienten dazu, Kleidung zu trocknen. An einem der Dachbalken war einst auch eine Kinderschaukel befestigt, die aus einem rechteckigen Tuch bestand, das etwa ein Meter auf ein Meter groß war und mit Eisenringen an der Decke befestigt war. Manchmal hingen in den Zimmern auch mehrere derartige Schaukeln, wenn es in der Familie mehrere Kinder gab.

Gegenüber dem Kachelofen steht ein großer Tisch mit zwei Eckbänken. Dort befindet sich auch ein Herrgottswinkel mit einem Kreuz und Kerzen sowie links und rechts an der Wand Heiligenbilder. Auch ein „Paichttopala“, ein Weihwasserkessel aus Porzellan, hängt an der Wand. Im Herrgottswinkel befindet sich links auch ein Eckschrank, in dem Rasierzeug, Tabak, Schnaps und wichtige Dokumente aufbewahrt wurden. Holzlöffel wurden im Besteckkasten beim Tisch aufbewahrt. Das andere Besteck und Schüsseln, später auch Teller, wurden auf dem Wandregal „Almarai“ aufbewahrt. Längs an der Wand entlang standen zwei Bänke mit Lehnen (Lahpenkl) und ein bis zwei Betten. In der kalten Jahreszeit, wenn es auf den Feldern weniger zu tun gab, gehörte zum Inventar auch eine Kurbel und ein Tragegestell „s Gastell“.

Der Boden war aus verdichtetem Lehm und ab dem Ende des 19. Jahrhunderts aus Holzdielen. Die Decke bestand aus Balken „Troom“ und quer verlief ein massiver Balken, der „da Rees“ bezeichnet wurde.

Licht spendeten einst Petroleumlampen mit offener Flamme und bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts Kienspan, für den es an der Wand Halterungen gab oder für den extra tragbare Ständer verwendet wurden. Von der Beleuchtungsart der Zimmer konnte man auch darauf schließen, wie reich die einzelnen Familien waren, die sie bewohnten.

Auf der Suche nach historischen Möbeln

Herr Jedlovsky hat versucht, so gut wie möglich den ursprünglichen Zustand des Hauses und des Interieurs zu bewahren. Da in seinem Haus keine Möbel erhalten waren, hat er alte, ursprüngliche Möbelstücke aus Krickerhau und der Umgebung gesammelt. Mit ihnen ist das Haus heute ausgestattet.

Im ersten Stock befinden sich Kammern, die mit bemalten Truhen und alten Betten ausgestattet sind. Sie dienten einst als Schlafkammern der einzelnen Familien. Der Besitzer hat im oberen Gang historische Bilder des alten Krickerhau und Bilder aus dem Leben der deutschen Bewohner der Stadt aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg aufgehängt.

Im September findet in dem deutschen Steinhaus, im Rahmen der Tage des europäischen Kulturerbes der Tag der offenen Tür statt. Dann kann man sich das Kochen in der schwarzen Küche anschauen, eine Krickerhauer Tracht aus dem 19. Jahrhundert bewundern und traditionelle Lieder im Krickerhauer deutschen Dialekt hören.

Andrej Jedlovský/Red