30 Jahre Karpatendeutscher Verein

30 Jahre KDV: Gründung, Höhepunkte, Konsolidierung

Das Innenministerium der Slowakischen Republik hat die Registrierung der Satzung des Karpatendeutschen Vereins in der Slowakei (KDV) am 29. August 1990 bestätigt. Und so stand der Gründungsversammlung des neuen Vereins nichts mehr im Wege.

Nach der von Josef Roob gesendeten Einladung fand die Gründungsversammlung am 30. September 1990 um 13.30 Uhr im Metzenseifner Dombachtal im Erholungszentrum ZŤS Kaschau statt. Als Delegierte waren 125 Anwesende aus jeder karpatendeutschen Region anwesend, aber es waren noch mehr dabei, sie sich für den neuen Verein der Deutschen interessierten: Es versammelten sich mit der Tanz- und Singgruppe aus Hopgarten ungefähr 300 Menschen. Als Gäste waren auch Vertreter der Karpatendeutschen Landsmannschaft (weiter KdL) aus Stuttgart anwesend: der Vorsitzende Isidor Lasslob und Vorstandsmitglied Adalbert Haas. Teilgenommen haben auch der Bürgermeister von Metzenseifen, Josef Pačaj, und Paul Tischler aus München, der aus Metzenseifen stammte. Die Versammlung leitete Josef Roob, der auch einen Vortrag über die Geschichte der Karpatendeutschen und ihre Aufgaben für die Zukunft hielt.

30 Jahre Karpatendeutscher Verein
Bericht in der Karpatenpost

Erster Vorsitzender und Funktionäre

Nach umfassender Diskussion wurde zum ersten Vorsitzenden des Karpatendeutschen Vereins Mathias Schmögner aus Metzenseifen gewählt. Der KDV teilte sich in vier Sektionen mit folgenden gewählten Funktionären:

1. Sektion (Preßburg Stadt und Land): Aurel Roth; Stellvertreter: Otto Sobek

2. Sektion (Hauerland): Augustin Josef Lang; Stellvertreter: Erwin Schlenker, Elena Šimková

3. Sektion (Oberzips): Franz Keppl; Stellvertreter: Paul Wawrek, Viliam Šuranovský, Karl Leškovský; Ersatzmann: Gustav Roth

4. Sektion (Unterzips mit Stoß und Metzenseifen): Mathias Schmögner, Vorsitzender des KDVs; Erika König, Hermine Jalč, Ján Vilčko; Ersatzmann: Josef Quallich.

Als kooptierte Mitglieder wurden Josef Roob und Wilhelm Gedeon gewählt.

30 Jahre KDV
Der Gründungsort des Karpatendeutschen Vereins auf einer Zeichnung von Wilhelm Gedeon.

Zweite Generalversammlung in Martin

Am 14. November 1990 hat aber der Vorsitzende des KDVs, Mathias Schmögner, seinen Rücktritt erklärt. Die Begründung hat er in fünf Punkten zusammengefasst: 1. Finanzielle Probleme, 2. Akzeptanz von staatlichen Behörden, 3. Bespitzelung, 4. Nicht genügend Kenntnisse der slowakischen Gesetzgebung, 5. Überforderung durch die angefallenen Arbeiten. Die entstandene Situation hat man im Vorstand und auch mit einigen Personen aus der KdL intensiv diskutiert. Josef Roob als “Senior” hat in einem Rundschreiben an den Vorstand die wichtigsten Punkte genannt, um zu einer arbeitsfähigen Vereinsführung zu bekommen. Als neuen Vorsitzenden hat er vorgeschlagen, eine der folgenden Personen zu wählen: Franz Keppl, Erika König, Gejsa Roth, Aurel Roth oder Erwin Schlenker.

Die zweite Generalversammlung hat am 16. Februar 1991 in Martin stattgefunden. Als Gäste waren Isidor Lasslob, Oskar Marczy und Adalbert Haas von der KdL und Abgeordnete des slowakischen Parlaments anwesend. Die Delegierten vertraten jede Region, zusammen waren es ungefähr 60 Personen. Da hat man konkrete Fragen des Aufbaus des KDVs besprochen sowie die aktuellsten Probleme der deutschen Minderheit in der Slowakei: Erhaltung der Sprache, der Kultur, Jugendarbeit, Vermögensfragen, soziale Problematik. Nach einer lebhaften Diskussion wurde als neuer Vorsitzender des Karpatendeutschen Vereins in der Slowakei öffentlich durch Akklamation Wilhelm Gedeon aus Kaschau bestimmt.

30 Jahre KDV
Wilhelm Gedeon wurde 1991 Vereinsvorsitzender.

Höhepunkte: Erklärung des Slowakischen Nationalrates

Eines der wichtigsten Ergebnisse der etlichen Begegnungen der karpatendeutschen Repräsentanten mit den slowakischen Politikern war die Erklärung des Slowakischen Nationalrates vom 12. Februar 1991 Nr. 272/1991. In der offiziellen Stellungnahme ist die Rede von “einem bedeutenden historischen Ereignis – für das slowakische Volk und für die karpatendeutsche Volksgruppe.” Außerdem wurde gesagt, dass “historische Tatbestände und ihre Entwicklung ungenau und missverständlich wiedergegeben sind.” Es wurde auch empfohlen, eine slowakisch-deutsche Kommission zu bilden, die die gemeinsame Vergangenheit aufarbeitet. Auch wenn einige Formulierungen kritisch angenommen wurden, dennoch empfinde “(…) die karpatendeutsche Volksgruppe über diese Entschließung Genugtuung und sie ergreift gerne die gereichte Versöhnungshand”.

Am 13. Mai 1991 besuchte der Vorsitzende des Nationalrates František Mikološko den baden-württembergischen Landtagspräsidenten Erich Schneider und die Patenstadt der Karpatendeutschen Karlsruhe. Im Rahmen dieses Besuches fanden auch Treffen mit den Vertretern der KdL statt. Laut dem Bundesvorsitzenden der KdL, Isidor Lasslob, habe dieser Besuch “nur bestätigt, dass – wie von uns ständig reklamiert – zwischen Slowaken und Karpatendeutschen immer ein gutes, freundschaftliches Verhältnis bestanden hat.”

Das Bundestreffen in Karlsruhe

Als weiterer Höhepunkt der Neuformierung der Beziehungen zwischen den Karpatendeutschen und der Slowakei, aber auch zwischen der KdL und dem KDV, kann man das 22. Bundestreffen der Karpatendeutschen in Karlsruhe vom 31. Mai bis 2. Juni 1991 betrachten. Teilgenommen haben ungefähr 10.000 Karpatendeutsche, davon Hunderte aus der Slowakei. Anwesend waren Bundesminister, Ministerpräsidenten, Bundestags- und Landtagsabgeordnete von der deutschen Seite, aus der Slowakei waren als Gäste der Ministerpräsident Ján Čarnogurský, der Vizepräsident des Slowakischen Nationalrats, Milan Zemko, Kardinal Ján Chryzostom Korec und weitere Persönlichkeiten dabei. Dieses Treffen unter dem Motto “Gemeinsam nach Europa” nannte man auch Treffen der Gemeinsamkeit und Versöhnung. Die Resonanz in der slowakischen Presse war durchaus positiv.

Konsolidierung

In den darauffolgenden Monaten intensivierten sich die Begegnungen der Karpatendeutschen und slowakischen Repräsentaten mit dem Ziel, die Beziehungen neu zu formieren und die Tätigkeit des Vereins weiter auszubauen. Dazu haben die Vertreter der KdL und des KDVs durch etliche Gespräche, Besuche und offizielle Tagungen viel beigetragen. Die Konsolidierungsphase des Aufbaus des KDVs und der Formierung der Beziehungen des KDVs zu den karpatendeutschen Organisationen und zu den slowakischen Stellen hat in diesen Monaten einen festen Grund bekommen, auf den wir in den letzten 30 Jahren bauen konnten.

Ondrej Pöss