Ausstellung „Reformation im östlichen Europa – Slowakei/Oberungarn“
Vom 2. bis 21.6.2017 fand in Einsiedel an der Göllnitz/Mníšek nad Hnilcom eine Ausstellung des Deutschen Kulturforums östliches Europa statt. Die Ausstellung mit dem Titel „Mehr als Luther. Reformation im östlichen Europa“ kann im Juli in Käsmark/Kežmarok und im September in Pressburg/Bratislava besucht werden.
Das Deutsche Kulturforum östliches Europa ist ein gemeinnütziger Verein, der von der deutschen Bundesregierung über ihren Beauftragten für Kultur und Medien (BMK) gefördert wird. Seit 2013 ist dies Frau Prof. Monika Grütters. In Zusammenarbeit mit Partnern aus Mittel- und Osteuropa ist das Kulturforum bestrebt, historische Gemeinsamkeiten zu finden und der Öffentlichkeit zu vermitteln.
Das Jahr 2017 steht ganz im Zeichen des 500. Jahrestages der Reformation. Auch das Deutsche Kulturforum stellt dieses Thema in den Mittelpunkt ihrer Aktivitäten.
Drei Ausstellungen in der Slowakei
In Form einer Wanderausstellung informiert das Kulturforum über die Reformation und die mit ihr verbundenen Geschehnisse. Für die Slowakei, deren Gebiet vor 500 Jahren zu Ungarn gehörte und deren östlicher Teil als Oberungarn bezeichnet wurde, sind ausgewählte Informationen zur lutherischen Reformation auf zehn Tafeln zusammengestellt.
Die Stationen der Wanderaustellung in der Slowakei sind:
Einsiedel an der Göllnitz/Mníšek nad Hnilcom (2.6.-21.6.2017),
Käsmark/Kežmarok (23.6.-27.7.2017) und
Pressburg/Bratislava (12.9.-29.9.2017).
Als Ausstellungsort in Einsiedel diente das kulturelle Zentrum der Ortsgruppe der Karpatendeutschen, das Haus der Begegnung. Für Käsmark ist die Neue evangelische Kirche als Standort ausgewählt und in Pressburg werden wir die Ausstellungsobjekte an der Evangelischen Theologischen Fakultät der Comenius-Universität finden.
Vom 14. Jahrhundert bis in die Gegenwart
Die Texte in deutscher, slowakischer und ungarischer Sprache geben zusammen mit Bildern und Grafiken einen guten Überblick zu den historischen Ereignissen, beginnend mit den ersten glaubenserneuernden Bewegungen im 14. Jahrhundert.
So erfahren wir z.B., dass Leonhard Stöckel (1510-1560) aus Bartfeld/Bardejov bei Martin Luther studierte und zu denen zählte, die die Reformation in ihre Heimatstädte und weitere Orte der Region brachten. Es wird auf die Calvinisten und die Gegenreformation eingegangen.
Der evangelische Pfarrer Jozef Hurban (1817-1888), für den 2006 in Sillein/Žilina ein Denkmal eingeweiht wurde, zählt zu den Mitbegründern der slowakischen Schriftsprache. In der Ausstellung wird auf das 1932 errichtete Lutherhaus in Pressburg hingewiesen, auf dessen Fassade sich Reliefköpfe und Porträts von Martin Luther (1483-1546), Paul Gerhardt (1607-1676, Kirchenlieddichter) und anderen Persönlichkeiten befinden.
Auch die schwierige Situation der slowakischen evangelischen Kirche in der Zeit zwischen 1945 und 1989 ist Thema einer der zehn Ausstellungstafeln.
Etwas Statistik
Heute ist die Evangelische Kirche A.B. (Augsburger Bekenntnis) in der Slowakei, zu der sich etwa 6 Prozent der Bevölkerung bekennen, die zweitgrößte Kirche des Landes. Sie zählt 320 Gemeinden mit 686 Kirchen und 361 Geistlichen. Zu ihr bekennen sich etwa sechs Prozent der Bevölkerung. Der Reformierten Christlichen Kirche in der Slowakei gehören 1,8 Prozent an.
Zu ergänzen ist, dass sich als dritter im Bunde der evangelischen Kirchen die Evangelischen Methodisten mit etwa 10.000 Mitgliedern befinden. Die mit Abstand dominierende Religionsgemeinschaft ist die katholische Kirche mit fast 3,5 Millionen Mitgliedern bzw. 63 Prozent der Bevölkerung. Nur 13 Prozent gehören offiziell keiner Religion an.
Ausstellung leider gut versteckt
Wer die Ausstellung in Einsiedel besuchte, vermisste nicht nur vor dem Haus der Begegnung einen entsprechenden Hinweis. Zur Ausstellung gehörendes Informationsmaterial lag nicht vor, ebenso das allgemein übliche Gästebuch. Es ist zu hoffen, dass trotzdem zahlreiche Besucher den Weg zu den Orten dieser interessanten Wanderausstellung finden.
Nicht weit entfernt vom Haus der Begegnung in Einsiedel, rechts vor der ev. Kirche, befindet sich das dortige Martin-Luther-Haus. Es dient als Gemeindehaus. Bei großer Kälte werden Gottesdienste dort und nicht in der dahinter befindlichen Kirche gehalten. Auch die Besichtigung dieser Kirche ist empfehlenswert.
Dr. Heinz Schleusener