„Nur gemeinsam ist man stark“
Mária Katarína Režuchová stammt aus der Oberzips, bereits während ihres Studiums ist sie aber nach Deutschland gezogen. Inzwischen arbeitet sie als Zahnärztin in Niederbayern. Im Karpatenblatt-Gespräch verrät sie, wie es für sie war, in Dresden zu studieren, welche Ziele sie sich gesetzt hat und was sie jungen Menschen rät, um die eigenen Träume in die Tat umzusetzen.
Du kommst aus Deutschendorf/Poprad. In welchem Stadtviertel bist du aufgewachsen und was für Erinnerungen hast du an diese Stadt?
Ich bin gebürtige Popraderin und ich bin in Felka/Veľká aufgewachsen. Ich habe viele Erinnerungen an die Stadt – von der Kindheit über die Teenie-Jahre. Die Stadt ist mit mir gewachsen und hat sich im positiven Sinne geändert. Poprad hat sich immer wie ein Zuhause für mich angefühlt und ich kehre immer wieder gern in die Stadt unter der Hohen Tatra zurück. Als kleines Kind haben wir meistens mit den anderen Nachbarkindern auf unserer Straße gespielt – Fußball, Tennis, es gab auch Schaukeln und im Winter sind wir immer zum Rodeln gegangen. Wir hatten damals als Kinder kein Handy oder Computer, deswegen haben wir die meiste Zeit irgendwo draußen verbracht. Den Sommer in Poprad habe ich genauso geliebt, da es immer reichlich Kulturprogramm gab – ob Freiluftkino, Konzerte oder Festivals. Die Stadt hatte immer sehr viel zu bieten.
Wann hast du gewusst, dass die Stadt mit Deutschen zu tun hatte und dass die deutsche Sprache in dem Gebiet eine lange Tradition hat?
Ich habe relativ früh rausgefunden, dass in unserer Region Zips Deutsche waren. Mein Papa ist ein großer Enthusiast, was die Geschichte angeht, und er hat mir oft alte Landkarten gezeigt. So habe ich ungefähr mit 8 Jahren rausgefunden, dass Poprad auf Deutsch Deutschendorf hieß.
Du hast in Dresden studiert. Was hast du studiert?
Ich habe in Dresden Zahnmedizin studiert, an der Medizinischen Fakultät Carl Gustav Carus der Technischen Universität.
Wie war dein Studentenleben in Deutschland?
Ehrlich gesagt hatte ich nicht dieses typische Studentenleben mit Partys, wie man es kennt. Wir hatten unsere Prüfungen unter dem Semester, deswegen hat das Lernen fast meine ganze Freizeit beansprucht. Außerdem bin ich viel gelaufen und habe Sport getrieben, das hat mir immer geholfen, den Kopf freizubekommen. Ich habe durch Zufall eine Slowakin kennengelernt und sie ist meine beste Freundin geworden. Mit ihr habe ich die meiste Zeit verbracht. Wir haben uns immer gegenseitig unterstützt und relativ viel unternommen. Mein Lieblingszeitvertreib war Picknick am Elbufer mit Blick auf das Dresdner Panorama. Kochabende mit Freunden oder Spaziergänge im Park haben einen auch sehr gut aus dem stressigen Unialltag herausgerissen.
Wo lebst und arbeitest du jetzt?
Momentan wohne ich in Landau an der Isar, einer kleinen niederbayrischen Stadt in der Nähe von Straubing. Ich arbeite hier als Assistenzzahnärztin in der Zahnarztpraxis Dr. Frodl.
Kennst du irgendwelche Witze oder amüsante Geschichten aus deinem beruflichen Alltag?
Mein Chef lernt zurzeit Schwedisch und beklebt alles, was so in der Praxis liegt und steht, mit Klebezetteln, auf denen der schwedische Ausdruck für den jeweiligen Gegenstand steht. Bei uns hängen also überall kleine Zettel.
Dieses Jahr feiern wir 30 Jahre deutsch-slowakische Beziehungen. Was würdest du den beiden Ländern aus diesem Anlass wünschen?
Ich wünsche den beiden Ländern, dass sie in diesen turbulenten Zeiten zusammenhalten und hilfsbereit sind. Denn nur gemeinsam ist man stark.
Welche Ziele hast du als junge Frau für deine Zukunft?
Ich würde gern einmal eine eigene Praxis eröffnen. Bis es aber so weit ist, muss ich noch sehr viele Erfahrungen sammeln und einiges lernen – nicht nur das fachliche, sondern man muss auch über gewisse Führungsqualitäten verfügen. Und ich wünsche mir einen Hund.
In der Slowakei lebt die junge Generation der Karpatendeutschen. Was würdest du den Jugendlichen empfehlen, damit sie sich wie du ihre Träume und Studienziele erfüllen können?
Es ist oft gruselig, die eigene Komfortzone zu verlassen. Aber erst dann kann man sich selbst und die Welt richtig kennenlernen. Man muss über seinen Schatten springen und den Mut haben, Neues zu lernen. Deswegen würde ich empfehlen: Nehmt die Herausforderung an, holt euch die beste Bildung, die ihr euch nur holen könnt, entdeckt die Welt, erweitert euren Horizont. Träume motivieren dazu, dass man sie eines Tages in Wirklichkeit verwandelt. Man muss nur aus seiner Komfortzone herauskommen, denn alles ist möglich, wenn man den Willen dazu hat.
Das Gespräch führte Hubert Kožár. Für die Reihe „KDJ auf ein Wort“ spricht er mit jungen und junggebliebenen Leuten über die deutsche Sprache, die deutsche Minderheit und ihre Interessen.