Berühmte Zipser: Theologe und Maler Johann Lumnitzer
Der in Zipser Neudorf/Spišská Nová Ves geborene Johann Lumnitzer ist nicht nur wegen seiner Tätigkeit als Pfarrer und Lehrer berühmt. Besondere Fähigkeiten zeigt auch seine Zeichenkunst, die wir in Bildern historischer Persönlichkeiten sowie von Landschaften und Tieren finden. Seine Vorlagen für den Zeichenunterricht waren die ersten, die in Ungarn gedruckt wurden.
Johann Georg Lumnitzer wurde am 31. Mai 1783 in Zipser Neudorf/Spišská Nová Ves als Sohn des Lehrers Andreas Lumnitzer und dessen Ehefrau Anna Maria Schöde geboren und einen Tag später getauft. Sein Vater arbeitete in Leutschau/Levoča, deshalb hielt sich der junge Johann dort oft auf. Aus der Leipziger Literaturzeitung vom 23. Mai 1808 erfahren wir weiterhin, dass Johann in Leutschau „von einem geschickten Mahler Unterricht in der Zeichnungskunst und der Mahlerey genossen“ hat. Offensichtlich wurde Johanns Zeichentalent früh erkannt und gefördert.
Lehrer auf Umwegen
Das Gymnasium besuchte er in Debrezin/Debrecen, gefolgt von theologischen Studien am dortigen Lyzeum. Das Studium setzte er in Deutschland fort. Die in Leipzig und vor allem Dresden gewonnenen Eindrücke von der Kunst bestärkten ihn darin, sein Zeichentalent vor eine wissenschaftliche Laufbahn zu stellen. Obwohl er in Leipzig selbst Zeichenunterricht gab, konnte er sich davon aber nicht ernähren. So begann er verspätet die damals nach dem Studium typische Laufbahn: Erzieher und Hauslehrer, zunächst in Wien und später in Dresden. Es folgte eine Stelle als Professor für Mathematik und Zeichenkunst in Kesmark/Kežmarok.
Buch über Zeichenkunst
Hier kam er auf die Idee, Vorlagen für den Zeichenunterricht zu erarbeiten. Es sind die ersten, die in Ungarn gedruckt wurden. Sie erschienen 1804 als Buch in Debrezin. Den Text für die „Anfangsgründe der Zeichenkunst. Zum Besten der sich mit Zeichnungskunst unterhaltenden studirenden Jünglinge und Knaben“ (A Rajzolás Mesterségének kezdete) schrieb Professor Paul Sárvári, Professor am reformierten Collegium zu Debrezin. Beginnend mit einfachen Strichen und Linien wird in dieser Anleitung schrittweise das Zeichnen von Körperteilen bis hin zum ganzen menschlichen Körper vermittelt.
Blumen statt Körper
In der Leipziger Literaturzeitung bewertet ein Rezensent das Buch positiv, bemerkt jedoch kritisch, dass die „Zeugungstheile bey den menschlichen Gestalten überall weggelassen und durch Blumen ergänzt“ sind. Der Meinung der Autoren, der griechische Ausspruch „Nichts ist zu verbergen“ sei in Ungarn nicht gültig, schloss sich der Rezensent nicht an und forderte, auch in Ungarn müsse gelten „Dem Reinen ist alles rein“.
Vom Prediger zum Superintendeten
Lumnitzers Lehrerkarriere endete 1817, nachdem er zuvor zwei Jahre das ev. Gymnasiums in Teschen/Tešín als Direktor geleitet hatte. Von 1817 bis 1824 war Johann Lumnitzer Prediger in Teschen/Tešín, später in Brünn/Brno. Während der Zeit in Brünn hielt er auch Predigten in Iglau/Jihlava. Seine Arbeit wurde durch den Aufstieg zum „Senior“, zum leitenden ev. Geistlichen, und im Jahr 1830 zum Superintendenten für Mähren gewürdigt. Die Erfahrungen als Lehrer nutzte er in der neuen Funktion, um
sich für ein gutes Niveau an den evangelischen Schulen einzusetzen.
Zeichner der Natur
Lumnitzer beschäftigte sich intensiv mit den Naturwissenschaften und schrieb Bücher für den Schulgebrauch. Besonders zu erwähnen ist sein 1825 in Wien veröffentlichtes Buch „Naturhistorische Tafeln des Thierreiches“. Es enthält hunderte detaillierte Zeichnungen der Tierwelt und ein Namensverzeichnis in lateinischer, ungarischer, deutscher, französischer, italienischer, polnischer und englischer Sprache.
Leutschauer Ehrenbürger
Anerkennung bekam er auch aus seiner Heimat. Im Jahr 1844 beehrte der Magistrat von Leutschau „den Superintendenten J. G. Lumnitzer mit Ertheilung des Ehrenbürgerrechtes“. Sein Talent als Maler richtete sich später stärker auf Landschaften, die er „mit Meisterschaft“ zeichnete. Dieses und weiteres Lob finden wir im Nachruf für Johann Georg Lumnitzer, der nach einem erfüllten Leben am 28. Januar 1864 in Brünn starb.
Dr. Heinz Schleusener