Rebensaft verbindet – im Gespräch mit Weinliebhaber Dušan Pleško
Seit vielen Jahren ist Dušan Pleško aus Pressburg/Bratislava Teilnehmer der Kultur- und Begegnungsfeste des Karpatendeutschen Vereins in der Slowakei. Bei der diesjährigen Zusammenkunft führten wir das folgende Gespräch.
Herr Pleško, Sie nehmen seit vielen Jahren am Begegnungsfest der Karpatendeutschen in Kesmark teil. Welche Veranstaltungen sind für Sie dabei besonders interessant?
Das Fest ist eine einmalige Gelegenheit, um Freunde und Bekannte aus dem Kreis der Karpatendeutschen zu treffen. Ich bewundere besonders die Kindergruppen, die singen, tanzen und auf diese Art und Weise die traditionelle Kultur der Deutschen in der Slowakei weiter am Leben halten. Dies wäre aber ohne Enthusiasmus und Beispiel der Älteren nicht möglich.
Wer Sie etwas näher kennt, weiß, dass Sie ein Freund guter Weine, aber besonders von deutschen Weinen sind. Wie ist es dazu gekommen?
Ich habe mehr als 20 Jahre die Zweigstelle einer großen deutschen Gesellschaft in der Slowakei geleitet und dabei sehr viel Zeit in Deutschland verbracht. Die freie Zeit an Wochenenden war eine gute Möglichkeit, dieses Land besser kennenzulernen. Dazu hat auch Wein gehört. Mich haben die steilen Weinberge in mehreren deutschen Weinbaugebieten und die damit verbundene Arbeit fasziniert, speziell am Mittelrhein, Rheingau, Mosel, Nahe und der Ahr. Dabei habe ich nicht nur die Landschaft bewundert, sondern auch die Weine. Mit Ausnahme der Ahr ist Riesling die wichtigste Rebsorte hier. Sie spiegelt sehr gut den Boden inklusive Kellerarbeit wider und bietet unglaublich viele Geschmacksrichtungen und Prädikate an. Die internationale Anerkennung der deutschen Rieslinge beweist, dass die Produkte sehr gut sind. Auch ich war schnell von der Qualität des Rieslings begeistert und habe mich tiefer mit ihm befasst.
Geht es Ihnen dabei allgemein um deutsche Weine oder bestimmte Weinsorten oder auch Anbaugebiete?
Ich habe in meinem Leben viele Weinbaugebiete der Welt, darunter etwa Australien und Neuseeland, besucht. Im Februar 2020 fliege ich nach Südafrika. Vor vielen Jahren habe ich die Vielfalt der Rebsorte Sauvignon Blanc bewundert. Als ich aber Riesling, speziell den deutschen Riesling, besser kennengelernt hatte, stellte ich sehr schnell fest, dass Riesling noch interessanter und vielfältiger ist. Riesling ist so mein Lieblingswein geworden. Außerdem bin ich in den letzten Jahren oft an die Ahr gereist, um auch die Rebsorte und den Wein Spätburgunder, der international mehr als Pinot Noir bekannt ist, besser zu verstehen.
Ich habe den Spätburgunder von der Ahr verkostet und mit dem Pinot Noir aus Burgund verglichen. Dabei habe ich zu meiner Überraschung festgestellt, dass die Ahrweine nicht schlechter schmecken. Die Ahr ist landschaftlich genommen unglaublich schön, die Weinberge sind meistens sehr steil. In westlichen Deutschland ist die Ahr das nördlichste Weinbaugebiet. Dank des Mikroklimas und der tüchtigen Arbeit der Winzer entstehen fantastische rote Weine und so ist Spätburgunder nach Riesling mein Favorit Nr. 2 geworden.
Wie wird man zu einem Weinkenner? Ist es richtig, dass Sie ein Sommelier sind?
Ich versuche, die vielen Seiten der Weinproblematik zu studieren, die Weine zu verkosten und im Kreis der Weinfreunde zu diskutieren. Ich bezeichne mich als Weinliebhaber. Man soll unbedingt viel verkosten, vergleichen und „Brainstorming“ mit anderen Weinfreunden machen. Etwas Talent schadet nicht, es gilt aber auch hier: „ohne Fleiß kein Preis“. Für meine Studien nutzte ich auch die Lehrgänge des Deutschen Weininstituts. Ich besitze das Zertifikat „Sommelier Professional“, das ich im Rahmen eines mehrjährigen Studiums erworben habe – in der Assoziation der slowakischen Sommeliers (ASSR). Die Prüfung war nicht einfach. Mein Ziel war nicht Sommelier zu werden, sondern meine Weinkenntnisse zu vertiefen und mein Wissen auf dem neuesten Stand zu halten.
Geben Sie Ihr Wissen auch weiter?
Ja, seit Jahren dank eines großen Interesses der Weinfreunde, Weinclubs, etc. Es ist kein Gewerbe, sondern ein Hobby von mir, Weinreisen zu organisieren. Sie führen hauptsächlich nach Deutschland, aber auch Österreich, in die Schweiz, gelegentlich auch nach Australien und Neuseeland. Ich bin Mitglied von mehreren Weinclubs, halte Vorträge, organisiere Seminare, zum Beispiel über die Kombination Wein und Speisen. Ich schreibe auch Artikel zum Thema Wein, insbesondere den Riesling.
Welche Ihrer Kontakte nach Deutschland haben bis heute Bestand?
Während der mehr als zwanzigjährigen Tätigkeit in Deutschland habe ich viele Kontakte und auch Freundschaften gewonnen, die ich weiter pflege. Ich bin sehr stolz, dass zu meinen sehr guten Bekannten und Freunden solche Persönlichkeiten der deutschen Weinszene gehören, wie Helmut Dönnhoff aus Oberhausen an der Nahe, die Herren Dr. Drieseberg und Breit vom Weingut Wegeler (Rheingau und Mosel), Werner Näkel und Dennis Appel vom Weingut Meyer-Näkel an der Ahr. Die Reihe aller Namen wäre sehr lang.
Werden Sie das Kesmarker Begegnungsfest auch im kommenden Jahr besuchen?
Das Kesmarker Begegnungsfest hat einen festen Platz in meinem Terminkalender. In den letzten 15 Jahren versäumte ich es aus familiären Gründen nur zweimal.
Vielen Dank für das Gespräch, Herr Pleško!
Dr. Heinz Schleusener