Walter Bistika Tod

Abschied von Walter Bistika

Vor gut einem Jahr wurde der Metzenseifner Walter Bistika für sein fotografisches Lebenswerk mit einer Ausstellung geehrt, vor knapp einem halben Jahr feierte er mit Familie und Freunden seinen 90. Geburtstag. Am 7. September verließ er uns für immer und nicht nur die Karpatendeutschen seiner Heimatstadt trauern um diesen Verlust.

Walter Bistika zählt zu der Generation, welche die Vertreibung nach dem Zweiten Weltkrieg bewusst erlebte. Obwohl es für ihn leichtere Wege gegeben hätte, kehrte er später in seine Heimatstadt zurück und nahm aktiv am Wiederaufbau teil. Nie vergaß er dabei seine Wurzeln. Er dokumentierte, sammelte und archivierte Materialien zu Geschichte und Gegenwart der Deutschen in der heutigen Slowakei.

In dem 2018 veröffentlichten wissenschaftlichen Werk dreier deutscher Forschungsinstitute für Ost- und Südosteuropa über “Neue Zugänge zur Geschichte der Deutschen in der Slowakei” wird er völlig korrekt als “Chronikschreiber und Lokalpatriot” bezeichnet. Diese Aussage nimmt ganz sicher Bezug auf die von Walter Bistika gemeinsam mit dem unvergessenen Wilhelm Gedeon (1922-2014) geleistete Hauptarbeit an der umfassenden Metzenseifner Chronik, dem 2013 erschienenen Buch “Medzev – Die Änderungen der Stadt seit der Gründung bis heute”, das in vier Sprachen erschien.

Bekannt wurde Walter Bistika bereits als junger Mann durch seine Fotografien. Dieses Hobby führte er in Perfektion aus. Seine Fotos von Natur und historischen Objekten, Landschaften, von Blumen und Pflanzen, erschienen in Zeitungen, Zeitschriften, Büchern wie der genannten Chronik und als Ansichtskarten. Mit seinen Sprachkenntnissen – neben dem Slowakischen beherrschte er Deutsch und Ungarisch in Wort und Schrift perfekt – war er stets ein gefragter Gesprächspartner für ausländische Besucher, die sich über die Karpatendeutschen informieren wollten.

So finden wir Interviews mit Walter Bistika in den Programmen diverser Rundfunk- und Fernsehstationen Europas und in vielen deutschsprachigen Zeitungen und Zeitschriften. Natürlich muss an dieser Stelle auch Walter Bistikas umfangreiches Wirken für den Karpatendeutschen Verein hervorgehoben werden. Seine Anstrengungen zum Erhalt und zur Pflege der deutschen Kultur, insbesondere des mantakischen Dialekts, reichen weit in die Zeit vor der Wende zurück, konnten sich aber erst mit der Gründung des Karpatendeutschen Vereins vollständig entfalten.

Sein Wissen und seine Fähigkeiten waren für die Orts- und Regionalgruppe stets eine Säule ihrer Arbeit. Als er aus gesundheitlichen Gründen seine geliebte Kamera an den berühmten Nagel hängen und sein Engagement insgesamt reduzieren musste, konzentrierte er sich auf das Mitwirken im Goldseifen-Chor. Mit diesem trat Walter Bistika noch im Juni zum Kultur- und Begegnungsfest in Kesmark und zuletzt am 20. Juli 2019 in Ober-Metzenseifen auf. Der Chor wird seine Stimme, die Ortsgruppe ihr aktives Mitglied und ihren klugen Ratgeber, die Freunde werden sein Wissen und seinen Rat sowie die Stadt einen ihrer besonders bedeutsamen Bürger vermissen.