Das Österreichisch-slowakische Sommerkolleg feiert sein 25. Jubiläum
Dank der finanziellen Unterstützung der Aktion Österreich-Slowakei fand das Österreichisch-slowakische Sommerkolleg vom 7. bis 20. Juli 2024 bereits zum zehnten Mal in Neutra/Nitra statt. Insgesamt 18 Studierende aus ganz Österreich und der Slowakei haben an dem Sommerkolleg teilgenommen.
Die Idee, Sommerkollegs zu veranstalten, entstand nach dem Fall des Eisernen Vorhangs im November 1989, als neue, bis dahin noch nie dagewesene Bedingungen für die Entwicklung der Zusammenarbeit zwischen der ehemaligen Tschechoslowakei und Österreich auf praktisch allen Ebenen geschaffen wurden.
Diese Zeit ist insbesondere mit der Wirkung des damaligen österreichischen Bundesministers für Wissenschaft und Forschung (1989-1994) und Bundesministers für Unterricht und Kultur (1994-1995), Dr. Erhard Busek, verbunden. Dank seiner Initiative stellte Österreich erhebliche finanzielle Mittel aus dem Staatshaushalt zur Unterstützung der Bildung und Wissenschaft in den Nachbarländern des ehemaligen Ostblocks bereit – mit dem Gedanken, dass dieses Geld eine gute Investition für das neue, sich formierende Europa ist.
Die damit geförderten Projekte sollten u.a. dazu beitragen, dass die Nachbarländer Österreichs nicht mehr wie bis 1989 nur nebeneinander existieren, sondern sich gegenseitig öffnen. Dies verlangte wiederum eine bestimmte Offenheit gegenüber dem Unbekanntem, Abschaffung von Vorurteilen und Stereotypen sowie das gegenseitige Akzeptieren auf beiden Seiten ab.
Entscheidend für das Österreichisch-slowakische Sommerkolleg war die Unterzeichnung des Protokolls über das bilaterale Programm „Aktion Österreich – Slowakei, Wissenschafts‑ und Erziehungskooperation“ im Mai 1992. Das erste Österreichisch-slowakische Sommerkolleg wurde 1999 in Nitra ausgetragen und kehrte in den 25 Jahren seines Bestehens in regelmäßigen Abständen in die Stadt unter dem Berg Zobor zurück.
Das Österreichisch-slowakische Sommerkolleg als eines der erfolgreichen Programme der Aktion verfolgt dabei von Anfang an Ziele, die nicht nur für das akademische Umfeld im breiteren Sinne von Bedeutung sind, sondern auch im Hinblick auf die persönliche Entwicklung, die immer mehr gefragten Schlüsselkompetenzen – hier insbesondere die sprachliche, interkulturelle und soziale Kompetenz – den Abbau von Stereotypen und Vorurteilen, die Verständigung, die Akzeptanz des Andersartigen, die Erweiterung der Horizonte und der Denkweise der Teilnehmenden.
Das Sommerkolleg 2024
Das Organisationsteam des diesjährigen Österreichisch-slowakischen Sommerkollegs bereitete für die Teilnehmenden ein attraktives und abwechslungsreiches Sprach- und Rahmenprogramm vor. Erfahrene und begeisterte Lektorinnen und Lektoren für Deutsch als Fremdsprache und Slowakisch als Fremdsprache gestalteten den Unterricht in zwei Slowakisch- und zwei Deutschgruppen mit unterschiedlichem Sprachniveau. Die österreichischen Teilnehmenden lernten Slowakisch mit Mgr. Stanislava Gálová, PhD. und Mgr. Pavel Zlatovský. Die meisten von ihnen verfügten über bereits solide Grundkenntnisse der slowakischen Sprache, da sie in Österreich Slowakisch studieren oder eine andere slawische Sprache lernen. Die Teilnehmenden aus der Slowakei wurden von Barbara Westermayer, MAMA, und Christian Kersch, BA, in die Besonderheiten des österreichischen Deutsch und der Kultur eingeführt. Ihre Kreativität, Unmittelbarkeit und Erfahrung im Unterrichten von Slowakisch und Deutsch als Fremdsprache machten den Deutsch- und Slowakischunterricht zu einem echten Erlebnis. Gleichzeitig ermöglichten die abwechslungsreichen Tandemaktivitäten sowie die Kleingruppenarbeit, flexibel auf die individuellen Lernbedürfnisse und Interessen der Sommerkollegteilnehmenden einzugehen.
Vielfältiges Rahmenprogramm
Auch das Rahmenprogramm der Österreichisch-slowakischen Sommerkollegs war abwechslungsreich. Die Teilnehmenden hatten die Möglichkeit, die Obere und Untere Stadt von Nitra bei einem Stadtrundgang zu erkunden, einen Tagesausflug nach Komárno und Štúrovo zu unternehmen, einen Nachmittag in Trnava zu verbringen und einen Vortrag über die Mehrsprachigkeit im Wandel der Zeit von Mag. Dr. Viera Wambach vom Institut für Slawistik der Universität Wien zu hören.
Ein besonderes Erlebnis war für die Teilnehmenden die Begegnung mit der Folkloregruppe „Vranky“ unter der Leitung von doc. PhDr. Margita Jágerová. PhD., in Begleitung des Akkordeonisten Andrej Pleštinský. Nicht nur Volkslieder und Tänze aus verschiedenen Regionen der Slowakei, sondern auch Trachten und Hochzeitsbräuche (Haubung der Braut) füllten den interaktiven Nachmittag mit Vranky. Im Gegenzug hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit, die Quadrille zu erlernen sowie die österreichische Musikszene besser kennenzulernen.
Die zwei Wochen mit österreichischem Deutsch und Slowakisch wurden mit einer feierlichen Zertifikatsverleihung und der Präsentation von Videos abgeschlossen, die von den Teilnehmenden zu verschiedenen Themen im Tandem erstellt wurden.
Das Feedback der Teilnehmenden der Österreichisch-slowakischen Sommerkollegs war auch dieses Jahr mehr als positiv. Dies ist für das Organisationsteam des Sommerkollegs nicht nur erfreulich, sondern auch die Bestätigung dessen, dass die Mehrsprachigkeit auch durch Aktivitäten wie Sommerkollegs langfristig erfolgreich gefördert werden kann.
Wir bedanken uns bei der Aktion Österreich-Slowakei, dem Institut für Slawistik der Universität Wien, dem Österreichischen Kulturforum Bratislava, der Zeitschrift Karpatenblatt, unserem österreichischen Partner FH Burgenland und der Philosophischen Fakultät der UKF Nitra für die tatkräftige Unterstützung der Österreichisch-slowakischen Sommerkollegs 2024 in Nitra.
Text: doc. PaedDr. Oľga Wrede, PhD., verantwortliche Organisatorin des Österreichisch-slowakischen Sommerkollegs, Lehrstuhl für Translatologie, Philosophische Fakultät der UKF Nitra
Fotos: Archiv des Sommerkollegs