Der Kampf für Freiheit und Demokratie ist noch nicht vorüber

Am 17. November erinnert man sich in der Slowakei und in Tschechien an die friedliche Revolution vor 33 Jahren. Als an diesem Tag im Jahr 1989 die Polizei brutal gegen eine Demonstration von Studierenden vorging, ebnete sich der Weg des Zusammenbruchs des autoritären Systems in der Tschechoslowakei. Doch der Kampf für Freiheit und Demokratie ist auch heute nicht vorüber.

Massenproteste in allen größeren Städten der Tschechoslowakei und ein Generalstreik am 27. November führten dazu, dass sich die herrschende Ordnung nicht mehr halten konnte. Ein Prozess der Demokratisierung begann.

Der Schlüssel als Symbol der Freiheit

Als die Menschen 1989 zu tausenden auf die Straße gingen und Freiheit forderten, entwickelte sich bald der Schlüssel zum Symbol ihres Protestes. Die Demonstrierenden klirrten mit ihren Schlüsselbünden, um ihre Unzufriedenheit auszudrücken. Der Schlüssel war nicht nur ein praktischer Gegenstand, weil alle Schlüssel hatten und man damit gemeinsam Lärm verursachen konnte. Die Symbolik des Schlüssels als Zeichen der Freiheit resoniert auch heute noch. Ein Schlüssel öffnet einen versperrten Weg öffnet, schließt einen Käfig auf und verspricht Freiheit.

Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs hielten demokratische Wahlen Einzug in die Slowakei und die Menschen konnten neue bürgerliche Freiheiten genießen. Doch wenn man heute durch viele Teile der Slowakei reist oder durch die Straßen der Städte läuft, begegnet man Armut und Menschen, die auf der Straße leben müssen. Man fragt sich: Sieht so tatsächlich Freiheit aus?

Was ist Freiheit?

Wenn wir am 17. November den Tag des Kampfes für Freiheit und Demokratie feiern, müssen wir immer auch die Frage stellen, was Freiheit ist und welche Freiheit wir wollen. Die Sanfte Revolution hat die Freiheit gebracht, reisen zu dürfen, wählen zu dürfen und die eigene Meinung frei äußern zu dürfen, doch für viele Menschen sind diese Freiheiten leere Möglichkeiten. Was bringt es mir, reisen zu dürfen, wenn am Ende des Monats nicht genug Geld für Essen da ist? Was bringt die Möglichkeit wählen zu dürfen, wenn die Wahl nichts an dem eigenen Leben zu ändern scheint? Wie kann man wirklich seine freie Meinung äußern, wenn man den Großteil des Tages auf der Arbeit zu tun hat, was einem gesagt wird?

Menschen können erst dann wirklich frei sein, wenn ihre materiellen Bedürfnisse gesichert sind, wenn sie ihre eigenen Erfahrungen einbringen können und wenn sie nicht von hierarchischen Machtstrukturen abhängig sind. Am Tag des Kampfes für Freiheit und Demokratie heißt es also nicht nur an die Vergangenheit zu erinnern, sondern auch die Zukunft zu gestalten. Das Ideal der Freiheit kann dabei der Leitstern sein, an dem wir uns orientieren können. Damit wir in Zukunft nicht nur den Schlüssel der Freiheit in den Händen halten, sondern auch die Tür öffnen und hindurch schreiten.

Max Rößler