Die Friedensarbeit des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V.
Der 13. November 2022 ist der Volkstrauertag, ein staatlicher Gedenktag in Deutschland. An diesem Tag wird der Opfer von Krieg und Gewalt gedacht. Ein Verein, der sich aktiv für Friedensarbeit einsetzt, ist der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge.
„Der war ja so alt wie ich“ stellt ein 18-jähriger Pfälzer Posaunenbläser auf dem Soldatenfriedhof in Waagsdorf/Važec beim Betrachten eines der vielen Gräber überrascht und erstaunt fest. Und in der Tat, viele junge Soldaten sind hier begraben, die noch in den letzten Kriegstagen im Mai 1945 ums Leben kamen. Die Anlage in Važec ist die größte der insgesamt fünf deutschen Soldatenfriedhöfe in der Slowakei, die der Volksbund angelegt hat und um deren Pflege er sich kümmert. Über die Gräber hinweg geht der Blick auf das Panorama der Hohen Tatra im Hintergrund.
Der Volksbund wurde 1919 nach dem Ersten Weltkrieg ins Leben gerufen. 1954 erhält er von der Bundesregierung die Aufgabe, die deutschen Soldatengräber im Ausland zu „suchen, zu sichern und zu pflegen“. Heute betreut er mehr als 830 Kriegsgräberstätten in 46 Staaten mit 2,8 Millionen Kriegstoten. Aber nicht nur um Soldatengräber, sondern auch um zivile Kriegsopfer kümmert er sich. So wurde die Granit-Namenstafel der Opfer des Prerauer Massakers von 1945 an deutschen Zivilisten von ihm finanziert und in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Prerau auf dem dortigen Friedhof errichtet.
Bei der Arbeit des Volksbundes geht es nicht nur darum, den gefallenen Soldaten eine würdige Grabstätte zu geben und an ihr Opfer zu erinnern, sondern die riesigen Grabfelder sollen die Lebenden mahnen und die Folgen von Krieg und Gewalt sichtbar machen. Darüber hinaus betreibt der Volksbund auch eine aktive Friedensarbeit. So unterhält er Jugendbegegnungs- und Bildungsstätten in den Niederlanden, Belgien, Frankreich und Deutschland. 20.000 Jugendliche nutzen jährlich diese Angebote. Wenn junge Menschen aus verschiedenen Ländern zusammenkommen, lernen, diskutieren und gemeinsam Soldatengräber pflegen, dann wirkt das aus meiner Sicht prägend und besser als alle Theorie. Nicht zuletzt diese Jugendarbeit für den Frieden hat mich bewogen, nun schon seit über zehn Jahren jährlich an der Haussammlung für die Kriegsgräberhilfe als Sammler teilzunehmen. Und diese Jugendarbeit ist auch ein sehr wirksames Argument, kritische Menschen zu einer Spende zu bewegen. Während in anderen Ländern die Pflege der Soldatengräber ausschließlich vom Staat bezahlt wird, bestreitet Deutschland den überwiegenden Teil der Kosten aus freiwilligen Spenden der Bevölkerung und Mitgliedsbeiträgen. So wird eine größere Erinnerungswirkung erzielt. Dazu gibt es noch den 1921 auf Anregung des Volksbundes eingeführten Volkstrauertag – zwei Sonntage vor dem ersten Advent – zum Gedenken an Gewalt und Krieg.
Aber Gedenken allein reicht nicht. Durch Wachsamkeit, laufende Information, durch Mitarbeit in Parteien und anderen politischen Institutionen und schließlich durch Ausübung des Wahlrechtes können alle verhindern, dass undemokratische politische Kräfte oder gar menschenverachtende, verbrecherische Diktatoren an die Macht gelangen, für die Kriege ein Mittel zur Durchsetzung ihrer persönlicher Ziele sind. Dass diese Zeiten nicht vorbei sind, erleben wir gerade in der Ukraine.
Text und Fotos: Rudolf Göllner