Eisenproduktion und „Eÿsen-Hämmer Ordnungen“ in Oberungarn
Die Eisenproduktion in Ungarn begann erst nach der Niederlage der Osmanen bei Wien im Jahr 1683 zu florieren. Oberungarn wurde schnell zum wichtigsten Produktionsgebiet der Monarchie für Edelmetalle und Kupfer. Die Eisen- und Stahlproduktion war jedoch mit Problemen behaftet, die die Bestrebungen der Wiener Hofkammer zur Regulierung des Eisenhüttenwesens in den oberungarischen Bergbaugebieten widerspiegelten. Eine Neuordnung in der ober- und gesamtungarischen Eisenproduktion war notwendig.
Nach dem Sieg über die Osmanen fokussierten sich die Habsburger auf die Verankerung staatlicher Monopole in ganz Ungarn, wie etwa dem staatlichen Kupfermonopol in Oberungarn. Hier soll der Begriff „ungarisches Kupfer“ geklärt werden. Im damaligen Königreich Ungarn gab es drei Zentren der ungarischen Kupferproduktion, die aus heutiger Sicht auf dem Gebiet der Slowakei und Rumäniens liegen. Unter dem Begriff „ungarisches Kupfer“ ist erstens das Schmöllnitzer oder Zipser Kupfer aus dem ausgedehnten Zips-Gemer-Montangebiet (ehemaliges Oberungarn) mit dem Verwaltungszentrum Schmöllnitz (slowakisch Smolník) zu verstehen. Zweitens das Neusohler Kupfer aus dem Gebiet Niederungarn mit der Stadt Neusohl (slowakisch Banská Bystrica) und den Bergwerken in Herrengrund (heute Špania Dolina), die das staatliche Neusohler Kupferunternehmen bildeten. Und drittens das Banater Kupfer aus dem Montangebiet Banat im heutigen Rumänien mit dem Verwaltungszentrum in Orawitza.
Stand der Dinge
Die damaligen Eisenhütten bestanden aus verschiedenen Komponenten wie Schmelzöfen, wassergetriebenen Eisenhämmern und Eisenerzgruben, die bis dahin von privaten Unternehmern betrieben wurden, den sogenannten „Bestellern“ (slowakisiert ‚šteliari‘).
Ende des 17. Jahrhunderts entstanden Bedingungen für die Errichtung des Staatsmonopols, auch in der Eisenerzeugung. Die Zipser Kammer führte zu dieser Zeit auch in Tokaj die Eiseneinlösung für die Waffenproduktion ein, bis zum Aufstand von Franz II. Rákoczy im Jahre 1703.
„Eÿsen-Hämmer Ordnungen“
Nach dem Aufstand von 1711 setzten die Bemühungen um eine Regulierung des Eisenhüttenwesens in Oberungarn fort.
Gleichzeitig wird auf die Maximilianische Bergordnung verwiesen, die das Problem der Holzknappheit durch die Hüttenordnung zu lösen versuchte. Namentlich war die Ziegenzucht nach der Ordnung in den Wäldern in der Umgebung von Berg- und Hüttenwerken abzuschaffen, weil die Ziegen die Gehölze abweideten, was für die erforderlichen Holzvorräte gar nicht zuträglich war.
1713 begann die Zipser Kammer in Zusammenarbeit mit den Beamten der staatlichen Bergverwaltung in Schmöllnitz/Smolník mit der Ausarbeitung einer neuen Ordnung für oberungarische Eisenproduzenten, genannt „Eÿsen-Hämmer Ordnungen“. Die Ordnung sollte die Macht der staatlichen Kammer- und Bergverwaltung als die obersten Instanzen stärken.
Zweck und Maßnahmen
Am 20. April 1713 wurde beschlossen, das Hüttenwesen in Oberungarn in Bezug auf Wirtschaft, Recht und Soziales zu vereinheitlichen, da diese Bereiche zuvor regional sehr unterschiedlich geregelt waren.
Besondere Bedeutung hatten die Beziehungen zwischen Arbeitern und Arbeitgebern sowie die Bestrafung von Verstößen gegen die erlassenen Verordnungen, die nun nicht mehr von den adeligen Berggerichten, sondern von der staatlichen Bergverwaltung verhängt wurden.
Die Hüttenarbeiter, Holzhauer und Köhler wurden jedes Jahr im Herbst von privaten Unternehmern angeworben und verpflichteten sich für ein ganzes Jahr zu arbeiten. Das Verlassen des Arbeitsplatzes war verboten.
Die erste Fassung mit den Ergänzungen wurde zur Grundlage der vollständigen Hüttenordnung der Zipser Kammer. Das Manuskript der Verordnung ist eigentlich eine Abschrift des Originals, das noch nicht gefunden wurde. Die zweite vollständige Abschrift wurde 1755 von Johann Krolig – Stadtnotar von Schwedler – angefertigt und erst kürzlich im Österreichischen Staats- und Landesarchiv entdeckt.
Fazit
Bereits in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts bildeten sich in der Eisenerzeugung kapitalistische Produktionsverhältnisse heraus, die dann in der Industrialisierung des 19. Jahrhunderts gipfelten. Andererseits wurden rechtzeitig notwendige Anpassungen an den neuen Zeitgeist vorgenommen, wofür gerade diese neue Ordnung ein anschauliches Beispiel liefert.
Die Erforschung der mittelalterlichen deutschen Schriftdenkmäler in der Slowakei hat ihre kulturhistorische Berechtigung. Kultur bedeutet nach Tacitus „eine vollständige Lebensweise“. Ihre Bedeutung liegt in der Tätigkeit, die Mensch und Umwelt veredelt und verbessert. Die Bedeutung des Kulturerbes liegt auch im Schutz wichtiger Elemente der kulturellen Identität. Dazu gehörten auch die Entdeckung und Erforschung wertvoller Dokumente wie dieses Schriftstück. Vielleicht gelingt es eines Tages, das Original zu finden.
Damit dokumentieren wir bewusst die Unversehrtheit unserer kulturgeschichtlichen Zivilisationsreife in den historischen Etappen der gesellschaftlichen Entwicklung auf dem Gebiet der Slowakei. Schließlich ist es zugleich Beitrag zur Kulturgeschichte Europas sowie der Europäischen Union.
Oswald Lipták