Volkstrauertag Preßburg/Bratislava

Erinnerung an die Opfer von Krieg und Gewalt

Die Gedenkfeiern für die Opfer von Krieg und Gewalt haben in den Jahresplänen der Region Preßburg/Bratislava des Karpatendeutschen Vereins einen festen Platz. Seit 1990 werden in Preßburg alljährlich im November Gedenkversammlungen auf Friedhöfen in der Stadt oder im benachbarten Österreich abgehalten.

Am 19. November 2023 versammelten sich Mitglieder der Region Preßburg/Bratislava, um am Volkstrauertag den Opfern von Krieg, Terror und anderer Gewalt zu gedenken. Die traurige Realität von Konflikten in der Ukraine, Israel und vielen anderen Teilen der Welt machte diesen Gedenktag zu einem bedeutsamen Moment der Reflexion über die Unbelehrbarkeit der Menschheit.

Der Volkstrauertag als Gedenktag

Der Volkstrauertag wurde vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge eingeführt, um an die Millionen toten und vermissten Soldaten und Zivilisten im Ersten Weltkrieg zu erinnern. Dieser Gedenktag wurde erstmals 1922 begangen und am 1. März 1925 im Berliner Reichstag als Volkstrauertag anerkannt. Der Zweite Weltkrieg forderte weitere Millionen Opfer und fünf Jahre nach seinem Ende wurde der Volkstrauertag als Gedenktag für die Opfer von Kriegen und Gewaltherrschaft wieder eingeführt.

Der deutsche Soldatenfriedhof in Preßburg wurde bereits vor seiner Eröffnung in diese Tradition integriert. Schon während des Aufbaus des Friedhofs versammelten sich die Preßburger am Sonntag von Allerheiligen, den 2. November 1999, zu einer bewegenden Gedenkfeier. Rosi Stolár-Hoffmann, die damalige Ortsgruppenleiterin, hielt eine kurze, berührende Ansprache. Der derzeitige Regionsvorsitzende Professor Ing. Otto Sobek und Július Bruckner legten einen Kranz am entstehenden Denkmal nieder und die „Singenden Omas“ stimmten das Lied „Ich hatt’ einen Kameraden“ an, dem sich alle anschlossen.

Kranzniederlegung des Karpatendeutschen Vereins. Foto MJS
Kranzniederlegung des Karpatendeutschen Vereins bei der Gedenkveranstaltung 2023. Foto MJS

Viele deutsche Bewohner von Preßburg wurden im Zweiten Weltkrieg zum Kriegsdienst eingezogen, und ihre Gräber erstrecken sich von den Steppen Stalingrads bis zu den Klippen der Normandie. Die Errichtung des Soldatenfriedhofs wurde zu einer persönlichen Angelegenheit, die die unbekannten oder unzugänglichen letzten Ruhestätten ihrer Mitbürger näherbrachte.

Totengedenken auf dem deutschen Soldatenfriedhof

Auch 2023 gedachten die Mitglieder der Region Preßburg auf dem Zentralen deutschen Soldatenfriedhof der gefallenen Soldaten und aller von Krieg und Gewalt betroffenen Menschen. Die Gedenkfeier, organisiert von der Deutschen Botschaft, vereinte Mitglieder des diplomatischen Korps, des Karpatendeutschen Vereins, der Deutsch-Slowakischen Industrie- und Handelskammer, der Deutschen Schule Bratislava und  des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge. Die Feier erhielt Unterstützung von den Streitkräften und dem Verteidigungsministerium der Slowakischen Republik sowie dem Kontingent der Bundeswehr in der Slowakei im Rahmen der stationierten multinationalen NATO-Kampfgruppe.

Botschafterin Barbara Wolf im Gedenken der Opfer von Krieg und Verfolgung. Foto MJS
Botschafterin Barbara Wolf im Gedenken der Opfer von Krieg und Verfolgung. Foto: MJS

In ihrer bewegenden Rede erinnerte Botschafterin Barbara Wolf an das Leid in der Ukraine und den Krieg im Nahen Osten. Militärpfarrer Mateusz Szeliga beschrieb die schrecklichen Folgen militärischer Konflikte und forderte eine Versöhnung zwischen den Nationen. Der Volkstrauertag bleibt somit nicht nur ein Gedenktag, sondern auch eine Gelegenheit, die Opfer von Kriegen und Gewaltherrschaft zu ehren und sich für Frieden und Versöhnung einzusetzen.

Michal Stolár