Gedenkfeier der Karpatendeutschen in Hainburg

Ein Tag des Gedenkens in Hainburg

Es ist im Leben so: Es kommen Tage, an denen man nicht richtig froh werden kann. Die dunklen Morgenstunden im November neigen dazu, uns den Mut zu nehmen und man hat den Eindruck, dass nichts so recht vorangeht und man fühlt sich ausgebrannt. Da empfinden wir dann mit Dankbarkeit auch den kleinsten Sonnenstrahl als Impuls, wie eine Batterie zur Aufladung unserer Gemütsbewegungen.

Eine ganz besondere Sternstunde bescherte uns die Einladung der Stadtgemeinde Hainburg an der Donau und der Karpatendeutschen Landsmannschaft in Österreich zu einer Gedenkstunde auf dem Hainburger Friedhof zur Eröffnung und Segnung des renovierten und neu errichteten Mahnmals für die Opfer der Vertreibung unserer Landsleute aus der Slowakei, die ihren weiten, schmerzvollen Weg erleben – und viele auch mit dem Leben bezahlen mussten.

Die Wettervorhersage für die kommenden Tage bewirkte, dass viele unserer Mitglieder sich nicht entschließen konnten, an dieser Feier teilzunehmen. Auch ein kühler, grauer Morgen versprach wenig Sonnenschein. Aber es wurde doch eine Gruppe zusammengestellt, die die Pressburger Region des Karpatendeutschen Vereins repräsentieren konnte.

Zusammentreffen mit den Landsleuten

Als wir dann auf dem Friedhof unsere Landsleute erwarteten, waren alle Wolken weg und die Sonne sandte helle und wärmende Strahlen. Auch die herzliche und liebevolle Begrüßung von Freunden mit Umarmungen, Händeschütteln und lieben Worten erwärmten Herz und Seele.

Der Obmann der Karpatendeutschen Landsmannschaft in Österreich, Karl Putz, begrüßte alle Ehrengäste und Teilnehmer der feierlichen Zusammenkunft, sprach über die Vertreibung und den Leidensweg unserer Landsleute aus der Slowakei und erinnerte an die Errichtung des Grabes, wo namenlose Opfer von Hass, Willkür und Habsucht begraben wurden.

Auch der Bürgermeister der Stadt Hainburg an der Donau, Helmut Schmidt, erinnerte an die Tage nach dem Zweiten Weltkrieg, als Tausende durch Hainburg kamen und so mancher hier sein weltliches Ende fand.

Der Generalsekretär des Verbandes der deutschen altösterreichischen Landsmannschaften in Österreich, Herr Ing. Norbert Kapeller, hob in seiner Ansprache hervor, dass die Deutschen in den vorigen Jahrhunderten in die Slowakei nicht als Eroberer kamen, sondern als Kolonisten, die ödes Land kultivierten, den Bergbau belebten und neue Impulse sowie Ideen mit sich brachten. Als Dank wurden sie dann in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg vertrieben und um all ihr Hab und Gut gebracht, ja so mancher verlor auch sein Leben.

Aber nicht der Wunsch nach Rache und Vergeltung haben uns an diesem Tag in Hainburg zusammengebracht. Vergeben aber nicht vergessen, hieß es. Unserer Toten gedenken und der Jugend erklären, was damals vor sich ging. In dem Sinne äußerte sich auch Prälat Karl Rühringer, Domdekan zu St. Stephan in Wien. Die Grabstelle segnete danach der Stadtpfarrer der katholischen Gemeinde Hainburg an der Donau Magister Othmar Posch und Pfarrer Magister Jan Magyar von der Evangelischen Pfarrgemeinde Bruck an der Leitha – Hainburg an der Donau las einen Psalm aus der Bibel. Alle Anwesenden beteiligten sich dann mit einem Marienlied und dem Choral „Großer Gott, wir loben Dich“.

Zuletzt dankte der Obmann der Karpatendeutschen Landsmannschaft in Österreich, Karl Putz, allen Beteiligten an der Errichtung dieser Grabstätte, wobei er vor allem die Bemühungen und Hilfeleistungen der Stadtgemeinde Hainburg und mehrerer Sponsoren hervorhob. Spontan dankten die Anwesenden Herrn Karl Putz für seine persönlichen Bemühungen, die Grabstelle zu erneuern und herzurichten, seinen unermüdlichen Einsatz, seine Energie beim Sammeln von Spenden und Ansprechen der Sponsoren sowie sein handwerkliches Geschick bei der kunstvollen Anfertigung der Blumenständer.

Musikalische Umrahmung

Für die musikalische Umrahmung dieser wunderbaren Feier sorgte die Stadtkapelle Hainburg – Musikverein Wolfsthal. Es folgte eine von der Stadtgemeinde Hainburg gespendete Erfrischung, wobei über das Geschehene diskutiert wurde.

Danach fuhren wir noch auf den Braunsberg über Hainburg an der Donau zum Gedenkstein an die Vertreibung der Karpatendeutschen aus ihrer Heimat. Es öffnete sich uns ein wahrlich grandioses Bild mit einem mit düsteren Wolken verhangenen Horizont und sonnendurchfluteter Umgebung. Der Blick konnte von den nördlichsten Ausläufern der Alpen hinter Wien über das erleuchtete Marchfeld, die Thebner Burg, den Thebner Kogel, die Pressburger Burg bis weit in die magyarische Ebene wandern. Ein weiterer erheblicher Augenblick dieses Tages.

Nach der Kranzniederlegung der Vertreter der Karpatendeutschen Landsmannschaft in Österreich, Obmann Karl Putz, seines Stellvertreters Stephan Saghy und dem Vorsitzenden der Pressburger Region des Karpatendeutschen Vereins, Michael Stolár, sowie der Vorsitzenden der Ortsgruppe, Judita Kubincová, folgte eine kurze Gedenkfeier und die Segnung der Anwesenden von Pfarrer Othmar Posch.

Zum Abschluss sangen wir gemeinsam das Lied „Wahre Freundschaft“. Dabei erinnerten wir uns noch an unseren Ersten Karpatendeutschen Tag, den wir im August 1992 auf diesem Braunsberg veranstalteten und an dem mehr als tausend Menschen teilgenommen haben.

(st/MJS)

Fotos: RNDr. Michael Stolár