Kolumne: Schmidts Kater Lojzl
Čauky mňauky allerseits! Mein Gott, was alles auf mich erstürmt in diesen Wochen: Ich erlebe meinen ersten Frühling, meine ersten Frühlingsgefühle, meine ersten Ostern und demnächst meine ersten Wahlen. Gar nicht so einfach, das alles zu verdauen.
Ostern war ein ein Heidenspaß. Überall in meiner Wohnung lagen in Behältnissen aller Art Eier. Die habe ich vorher färben müssen. Die Eier, nicht die Behältnisse. Zugegeben, ich hatte mehr die Aufsicht, damit dieses für mich völlig neue Experiment auch ordentlich vonstatten geht. Mein Butler hat aber seinen eigenen Kopf. Obwohl ich ihm die Gebrauchsanweisung für das Eierfärben dreimal vorgelesen habe, hat er es nicht vorschriftsmäßig gemacht. Er hat die Eier nämlich vorher nicht hart gekocht, weil er keine hart gekochten Eier mag. Das Eiweiß muss bei ihm fest sein, das Eigelb aber weich. Dazu kocht er die Eier nicht etwa acht Minuten, sondern fünf Minuten und 18 Sekunden. Normalerweise. Vor Ostern hat er die Dinger aber schon nach exakt fünf Minuten abgeschreckt. Sie müssten ja schließlich noch ein paar Minuten in dem 70 Grad warmen Wasser mit der jeweiligen Farbe liegen. Da könnten sie am Ende nachgaren und würden steinhart, fürchtete er.
Was soll ich Ihnen sagen, die Eier waren genau richtig. Mein Butler hat behauptet, dass in der Nacht auf den Ostersamstag ein Häschen in unserer Wohnung gewesen sei, um die fertigen Eier überall zu verteilen. Da hat er geflunkert. Häschen riechen anders als wir Katzen, und ich hätte es sofort bemerkt, wenn sich eine fremde Fellnase in meinem Revier zu schaffen gemacht hätte. Und ich weiß jetzt einmal mehr, dass die Zweibeiner auch nicht immer die Wahrheit sagen, wenn sie den Mund aufmachen.
Das mit dem Flunkern gilt besonders für die Zweibeiner aus der Politik. Die waren in den vergangenen Wochen wieder besonders aktiv. Vor allem diejenigen, die bei der Wahl ins Europa-Parlament gewählt werden wollen. Herr Schmidt hat mir erklärt, dass nicht nur die Menschen in der Slowakei oder in Deutschland eigene Regierungen und Parlamente haben, die bestimmen, wo es langgehen soll. Sondern dass es ganz viele Gesetze und Regelungen gibt, die für alle Länder in Europa gelten. Und die werden vom Europaparlament vorgeschlagen, diskutiert und abgestimmt. Deshalb sei die Wahl zum Europaparlament auch sehr viel wichtiger als viele Zweibeiner dächten. Und das sei auch der Grund, weshalb sich sehr viel mehr Menschen an der Wahl beteiligen sollten als vor fünf Jahren.
Außerdem gehe es bei dieser Wahl darum, dass nicht die Populisten mehr Einfluss auf das Geschehen in Europa bekommen. Populisten ist ein schweres Wort. Dabei machen es sich die Populisten ganz leicht. Sie haben auch für die kompliziertesten Probleme angeblich eine ganz einfache Lösung. Als junger, doch nicht blöder Kater, weiß ich, dass es keine einfachen Lösungen gibt. Sonst würde ja beispielsweise mein Butler nachts schon längst auf dem Fußboden schlafen und ich in seinem Bett. Katzen, die derlei vorschlagen, fänden zwar Beifall aller Katzen dieser Welt. Aber die Belegung des Betts ist eben komplizierter, als es scheint. Und so wie im Bett ist es meistens auch im richtigen politischen Leben.
Čauky mňauky!
Schmidts Kater Lojzl und sein Butler Hans-Jörg Schmidt