Literaturkränzchen

Literaturkränzchen in Einsiedel an der Göllnitz

Es war wieder so ein schöner, angenehmer Nachmittag in Einsiedel an der Göllnitz/Mníšek nad Hnilcom, an dem wir uns in unserer Küche bei Kaffee, Tee und Kleingebäck getroffen haben, um über gute Bücher und schöne Gedichte zu sprechen.

Der deutsche Lyriker Thilo Krause aus Zürich hat uns auf den deutschen Schriftsteller und Dichter Christian Saalberg aufmerksam gemacht. Er schrieb uns: „In den Gedichten von Christian Saalberg steckt eine stille Kraft, eine beharrliche Anziehung, dass ich mich manchmal vor dem Bücherregal wiederfinde, mit dem unbedingten Bedürfnis einige Verse zu lesen. Nie braucht es viel und ich bin das Kind von einst, in langen Sommern im Riesengebirge. Denn so fühle ich mich Christian Saalberg und seinen Texten verbunden: im Glauben oder vielleicht sogar der Gewissheit, dass wir dieselben Orte mochten, dasselbe Licht über dem kargen Hauptkamm des Gebirges, wenn auch zu anderen Zeiten.“

Er hat uns sein Lieblingsgedicht von Christian Saalberg geschickt. In dem Gedicht „Saalberger Sommer“ haben wir erfahren, dass der Schriftsteller und Dichter seinen Namen von dem gleichnamigen Ort Saalberg im Riesengebirge ableitete. Dort stand das Sommerhaus seiner Großeltern – heute Zachelmie – in dem er als Kind die Sommerferien verbrachte.

Christian Saalberg 1983 in der Provence (© wikipedia.de/Viola Rusche)

Schriftsteller aus Niederschlesien

Sein bürgerlicher Name ist Christian Udo Rusche. Geboren wurde er 1926 in Hirschberg, in Niederschlesien. Gestorben ist er 2006 in Kronshagen. Er studierte Jura und war nach seiner Promotion als Rechtsanwalt und Notar tätig. Seit 1992 lebte er als freier Schriftsteller in Kronshagen in Schleswig-Holstein. Für sein Werk, das mehr als 20 Lyrikbände umfasst, erhielt Christian Saalberg mehrere Preise und Ehrungen.

Wir lasen bei unserem Literaturkränzchen sein Gedicht „Hier wohnt keiner“. Im Internet lasen wir dazu: „Viele Gedichte Saalbergs drehen sich um eine in den Zeitläufen entschwundene Heimat. Trauer weht aus jenem Bezirk herüber, den Schilder mit der Anschrift HIER WOHNT KEINER versperren. Diese Gedichte gleichen einem rhapsodischen Schwanengesang.“

Netter Gruß aus der Schweiz

Thilo Krause hat im Internet unseren Artikel im Februar-Heft des Karpatenblattes gelesen. Er hat uns zum zwanzigjährigen Bestehen des Literaturkränzchens gratuliert: „Herzliche Grüße aus Zürich. Ich wünsche Ihnen viele weitere gesellige Treffen bei guter Literatur, Kaffee und Kuchen. Es ist schön zu wissen, dass Sie immer wieder Gedichte von mir lesen.“ Und so war es auch dieses Mal: Wir haben sein Gedicht „Kinderzeichnungen“ gelesen.

Ilse Helbich Einseidel an der Göllnitz
Der Erzählband kam 2020 heraus.

Bekannte Autorin aus Wien

Über die österreichische Schriftstellerin Dr. Ilse Helbich sprachen wir schon mehrmals. Sie wurde 1923 in Wien geboren und hat uns ihre Bücher „Schwalbenschrift“, „Das Haus“ und „Zwei Geschichten vom Glück“ geschickt. Wir kennen ihre Gedichte aus dem Band „Im Gehen“. Im Internet sind wir auf ihr neuestes Buch „Diesseits“ aufmerksam geworden, das dieses Jahr erschien. Es sind gesammelte Erzählungen der Autorin, darunter auch bisher unveröffentlichte Texte. Der Band umspannt einen Zeitraum von nahezu 40 Jahren. Dass Ilse Helbich von Anfang an sehr aufmerksam auf die Lebensbedingungen von Frauen eingegangen ist wie auf Gegensätze von Arm und Reich, belegt dieses Buch eindrucksvoll. In ihren Geschichten finden sich solche, die einem Märchen gleichen. Die jüngste Geschichte ist wieder ein Märchen, aber eines, das dem Leser den Kopf geraderückt und die Augen für das Diesseitige, das Nicht-Wunderbare und doch Rätselhafte öffnet. Im Internet fanden wir auch eine Leseprobe aus „Jonas und der Walfisch“. Wir haben die Erzählung gelesen. Es geht dabei um zwei Frauen, ihr Leben und ihre Arbeit.

Barbara Winde vom Westdeutschen Rundfunk hat es so zusammengefasst: „Ilse Helbichs Schreiben ist stark autobiografisch geprägt. Gefühle wie Glück, Angst, Scham werden wieder wach, nachempfunden in einer sehr feinen und klaren Sprache.“

Der Dichterfürst der Unterzipser Gründler

Franz Ratzenberger ist 1863 in Schwedler geboren. Nach dem Gymnasium absolvierte er die theologische Akademie in Eperjes/Prešov. Er war evangelischer Pfarrer und Religionslehrer. Im Jahre 1908 wurde er als Pfarrer nach Zipser Bela berufen. Hier wirkte er bis zu seinem Tode im Jahr 1930. Wir kennen seine Gedichte, die er in der Mundart geschrieben hat. Diesmal erinnerten wir uns an seinen 90.Todestag.

Herr Ladislaus Sohler aus Bad Lauchstädt hat uns Anfang Januar 2020 das Buch „Über Berg und Tal – Iba Peak ond Tool“ von Franz Ratzenberger geschickt, das 2019 erschien. Herausgeber ist der Karpatendeutsche Verein in der Slowakei. Die Gedichte sind in der Mundart und in der hochdeutschen Sprache geschrieben. Im Nachwort begründete Ladislaus Sohler den Impuls für die Publikation: „Um das Andenken an den Dichter zu erhalten und auch die Mundart im Gedächtnis zu bewahren.“

Franz Ratzenberger
Das jüngste Werk mit Gedichten von Franz Ratzenberger.

In seinem Brief betonte er, dass in einer Ausgabe des Karpatenblattes diese Worte von Frau Emme Czölder waren: „Wir sollten uns alle darum kümmern, dass unsere Mundart in Zukunft nicht vergessen wird. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass es heutzutage schwierig ist, hauptsächlich mit der Jugend. In den Schulen lernen sie ja Deutsch, aber das Mantakische sollte man ihnen zu Hause, wo es nur möglich ist, beibringen. Das sind wir unserer Muttersprache schuldig, damit auch noch in einigen Jahren hier Mantakisch gesprochen wird.“ Dieses Zitat könne auch als Triebfeder dienen und habe seinen Beweggrund, dieses Werk zu erstellen, noch vergrößert, schrieb Ladislaus Sohler.

Schwäbischer Lyriker

Das Land Baden-Württemberg feiert den 250. Geburtstag von Friedrich Hölderlin, der von 1770 bis 1843 lebte. Der Hölderlinturm in Tübingen wurde nach längeren Renovierungen am 15. Februar 2020 feierlich wiedereröffnet. Damit gaben sie den Auftakt zum Jubiläumsjahr des schwäbischen Lyrikers.

Das markante Gebäude am Neckar ist nach dem Dichter benannt, denn er verbrachte dort die zweite Hälfte seines Lebens. Heute zählt der Hölderlinturm zu den bedeutendsten Erinnerungsorten der Literaturgeschichte. Mit dem Gedicht „Der Frühling“ haben wir uns nochmal an den 250. Geburtstag von Friedrich Hölderlin erinnert. Der Lyriker sagte einst: „Es kann der Mensch nichts ändern und das Licht des Lebens kommt und scheint, wie es will.“

Ilse Stupák