Literaturkränzchen in Einsiedel an der Göllnitz
Unser erstes Literaturkränzchen im Jahr 2018 brachte die Frauen bei einer Tasse Kaffee oder Tee, mit etwas Gebäck zusammen, um über schöne Gedichte und gute Bücher zu sprechen.
Der Nachmittag hat mit der Dichterin Mascha Kaléko begonnen. Geboren ist sie 1907 in Chrzanów, Österreich-Ungarn, heute Polen. Gestorben ist sie 1975 in Zürich. Sie war eine deutschsprachige, der Neuen Sachlichkeit zugerechnete Dichterin. Über Mascha Kaléko sprachen wir schon, genauer gesagt über ihren Gedichtband „Der Stern, auf dem wir leben – Verse für Zeitgenossen“. Den Gedichtband hat Frau Ursula Grossmann mitgebracht. Sie hat damals gesagt: „Es wäre schade, wenn man ihre schönen und besinnlichen Gedichte nicht zur Kenntnis nehmen würde. Es würde sich lohnen, auch mehrmals über den literarischen Nachlass von Mascha Kaléko zu sprechen“. Wir werden es tun.
Diesmal haben wir aus im Internet gelesen: „Man hat Mascha Kaléko verglichen mit Morgenstern, Kästner, Ringelnatz, aber das trifft es nicht. Sie hat deren Verspieltheit, satirische Schärfe und Sprachwitz, aber es kommt ein Sehnen hinzu, eine zarte Zerbrechlichkeit, die den Atem nehmen kann (…)“ (Tagesspiegel). Wir lasen ihre Gedichte: Langschläfers Morgenlied und Sommergedicht. Zum Jahresbeginn passt: „Zerreiß deine Pläne. Sei klug und halte dich an Wunder. Sie sind lang schon verzeichnet im großen Plan. Jage die Ängste fort und die Angst vor den Ängsten.“ (aus dem Gedicht: „Rezept“).
Heinrich Böll zum 100.
Bei unserem Literaturkränzchen kam die Rede auch auf einen der bedeutendsten deutschen Schriftsteller der Nachkriegszeit. Der Fernsehsender „3Sat“ hat am 2. Dezember 2017 im Teletext geschrieben: „Am 21. Dezember 2017 wäre Heinrich Böll 100 Jahre alt geworden. Der Film ‚Ansichten eines Anarchisten‘ schaut aus diesem Anlass noch einmal neu auf den Nobelpreisträger und engagierten Repräsentanten des 20. Jahrhunderts.“ Es wird darin über die Kriegstagebücher und Briefe Bölls gesprochen. Danach kam der Film „Gruppenbild mit Dame“ (1977). Über Heinrich Böll sprachen wir schon. Er ist 1917 in Köln geboren. Gestorben ist er 1985 in Kreuzau-Langenbroich. Im Jahr 1972 erhielt er den Nobelpreis für Literatur. Heinrich Böll gilt als einer der bedeutendsten deutschen Schriftsteller der Nachkriegszeit. Schon in seiner Jugend befasste Böll sich mit der Literatur und schrieb kurze Erzählungen und Gedichte.
Im Januar lasen wir dieses Gedicht: „Wenn die Raupen wüssten, was einmal sein wird, wenn sie erst Schmetterlinge sind, sie würden ganz anders leben: froher, zuversichtlicher und hoffnungsvoller.“ So haben wir uns an den 100. Geburtstag des Nobelpreisträgers für Literatur erinnert.
Das bretonische Leuchten
Über Jean-Luc Bannalec und sein „Bretonisches Gold“ sprachen wir schon. Diesmal haben wir über das „Bretonische Leuchten“ (2017) gesprochen. Es ist Kommissar Dupins sechster Fall. Er und seine Freundin Clair machen Urlaub. Am Strand sollen sich die beiden erholen und entspannen. Doch das ist nichts für Georges Dupin, er kann nicht ohne Arbeit sein. Ein heimtückisches Verbrechen lässt nicht lange auf sich warten. Heimlich nimmt Dupin mithilfe der Dorfbewohner die Ermittlungen auf. Ein paar Telefonate mit seinem besten Freund Jean, ein paar Gespräche und der neue Fall ist gelöst. Der Täter wird verhaftet. Beim Lesen ist man sofort in allerschönster Ferienstimmung.
Ein deutsches Mädchen weint nicht
In Gelnica/Göllnitz gibt es einen kleinen, aber einen guten Buchladen. Die Leiterin des Ladens kennt uns gut und wenn wir sie besuchen, bietet sie uns die Neuerscheinungen an.
So sind wir zu dem Buch „Nemecké dievča neplače“ (Ein deutsches Mädchen weint nicht) gekommen. Die Autorin des Buches ist Michaela Ella Hajduková, geboren 1984 in Gelnica. Nach dem Gymnasium in Gelnica hat sie ihr Studium an der Pädagogischen Fakultät der Universität in Prešov/Eperies als Lehrerin abgeschlossen. Jetzt wohnt und arbeitet sie in Košice/Kaschau in einer Zeitungsredaktion.
Die Autorin hat das Buch ihren beiden Großmüttern gewidmet. Beide mussten den Zweiten Weltkrieg überstehen. Sie meinte: „Ich habe das Glück, dass ich darüber schreiben kann“ – und der Leser kann so in diesem Roman erfahren, was mit den Kindern mit blonden Haaren und blauen Augen in dem durch Nazis okkupierten Land geschah. Sie wurden aus der Tschechoslowakei nach Deutschland entführt. Sie wurden als Waisenkinder in deutschen Familien großgezogen. Zu den entführten Kindern gehörte auch die kleine Franzi. Ihre, per Zufall gefundenen Tagebücher zeigen, wie sie den Krieg und das alles erlebt hat.
Frau Emme Czölder hat dieses Buch gekauft, gelesen und uns darüber erzählt. Das Buch hat sie angesprochen, denn wir haben den Zweiten Weltkrieg als Kinder erlebt. Die Frauen lesen das Buch mit großem Interesse weiter, denn es ist eine erstaunliche Geschichte!
Ilse Stupák