Poetische Diebe
Das Internetportal DIFMOE macht es möglich: Man kann nach Herzenslust in historischen Ausgaben der Karpathen-Post stöbern. Dabei stößt man manchmal auch auf Lustiges. In einer Ausgabe von 1932 geht es um Hühnerdiebe, die die Zips unsicher machen und dabei eine poetische Ader offenbaren.
Die Opfer haben den Schaden und werden obendrein verspottet. Wir lesen: „So räumte dieser Geselle vorige Woche den Hühnerstall eines geistlichen Herrn in Schwedler aus.“ Am Ausstieg des Stalles fand der Pfarrer einen Zettel: „Sie sind ein Gottesführer und brauchen keine Hühner, der liebe Gott ist überall, doch nicht in ihrem Hühnerstall.“
In dem Stall des Geistlichen von Windischendorf/Slovenská Ves fand der Pfarrer statt der schon auf ein ansehnliches Gewicht gemästeten Gans, ein äußerst mageres Exemplar, mit einem Zettel am Hals: „Lieber Schwager, einst war ich fett, jetzt bin ich mager.“ Der Gipfel der Frechheit ereignete sich nach Neujahr in einem Hühnerstall in der neuen Kolonie zu Kesmark/Kežmarok. In dem völlig ausgeraubten Stall war nur der Hahn zurückgelassen worden. Er trug am Hals befestigt die Nachricht: „Ein Arbeitsloser!“
Rudolf Göllner