Redewendungen auf den Zahn gefühlt

Redewendungen sind ein fester Bestandteil der deutschen Sprache und finden auch heute noch Verwendung in unserem Alltag. In passenden Situationen bringen sie häufig eine Sache genau auf den Punkt, wo sonst eine umständliche und wortreiche Umschreibung nötig wäre.

Viele Menschen allerdings, die ganz selbstverständlich Redewendungen nutzen, kennen ihre tiefere Bedeutung nicht, denn viele sind schon vor langer Zeit entstanden. Somit sind Redewendungen ein wichtiger Teil und Ausdruck unseres kulturellen Erbes. Wir stellen regelmäßig im Karpatenblatt die Bedeutung und Herkunft einiger Redewendungen alphabetisch vor. Fallen Ihnen auch interessante Redewendungen ein? Schreiben Sie uns!

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Lampenfieber haben

Wenn man vor Publikum auftreten soll, bekommt man oft Herzklopfen oder wird nervös. Das Wort kommt vermutlich aus dem Theaterbereich und hat tatsächlich etwas mit den Lampen (Scheinwerfern) und Fieber zu tun. Durch den Adrenalinausstoß in solchen Situation kann sich unsere Körpertemperatur tatsächlich erhöhen.

Mit dem Latein am Ende sein

Benützt man, wenn man nicht weiterweiß, ein Problem nicht lösen kann oder ratlos ist. Die Redewendung bezieht sich darauf, dass bis in die Neuzeit Latein die Sprache der gebildeten Menschen war. Doch auch sie wussten häufig nicht, wie es weitergehen soll. Also waren sie trotz ihrer Lateinkenntnisse ratlos.

Jemandem den Laufpass geben

Wenn man jemandem den Laufpass gibt, bricht man die Beziehung zu der Person ab. Den Ursprung dieser Redewendung findet man beim Militär. Jeder Soldat bekam früher nach seiner Entlassung aus dem Militärdienst einen Laufpass ausgestellt. Dieser Ausweis bestätigte, dass er einvernehmlich aus dem Militär entlassen wurde und nicht desertiert ist.

Jemandem ist eine Laus über die Leber gelaufen

Sagt man, wenn jemand schlechte Laune hat oder wenn man glaubt, dass der andere nur wegen einer Nichtigkeit mies drauf ist. Früher dachten die Menschen, dass die Leber der Sitz der Gefühle ist. Deshalb sagte man: „Es ist ihm etwas über die Leber gelaufen“. Die Laus hat man wahrscheinlich gewählt, weil es ein winziges, unscheinbares Tierchen ist.

Frei von der Leber weg reden

Die Redewendung steht dafür, Konflikte offen anzusprechen und seinen Gefühlen Luft zu machen. In der Viersäftelehre der Antike glaubte man, dass in der Leber sich Galle und Zorn sammeln. Man ging davon aus, dass man eben diese durch einen Gemütsausbruch regulieren könne und sich die Leber so von Wut und Frust befreie.

Jemanden auf den Leim gehen

Bedeutet betrogen, überlistet oder getäuscht werden. Diese Redewendung ist darauf zurückzuführen, wie früher recht grausam Vögel gefangen wurden. Zweige oder Äste wurden mit Leim beschmiert, sodass die Vögel daran kleben blieben. Sie gingen dem Fallensteller also sprichwörtlich „auf dem Leim.“

Auf der Leitung stehen

Wenn jemand sehr lange braucht, um etwas nur äußerst schwer oder gar nicht zu begreifen. Die Redewendung stammt aus einer Zeit, als die Telefontechnik noch in den Kinderschuhen steckte. Viele Menschen stellten sich damals vor, dass Nachrichten und gesprochene Worte durch die Leitungen fließen wie Wasser durch das Wasserrohr. Wenn das Gespräch schwer zu verstehen war, herrschte die Vorstellung, irgendwo würde jemand auf der Telefonleitung stehen.

Den Löffel abgeben

Benützt man euphemistisch für sterben. Bezüglich der Herkunft gibt es mehrere Deutungsansätze. Einem nach erhielt jedes Kind einen eigenen Holzlöffel, der bis zum Lebensende immer mitgetragen wurde. Ihn „abzugeben“ war also gleichbedeutend mit „kein Lebensrecht mehr haben.“ Auch ein Knecht erhielt leihweise einen Löffel. Wenn dieser weiter zog oder verstarb, musste er den Löffel abgeben, damit ihn der Nächste bekam.