Redewendungen auf den Zahn gefühlt

Redewendungen sind ein fester Bestandteil der deutschen Sprache und finden auch heute noch Verwendung in unserem Alltag. In passenden Situationen bringen sie häufig eine Sache genau auf den Punkt, wo sonst eine umständliche und wortreiche Umschreibung nötig wäre.

Viele Menschen allerdings, die ganz selbstverständlich Redewendungen nutzen, kennen ihre tiefere Bedeutung nicht, denn viele sind schon vor langer Zeit entstanden. Somit sind Redewendungen ein wichtiger Teil und Ausdruck unseres kulturellen Erbes. Wir stellen regelmäßig im Karpatenblatt alphabetisch die Bedeutung und Herkunft einiger Redewendungen vor. Fallen Ihnen auch interessante Redewendungen ein? Schreiben Sie uns!

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In Schach halten

Wenn man jemanden oder etwas durch Drohen, Druck oder energisches Verhalten zurückhält oder nicht gefährlich werden lässt, so hält man ihn in Schach. Der Ursprung dieser Redewendung liegt bei Caesar. Sein Name ist in vielen Sprachen zu einem Wort mit der Benennung „Herrscher“ geworden. Im Persischen ist es beispielsweise „Šáh“. Nach diesem Wort wurde das Schachspiel benannt. Dabei geht es darum, den gegnerischen König in Schach zu halten, um die Möglichkeiten des Gegenspielers einzuschränken.

Das schwarze Schaf

Als schwarzes Schaf bezeichnet man jemanden, der in einer Familie oder Gruppe mit schlechten oder anderen Eigenschaften aus der Rolle fällt. Die Redewendung hängt mit der Schafzucht zusammen. Die Wolle weißer Schafe ist wertvoller, da sie einfacher gefärbt werden kann.

Wolf im Schafspelz

Der Wolf im Schafspelz ist eine böse Person, die sich wie ein unschuldiges Schaf benimmt, um nicht als böse erkannt zu werden. Die Redewendung geht auf die Bibel zurück, wo steht: „Hütet euch aber vor den falschen Propheten, die in Schafskleidern zu euch kommen, inwendig aber sind sie reißende Wölfe“.

Am Scheideweg stehen

Wenn jemandem eine wichtige Entscheidung bevorsteht, steht er am Scheideweg – einem Punkt, an dem sich mehrere Wege trennen (scheiden). Der Legende nach sollte sich der griechische Held Herakles einst zwischen einem mühelosen, aber kurzen Leben voll Genuss und Reichtum sowie einem mühevollen, beschwerlichen und langen Lebensweg entscheiden. Schließlich wählte der Held den langen, aber tugendhaften Weg.

Über seinen Schatten springen

Diese Redewendung benutzt man, wenn jemand etwas tut oder schafft, obwohl es seinen eigenen Überzeugungen, seinem Charakter oder seinen erwarteten Möglichkeiten widerspricht. Sie geht auf den alten Glauben zurück, der Schatten einer Person sei mit ihr so eng verbunden, wie ihr inneres Wesen, ihr Charakter.

Auf dem Schlauch stehen

Das bedeutet, dass jemand in einer gewissen Situation etwas auch nach längerem Überlegen nicht versteht und deshalb in einer Angelegenheit nicht weiter kommt. Klar macht dies der Vergleich mit dem Gartenschlauch: Wenn man auf diesem steht, wundert man sich, dass kein Wasser aus der Spitze kommt.

Schmetterlinge im Bauch haben

Wenn jemand verliebt ist und für eine andere Person schwärmt, dann hat er Schmetterlinge im Bauch. Erstmals benützte diese Verbindung der amerikanische Schriftsteller Florence Converse (1861-1967) in dem Buch „House of Prayer“. Seit den 1950er Jahren erfreute sich dieser Ausdruck auch in Deutschland großer Beliebtheit.

Wie in Abrahams Schoß

Diese Redewendung bedeutet, sich sicher und geborgen fühlen zu können. Ihr Ursprung liegt in der Bibel. Im Gleichnis vom armen Lazarus und dem reichen Mann wird Lazarus nach seinem Tod von den Engeln in den Schoß Abrahams getragen. Dort braucht er, geborgen und glücklich, keine Not mehr erleiden.

Wo der Schuh drückt

Mit dieser Aussage sagt man, dass nur der Betroffene weiß, wo sein Problem ist, was ihn belastet und was nicht stimmt. Die Herkunft ist mit dem antiken Schriftsteller Plutarch verbunden: Auf die Frage, warum er sich von seiner Frau getrennt habe, die doch offensichtlich äußerst tugendhaft und schön sei, antwortet er mit den Worten: „Dieser Schuh ist auch hübsch anzusehen und neu, aber niemand außer mir weiß, wo er mich drückt.“

Schwanengesang

Mit diesem Wort bezeichnet man das letzte künstlerische Werk eines Musikers oder Dichters, oder auch die letzte Rede eines Politikers. Diesen Ausdruck benützt man auch für ein bedeutendes Werk am Ende einer Periode. Der antiken Mythologie nach singt der Schwan vor seinem Tod.

Schuster, bleib bei deinen Leisten

Diese Redewendung verwendet man, wenn man zum Ausdruck bringen will, dass man bei dem bleiben soll, wovon man etwas versteht. Die Leiste ist ein Formstück, das zur Herstellung eines Schuhs benötigt wird.

Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer

Damit ist gemeint, das man keine voreiligen Schlüsse ziehen soll. Der Ursprung dieser Redewendung liegt im Tierreich. Kehrt eine einzelne Schwalbe im Frühling zu uns zurück, bedeutet das noch nicht den Wechsel der Jahreszeiten.

Der Schwanz wedelt mit dem Hund

Wenn man sagt, dass der Schwanz mit dem Hund wedelt, bringt man damit umgekehrte Verhältnisse zum Ausdruck. Diese Redewendung verwendet man für eine Situation, in der ein kleinerer Partner über den größeren dominiert, obwohl man es eigentlich umgekehrt erwarten würde. Es geht dabei um eine sarkastische Ableitung aus der Natur.