Redewendungen auf den Zahn gefühlt

Redewendungen sind ein fester Bestandteil der deutschen Sprache und finden auch heute noch Verwendung in unserem Alltag. In passenden Situationen bringen sie häufig eine Sache genau auf den Punkt, wo sonst eine umständliche und wortreiche Umschreibung nötig wäre.

Viele Menschen allerdings, die ganz selbstverständlich Redewendungen nutzen, kennen ihre tiefere Bedeutung nicht, denn viele sind schon vor langer Zeit entstanden. Somit sind Redewendungen ein wichtiger Teil und Ausdruck unseres kulturellen Erbes. Wir stellen regelmäßig im Karpatenblatt alphabetisch die Bedeutung und Herkunft einiger Redewendungen vor. Fallen Ihnen auch interessante Redewendungen ein? Schreiben Sie uns!

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Sich wie im siebten Himmel fühlen

Das sagt man, wenn jemand aufgrund seiner Freude sich vom Rest der Welt abgeschottet fühlt. Den Ursprung dieser Redewendung kann man in den ältesten Religionen der Menschheit finden und deren Glauben an die Wiedergeburt der Seele. Demnach entscheidet sich nach sieben Wiedergeburten, ob die Seele genügend gute Eigenschaften hat und in den „siebenten Himmel“ eintreten darf.

Simsalabim!

Diesen Ausdruck nutzt man als Zauberformel. Der Ursprung soll in der arabischen Gebetsformel Basmala liegen, die übersetzt „Im Namen Gottes des Barmherzigen“ bedeutet. Im europäischen Gebiet soll daraus das magische Simsalabim geworden sein.

Sisyphusarbeit leisten

Mit einer Sisyphusarbeit ist eine Arbeit gemeint, die so umfangreich, kompliziert und schwierig ist, dass sie niemals erledigt werden kann. Der griechischen Sage nach verärgerte Sisyphus, der König von Korinth, die Götter und sie dachten sich dann eine ganz besondere Strafe für ihn aus. Seine Aufgabe war es, einen riesigen Steinbrocken einen Berg hinauf zu rollen. Der Stein war aber zu groß und schwer und als Sisyphus ihn rollen wollte, ist er ihm immer wieder entglitten und hinuntergerollt. So musste der König ständig von vorne anfangen. Die Aufgabe konnte er nie erfüllen.

Sodom und Gomorra

Mit diesem Spruch drückt mancher gelegentlich sein Entsetzen über Unordnung, Sittenlosigkeit, Entrüstung und Ausschweifungen aus. Sodom und Gomorra waren im Alten Testament zwei Städte in der Nähe des Toten Meeres, in denen gottlose Menschen ein lasterhaftes Leben führten. Der biblischen Erzählung nach bekamen beide Städte ihre gerechte Strafe: Gott ließ auf sie „Feuer und Schwefel regnen“.

Ein Spatz in der Hand ist besser als eine Taube auf dem Dach

Diese Redewendung nutzt man, wenn man ausdrücken will, dass man sich mit dem zufriedengeben soll, was man sicher hat – selbst wenn es so erscheint, als wäre dies nicht sehr viel wert.

Die Spitze des Eisbergs

Wenn man von der Spitze eines Eisbergs spricht, spielt man darauf an, dass abseits des Sichtbaren sich noch ein viel größerer Bereich befindet, der nicht gleich erkennbar ist. Bekannt ist, dass der sichtbare Teil eines Eisbergs über Wasser liegt und nur einen Bruchteil der tatsächlichen Masse des Eisriesen ausmacht. Dessen größter Teil liegt verbogen unter der Meeresoberfläche, was auch die Ursache des Unglücks des berühmtesten Passagierschiffes der Welt, der Titanic, am  14. April 1912 war.

Den Stab über jemanden brechen

Wer den Stab über jemanden bricht, verurteilt ihn oder bewertet ihn negativ. Den Stab zu brechen war einst bei Gericht Brauch. Der Gerichtsstab war das Zeichen der richterlichen Gewalt. Wenn über einen Angeklagten die Todesstrafe verhängt wurde, zerbrach der Richter den Gerichtsstab über dem Kopf des Verurteilten. Dazu sprach er: „Nun helfe dir Gott, ich kann dir nicht mehr helfen!“

Ein Stein vom Herzen gefallen

Große Erleichterung erlebt jemand, dem ein Stein vom Herzen fällt. Die Redensart gibt es schon seit dem 15. Jahrhundert. Sie beschreibt die Beklemmung, die man in unangenehmen Situationen in der Brustgegend verspüren kann und die verschwindet, wenn sich das Problem löst.

Jemanden im Stich lassen

Diese Redewendung verwendet man, wenn man jemandem nicht hilft oder ihn mit seinen Problemen alleine lässt. Der Ursprung dieses Ausdrucks lässt sich im Mittelalter finden, er entstand bei den damaligen Ritterturnieren. Fiel ein Ritter während eines Turniers vom Pferd, konnte er leicht von der Lanze des Gegners durchstochen werden. Das nannte man damals „im Stich lassen“.

Einen Strich durch die Rechnung machen

Diese Redewendung bedeutet, das Vorhaben von jemandem unmöglich machen, es verhindern oder die Pläne von jemandem zu durchkreuzen. Der Ursprung dieses Ausdrucks liegt im Mittelalter, als die Gastwirte einen Strich durch die Rechnung des Gastes gezogen haben, um diese als beglichen oder ungültig zu markieren.

Strohwitwer oder Strohwitwe sein

Wer ein Strohwitwer oder eine Strohwitwe ist, ist vorübergehend ohne seine Frau oder seinen Mann. Die Herkunft dieser Redewendung ist nicht eindeutig geklärt. Älter ist die Bezeichnung Strohwitwe, welche von Strohbraut abgeleitet ist. Strohbraut bezeichnete Mädchen, die schon vor der Hochzeit ein Kind erwarteten. Sie mussten sich zur Strafe mit einem Strohkranz auf dem Kopf trauen lassen.

Ein Sündenbock sein

Diese Redewendung nutzt man, um jemanden zu beschreiben, der für die Fehler Dritter bestraft oder verantwortlich gemacht wurde, ohne etwas dafür zu können. Ursprünglich kommt dieser Ausdruck aus der Sühnepraxis der Juden. Dabei wurden zwei Böcke aus der Herde einer Gemeinde ausgesucht, per Los wurde entschieden, welcher dem Gott Jahwe geopfert werden sollte. Der andere bekam durch das Handauflegen eines Priesters alle Sünden des Volkes auferlegt und wurde dann in  die Wüste gejagt – er wurde also zum Sündenbock gemacht, obwohl er keine einzige der Sünden begangen hatte.