Turteltaube

Redewendungen auf den Zahn gefühlt

Redewendungen sind ein fester Bestandteil der deutschen Sprache und finden auch heute noch Verwendung in unserem Alltag. In passenden Situationen bringen sie häufig eine Sache genau auf den Punkt, wo sonst eine umständliche und wortreiche Umschreibung nötig wäre.

Viele Menschen allerdings, die ganz selbstverständlich Redewendungen nutzen, kennen ihre tiefere Bedeutung nicht, denn viele sind schon vor langer Zeit entstanden. Somit sind Redewendungen ein wichtiger Teil und Ausdruck unseres kulturellen Erbes. Wir stellen regelmäßig im Karpatenblatt alphabetisch die Bedeutung und Herkunft einiger Redewendungen vor. Fallen Ihnen auch interessante Redewendungen ein? Schreiben Sie uns!

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Tabula rasa

Diese Redewendung bedeutet, das Alte beseitigen und einen Neuanfang machen oder auch eine radikale Neuordnung ohne Rücksicht auf Verluste machen. Der Begriff „Tabula rasa“ stammt aus der Zeit der alten Römer. Übersetzt heißt er so viel wie „glatt geschabte Tafel.“ Damals kannte man Papier noch nicht und Papyrus war sehr teuer. Deshalb ritzten die Römer ihre Notizen in kleine Wachstafeln, die wieder glatt geschabt wurden, bevor man sie erneut benutzen wollte.

Tacheles mit jemandem reden

Wer mit jemandem Tacheles redet, spricht Klartext mit ihm und kommt ohne Umschweife auf den Kern einer Sache zu sprechen. Das Wort „Tacheles“ kommt aus dem Jiddischen und bedeutet Ziel oder Zweck.

Etwas unter den Teppich kehren

Diese Redewendung verwendet man, wenn man etwas bewusst verschweigt oder verheimlicht. Ihr Ursprung liegt möglicherweise im Bild einer putzenden Person, die Unrat unter dem Teppich verschwinden lässt.

Den Teufel  an die Wand malen

Wer den Teufel an die Wand malt, dem schwant für die Zukunft etwas Düsteres und er beschwört Unheil dadurch herauf, dass er darüber spricht. Einem alten Aberglauben nach wurde der Teufel angelockt, sobald man seinen Namen nannte. Bekannt ist der Ausspruch von Martin Luther „Male den Teufel nicht an die Wand, er kommt von selber“.

Jemanden über den Tisch ziehen

Wer sich auf Kosten eines anderen einen Vorteil verschafft, zieht ihn über den Tisch. Die Herkunft dieser Redewendung liegt im bayerischen Raum. Dort gibt es eine Art Kraftsport namens „Fingerhakeln“. Dabei geht es darum, dass zwei gegenübersitzende Kontrahenten ihre Mittelfinger ineinander verhaken und so versuchen, den Gegner zu sich heran über den Tisch zu ziehen.

Etwas unter den Tisch fallen lassen

Das sagt man, wenn man etwas verschweigen oder etwas Unangenehmes nicht zur Sprache bringen will. Früher ließ man Knochen und andere unverdauliche Speisereste einfach unter den Tisch fallen, worüber sich dann die Haustiere freuten. Dies wurde dann irgendwann sprichwörtlich auf „unverdauliche“, also unangenehme, Themen übertragen.

Toi toi toi!

„Toi, toi, toi“ sagt man, wenn man jemandem viel Glück wünschen will oder auch böse Geister oder Unglück vertreiben will. Dieser Ausdruck steht für das mittelalterliche Ausspucken. Weil das Spucken im 18. Jahrhundert zunehmend als unanständig empfunden wurde, ersetzte man das Spucken durch diesen lautmalerischen Spruch.

Dem Fuchs hängen die Trauben zu hoch

Diese Redewendung bedeutet, dass es schwierig wird, etwas zu erreichen. Sie ist schon sehr alt: 600 Jahre vor Christi schrieb der Dichter Äsop die bekannte Fabel über einen Fuchs, der Trauben von einem hohen Weinstock naschen will. Da er zu klein ist, kommt er aber nicht an die Trauben heran. Er gibt auf und verkündet: „Sie sind mir noch nicht reif genug. Ich mag keine sauren Trauben“. Nach einer leichten Abwandlung ist so diese Redewendung entstanden.

Vom Regen in die Traufe kommen

Wer vom Regen in die Traufe kommt, tauscht ein Übel gegen ein noch größeres aus. Diese Redensart kommt vermutlich aus dem Orient und ist im deutschen Sprachraum etwa seit dem 17. Jahrhundert geläufig.

Steter Tropfen höhlt den Stein

Mit dieser Redewendung drückt man aus, dass Beharrlichkeit oft besser zum Ziel führt, als ein einmaliger Versuch. Sie war schon bei den alten Römern bekannt, belegt ist sie in den Werken von Ovid.

Im Trüben fischen

Wenn jemand im Trüben fischt, dann nutzt er unklare Verhältnisse zu seinem eigenen Vorteil. Die Redensart kommt vom Fischfang. Wenn die Fischer Aale fangen wollten, haben sie einst Schlamm aufgewühlt und so konnten sie einfacher zugreifen.

Wie zwei Turteltauben sein

Turteltauben sind ein Sinnbild für Verliebte. Die Turteltaube ist ein Zugvogel, der alljährlich nach den Wintermonaten zurückkehrt und daher auch als treu und sanftmütig gilt. Seit dem 17. Jahrhundert benützt man den Begriff „Turteltauben“ als Bezeichnung für Verliebte. Im Jahr 2020 war die Turteltaube Vogel des Jahres.