Simon Pöhm – Schmied und Unternehmer (1821-1896)

Schmied und Unternehmer Simon Pöhm

Die Metzenseifner Schmiedekunst des 19. Jahrhunderts ist mit vielen Namen verbunden. Einer davon ist Simon Pöhm, der großen Anteil am Aufschwung des Schmiedehandwerks seiner Heimatstadt hatte und diese nicht nur in Europa bekannt machte.

In dem 1865 in Leipzig erschienenen Buch „Land und Leute in Ungarn“ widmet der Autor Erasmus Schwab dem Ort Unter-Metzenseifen 21 Seiten. Nach seiner Meinung „fußt das ganze Leben der Metzenseifner auf der Eisenindustrie“ und er hebt besonders die Produkte von Schürger & Schmotzer, Simon Pöhm & Comp. sowie von Mathias Göbl & Comp. hervor.

Böhm oder Pöhm?

Bei der Suche nach dem Geburts- bzw. Taufdatum des später erfolgreichen Unternehmers Simon Pöhm stoßen wir auf zwei typische Probleme dieser Zeit – die Schreibweise des Namens und das genaue Geburtsdatum.

Simons Vater Johannes hatte nach dem Verständnis des Pfarrers den Nachnamen Böhm. So ist dem Kirchenbuch neben dem unleserlichen Namen des Pfarrers nur zu entnehmen, dass am 19. November 1821 das Kind des Ehepaares Johannes Böhm und Catharina Bodenloß auf den Vornamen Simon getauft wurde und die Taufpaten Joseph Tomasch und Catharina Bresztlin hießen. Aus diesem Eintrag erfahren wir also nicht, ob Simon am Tag der Taufe oder vielleicht früher geboren wurde.

Simon Pöhm – Schmied und Unternehmer (1821-1896)
Der Taufeintrag vom 19. November 1821 auf den Namen Böhm

Erst Firma, dann Heirat

Im Jahr 1844, im Alter von 23 Jahren, gründete der junge Schmied Simon eine eigene Firma mit dem Namen Simon Pöhm & Comp. Wie ihre Konkurrenten aus dem gleichen Ort stellte sie vor allem Hacken, Schaufeln und Beile her.

Hier finden wir erstmals die Schreibweise Pöhm. Beim Eintrag seiner Heirat mit Catharina Gedeon im Jahr 1854 und auch bei der Taufe des ein Jahr später geborenen Sohnes Georg Simon trägt der Pfarrer als Nachnamen jedoch Böhm ein.

Simon Pöhm – Schmied und Unternehmer (1821-1896)
Den Taufeintrag vom 9.2.1855 für Sohn Georg Simon ergänzt eine Notiz über die Namensänderung zu Pöhm im Jahr 1897.

Name Pöhm amtlich erst 1897

Der Sohn und spätere Erbe muss dadurch Probleme bekommen haben, denn im Jahr 1897 ließ er sich beim ungarischen Innenministerium in höchster Instanz den Namen in Pöhm ändern. Überliefert ist, dass Simon Pöhm vor dem Schmieden eines Öhres oft eine Pause machte, um die folgenden Arbeitsschritte nochmals zu durchdenken.

Was er danach tat, gelang immer. Seine Gesellen bescheinigten ihm daher ein goldenes Händchen. Dazu kam sein Spürsinn für gute, erfolgreiche Produkte, ihre effektive Herstellung und Vermarktung. Er baute die Firma stetig aus und beschäftigte zeitweise 300 Arbeiter.

Handwerker mit Verstand und Erfolg

Den Namen seiner Heimatstadt machte Simon Pöhm dank seiner Erzeugnisse weltbekannt. Auf den Weltausstellungen 1867 in Paris und 1873 in Wien war die Firma präsent und bekam Anerkennungen. Für das Erweitern des Unternehmens brauchte er Kredite.

Ihn ärgerte die große Entfernung zu den Banken in Kaschau und die Kompliziertheit der Kreditgewährung. Kurzentschlossen suchte er finanzielle Unterstützung für das Gründen einer eigenen, lokalen Bank. Im Jahr 1870 war es so weit, im kleinen Unter-Metzenseifen entstand die Csereháter Sparcassa. Simon Pöhm wurde erster Direktor des Geldinstituts. Von deren Dividende kann man heute nur träumen, von 1872 bis 1876 lag sie zwischen 12,5 und 20 Prozent.

Simon Pöhm – Schmied und Unternehmer (1821-1896)
Eine alte Ansichtskarte zeigt die Größe der an der Straße nach Joos/Jasov gelegenen Firma.

Kluge Zukunftsentscheidungen

Als die Industrialisierung vielen Handwerksbetrieben die Existenzgrundlage nahm, stellte sich Simon Pöhm auf neue Produktionsmethoden um. 1885 war er der reichste Bürger der Stadt und wurde zum Stadtrichter gewählt.

Auch zuvor war er für die Belange der Stadt aktiv, bei der Gründung der Freiwilligen Feuerwehr (1878), der Wasserversorgung (1881) und den Bemühungen um eine Eisenbahnverbindung nach Moldau/Moldava, die 1894 fertiggestellt wurde. Als Simon Pöhm kurz vor seinem 75. Geburtstag am 17. Oktober 1896 starb, hatte er dem Sohn Georg bereits die Führung der Firma übergeben. Auch dieser suchte nach technologischen Verbesserungen, wie sein 1908 erworbenes Patent „Verfahren zur Herstellung ungeschweißter Ösen an Werkzeugen“ belegt.

Zerschlagung nach Kriegsende

Den Ersten Weltkrieg und die Inflationszeit konnte die Pöhm’sche Eisen- und Stahlwarenfabrik überstehen. Sie wird 1917 im „Ehrenbuch der österreichisch-ungarischen Wehrmacht“ genannt. Ein Ausrufungszeichen setzte die Firma 1936, knapp 70 Jahre nach ihrer Gründung, mit ihren Schmiedeprodukten auf der Internationalen Landwirtschaftsmesse in Tel Aviv, Palästina.

Die ausgestellten Hacken und Spaten wurden mit Goldmedaille und Diplom ausgezeichnet. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges erfolgte die Verstaatlichung. Die Firma Simon Pöhm & Comp. verschwand. Sie hatte sich aber zu diesem Zeitpunkt bereits einen Platz in den Geschichtsbüchern gesichert.

Dr. Heinz Schleusener