Voller Saal im Museum der Kultur der Karpatendeutschen

Spurensuche von der Lourdes-Grotte bis zum Sarndorfer Friedhof

Warum, gibt es auf dem Friedhof von Sarndorf/Čunovo Grabsteine in vier Sprachen? Warum findet man an der Grotte unserer Lieben Frau von Lourdes in Pressburg/Bratislava Votivtafeln auf Deutsch, Slowakisch und Ungarisch? Warum heißt die Grössling-Gasse wie sie heißt und warum hat die Haltestelle Kuchajda so einen merkwürdigen Namen? Diese Fragen und viele mehr stellten sich Achtklässler der Grundschule der deutschen Minderheit Tiefer Weg/Hlboká cesta 4 und der Deutschen Schule Bratislava und dabei stießen sie auch auf Überraschendes.

In zwei Projekten, die vom Karpatendeutschen Verein und dem deutschen Institut für Auslandsbeziehungen (ifa) organisiert wurden, machten sich die jungen Menschen auf die Suche nach deutschen Spuren in der Hauptstadt der Slowakei. Bevor es aber losgehen konnte – schließlich waren vierzig Schüler in die Projekte involviert – mussten erst intensive Vorbereitungsgespräche mit den verantwortlichen Lehrerinnen geführt werden. Seitens der Minderheiten-Grundschule am Tiefen Weg war das Jana Miššutová und seitens der Deutschen Schule Bratislava Svenja Ceranna und Natalia Khalus, die dankenswerteweise die Projektleiter Juraj Gigac und Yannick Baumann unterstützten.

Vierzig Schüler auf einmal im Museum

Am 05. November 2024 war es dann so weit. Die beiden Schulklassen machen sich auf den Weg zum Museum der Kultur der Karpatendeutschen, wo sie von Juraj Gigac und Yannick Baumann empfangen wurden. Dabei schlängelten sich die Schüler über die Hintertreppe in den Festsaal des Museums und anhand der steigenden Lautstärke war ihre Neugier und Aufregung zu erkennen. Gleich zu Anfang erklärten Juraj Gigac und Yannick Baumann, worum es bei den zwei Projekten gehen wird. Zum einen soll eine neue karpatendeutsche Wiki-Seite entstehen, auf der die Geschichte und Gegenwart der Karpatendeutschen in der Slowakei dokumentiert werden soll. Zum anderen sollen die Schüler in einem Teilprojekt dabei helfen, Spuren der Deutschen in Pressburg aufzuspüren und zu dokumentieren. Das zweite Projekt war ein Kurzfilmprojekt, bei dem Videos für die sozialen Medien entstanden, in denen die Schülerinnen und Schüler ihre Funde in Form eines Kurzvideos dokumentierten und präsentierten.

Warum der „Manderlák“ so heißt wie er heißt

Nach der Einführung sprach Juraj Gigac kurz über die deutsche Geschichte Pressburgs, wobei die Schüler erfuhren, dass der slowakische Name des Stadtviertels „kuchajda“ vom deutschen Wort „Kuhheide“ herrührt und dass die Grösslingová ulica so heißt, weil die Gasse nach dem „Kressling“ benannt ist, einem dialektalen Ausdruck für den Fisch, der allgemein als „Gründling“ bekannt ist. Auch das erste Hochhaus der Slowakei, der „Manderlák“ in Pressburg hat seinen Namen vom karpatendeutschen Fleischfabrikanten Rudolf Manderla.

Zur Schnitzeljagd ins Museum

Nach dem spannenden Vortrag, bei dem die Jugendlichen auch Tipps bekamen, wo man in der Stadt überall deutsche Spuren finden kann, gingen die Schüler zur Schnitzeljagd ins Museum der Kultur der Karpatendeutschen, wo sie „kuriose“ Exponate suchten, wie etwa einen Stiefelzieher bzw. Stiefelknecht. Als sie das Wort „Schnitzeljagd“ hörten, dachten einige hungrige Schüler schon ans Essen, mussten dann aber feststellen, dass es sich um eine schnöde „pátračka“ handelte. Sie ließen sich die gute Laune dennoch nicht verderben.

Wie man Charakterköpfe kunstvoll fotografiert

Auf die Schnitzeljagd folgte ein Workshop mit dem Wiener Fotografen Peter Berger, der den Jugendlichen erläuterte, wie man mit dem Smartphone gute Fotos macht. Anschließend probierten die Schüler am Zuckermandel, anhand der Nachbildungen der Charakterköpfe Franz Xaver Messerschmidts, aus, wie man ein Motiv gekonnt in Szene setzt. Es folgte der Abschied und die jungen Menschen hatten nun knapp drei Wochen Zeit, um in der Stadt auf Spurensuche zu gehen.

Der Tag der Wahrheit

Am 28. November traf man sich dann im Museum wieder, um die Ergebnisse des Projektes der Öffentlichkeit vorzustellen. Gleich zu Anfang präsentierte der Journalist Kay Zeisberg, der für die karpatendeutsche Wiki-Seite verantwortlich ist, wie die Seite funktioniert und auf welche Weise die Rechercheergebnisse der Schüler dort präsentiert werden. Gleichzeitig führte er auch mit den Projektverantwortlichen und den Lehrerinnen Interviews für Radio Slowakia International.

Fotos und Videos aus ganz Pressburg

Danach war es an den Jugendlichen, ihre Ergebnisse vorzustellen. Diese waren sehr vielfältig und reichten von der Lourdes-Grotte bis nach Sarndorf, wodurch das gesamte Stadtgebiet abgedeckt wurde. Die Präsentationen waren oft ausgefallen. So interviewte etwa ein Schüler seine Pressburger Großmutter über das alte Blumenthal/Blumentál und spielte dieses Interview anschließend mit einer Mitschülerin nach. Eine andere Gruppe hatte in ihren Fotos ihren Mitschüler versteckt und das Publikum musste diesen während der Präsentation auf den Fotos finden. Dies alles sorgte für große Heiterkeit und die Schüler zeigten sich zufrieden.

Abschied und Ausblick

Nach einem langen Tag verabschiedete man sich von den fleißigen Schülern und ihren engagierten Lehrerinnen. Die Ergebnisse werden in Kürze zu sehen sein. Die Videos veröffentlicht das Karpatenblatt in den sozialen Medien und die Wiki-Beiträge werden auf karpatskinemci.sk zu sehen sein.

Yannick Baumann