Svedlar

Unser Regionaltreffen in Schwedler

Es ist bereits ein Jahr seit unserem letzten Regionaltreffen vergangen. Damals hatten wir das Projekt Kurjan zum Schwerpunkt unserer Arbeit für die Zukunft gemacht und so ein neues Unternehmen ins Rollen gebracht.

Beim Bilanzieren dieses ambitiösen Gestaltungswerks fühle ich mich auch persönlich verpflichtet, all den mehr oder weniger betagten Teilnehmern und Mithelfern, deren uneigennützige Arbeit diese imposante Leistung in der Hauptsache zuzuschreiben ist, besonders herzlich zu danken. Sie haben sich mit großem Idealismus trotz der Coronazeit und der damit verbundenen erhöhten Anforderungen auch für das gemeinsam beschlossene Unternehmen Kurjan zur Verfügung gestellt.

Svedlar
In dem Unterrichtsraum, in dem unsere Regionaltreffen stattfinden (im Hintergrund ein Werk von Helmut Bistika)

Erfolgreicher Widerhall

Dabei stellten wir mit Freude fest, dass der Sammelaufruf für das Heimatmuseum in Schwedler im Karpatenblatt 9/2020 von Seiten unserer lieben Ortsgruppenvorsitzenden – Frau Dipl. Ing. Gabriele Ivančová – auf sehr fruchtbaren Boden gefallen war. Wir erhielten wirklich viele wertvolle Exponate aus verschiedenen Zeiten, wofür allen Spendern unser aufrichtiges und gebührendes Dankeschön ausgesprochen sei.

Um nur ein paar davon kurz zu erwähnen: Bücher für die ehemalige Volksbücherei der deutschen Volksschule, Hausgeräte aus allen Bereichen des Alltags, wodurch sogar die Rekonstruierung der Schwedler Damen- und Herrentracht schon im Raum steht, sowie bereits ein fertiges Schlafgemach. Sogar ein verschollenes Gemälde unserer Landsleute bereicherte unsere Bilderkollektion. Es stammt von Horst Jobs und zeigt Schwedler vor dem Zweiten Weltkrieg. Er lebt mit seiner Frau Charlotte Hamrák, die ursprünglich aus Schwedler ist, derzeit in Kanada.

Für sein musterhaftes Interesse und seinen nachgewiesenen unentgeltlichen Opfersinn wurde unser lieber Landsmann Rüdiger Langermann aus Schlotheim in Deutschland als Ehrenmitglied in unsere Ortsgruppe aufgenommen. Auf dem Felde der Ahnen- und Familienforschung hat er sich hervorragende Verdienste erworben, was unsere Heimatforschung weit voranbrachte.

Einblick in die Hintergründe

Die Freude des gemeinsamen Wiedersehens ließ uns alle Sorgen des vergangenen Jahres hinter uns bringen, wenngleich auch so manches Auge nicht trocken blieb. Bald wurden die Stimmen laut und ein heiteres Gespräch mündete danach in einen wahren Prosa-Nachmittag mit Werken unserer Heimatdichter, vor allem von Samuel Kurjan. Die gesellige Atmosphäre charakterisierte am besten ein Gedicht von Franz Ratzenberger, das Frau Marie Patz vortrug.

„Unsere Volkskunde verlangt bei jedem unserer Dichter einerseits Antwort auf die Frage, was seine Werke aus unserem Volksleben und unserer Volksseele vorführen, andererseits aber auch, was aus seiner dichterischen Persönlichkeit für den Zipser Volkscharakter von Bedeutung ist und zwar im überzeitlichen Sinne. Dem volkskundlichen Standpunkt dieses Überblickes entsprechend, scheint es am zweckmäßigsten, die einzelnen Dichter in ihrer zeitlichen Reihenfolge zu betrachten – und zwar die Ober- und die Unterzipser (Gründler) gesondert.“ So beschreibt der beste Kenner der Zips, Dr. Julius Gréb, seine Volkskunde und setzte mit der einzelnen Verteilung der Ober- und Unterzipser Dichter fort. Nur selten konnte sich ein Zipser Dichter glücklich schätzen, seine Werke seinem frohen Leservölkchen in Buchform unterbreiten zu können.

Ihre einzelnen Gedichte wurden oft nur in der „Karpathen-Post“ oder im „Zipser Boten“ veröffentlicht. Diese Wochenblätter waren aber eher für die Oberzipser Leser gedacht. So veröffentlichten sie Oberzipser Mundartgedichte zwar sehr oft, Gedichte in Gründler Mundart (Unterzipser) jedoch sehr selten. Ein Erster, der die Zipser Mundart als Kunstmittel handhabte, war Friedrich Scholz, Gymnasialprofessor und Autor des Zipser Volksliedes. Die Mundart hat wesentlich dazu beigetragen, das Bewusstsein der Zugehörigkeit zum Deutschtum zu erhalten, wobei diese Entwicklung keinesfalls einheitlich verlief.

Samuel Kurjan und sein literarisches Zeitpanorama

Ein überaus aktiver und begeisterter Vertreter dieser Literaturgattung war auch unser Samuel Kurjan. Hierbei ist zu erwähnen, dass der größte Teil seiner Werke in Manuskriptform, in Kurrentschrift und teils Hochdeutsch, teils in seiner heimatlichen Schwedler Mundart und teils auch in ungarischer Sprache erschien. Seine Werke sind, wie er selber schreibt, zum Nachdenken und Unterhalten bestimmt. Sein Werk und sein Schaffen sind als Panoptikum des Zeitgeschehens wie auch des Seins und Werdens der Karpatendeutschen zu betrachten. Aber auch als Ringen um die eigene Identität eines Karpatendeutschen und Kind seiner Zeit. All dies aus der Sicht eines Dorflehrers und überaus engagierten Mitgestaltenden des Kulturlebens nicht nur in seiner Gemeinde.

Unser Sonntagnachmittag neigte sich schnell seinem Ende zu und nun stimmten wir einige wunderschöne deutsche Gesänge an. Bald war unsere renovierte Heimatstube voller lustiger, aber auch wehmütiger Lieder. Ein rein zufälliger Besucher konstatierte, dass im ganzen Gebäude und in der ganzen Heimatstube die Geschichte überall spürbar sei, was natürlich so manches Herz stolz hochschlagen ließ.

Neue Kurjan-Ausstellung

Der Unterrichtsraum der früheren deutschen Gemeindevolksschule in Schwedler, an der Samuel Kurjan einst das Amt des Oberlehrers bekleidete und selbst unterrichtete, ist also aufs Neue belebt worden. Der Namensträger unseres Projekts wäre sicherlich hocherfreut über all das, was wir auf seinem Bildungs- und Aufklärungspfad bisher erreicht haben und ermuntert noch erreichen wollen. Als Geleit mögen uns die in Samuel Kurjans „Bergmanns-Gebet“ angeführten Worte begleiten:

Vor der Schicht

Glück auf!

Oh, Gott! Nun lass mich wieder,

Mit Mut betreten meinen schweren Gang!

Wenn Ich zur Tiefe nieder,

Muss in Gefahr in Bergeshang.

Und in der Nacht des Schachtes,

In tausend Ecken fletscht der böse Tod,

Mich führt die Hand des Vaters,

Drum bin ich kühn, und fürchte keine Not.

Oh bleib bei mir auch heute,

Oh schenk mir Deine Gnad, verlass mich nicht,

Gib reiche Tagesbeute,

Und das ich gesund steig ans Tageslicht!

Glück auf!

Amen

Nach der Schicht

Glück auf! Die Schicht ist nun zu Ende,

Durch Deine Gnad hab ich sie gut vollbracht,

Es falten sich mit Dank die Hände,

Zu preisen Deine Liebe, Güte und Macht.

Du warst bei mir,

hab Dank dafür!

Glück auf!

Du lieber Vater dessen Güte,

Mir hilfreich heute an der Seite stand,

Doch preiset innig mein Gemüte,

Zu Dir sich hebet flehend meine Hand.

Verlass mich nicht!,

Sei Du mein Licht!

Glück auf!

So, wie ein Kind den Vater liebet,

So hebt mein Herz in Erfurt sich zu Dir,

So, wie es seine Schwachheit fühlet,

So fleh auch ich um Deine Kraft, dass hier,

Den nächsten Tag,

Ich nicht vertag.

Glück auf!

Amen

Oswald Lipták