Welche Bewandtnis haben ein 95., ein 100. und ein 195. Jubiläum in Mühlenbach?
Mühlenbach/Mlynica am Fuße der Hohen Tatra wurde von Zipser Sachsen ursprünglich als Mylimbach gegründet und erstmals im Jahre 1268 urkundlich erwähnt. Bis 1948 hieß es slowakisch Milbach, ungarisch Malompatak und bis 1907 deutsch Mühlenbach, was auf die einstigen Mühlen im Ort hinweist. Im späten 13. Jahrhundert gehörte Mühlenbach zum Bund der Zipser Sachsen. Es war der erste Ort in der Zips, der zum Protestantismus übertrat. Mit der Zeit verlor es zunehmend an Bedeutung und war am Ende ein einfaches Dorf in Abhängigkeit der Zipser Burg.
Links ist der 1925 erbaute Glockenturm zu sehen. Er liegt direkt gegenüber der dazugehörigen evangelischen Kirche zu Mühlenbach (rechts). Auf tatkräftige Initiative des Pfarrers Jozef Vereščák und der auf einer dazugehörigen Tafel verewigten edlen Spender, konnte der Glockenturm 2015 restauriert werden. Herr Vereščák ist bereits seit 30 Jahren in der Gemeinde Deutschendorf-Felka/Poprad-Veľká tätig, der die Gemeinde Mühlenbach/Mlynica als Diaspora mitangehört.
Der Kirche sieht man ihren wahrlich seit langem restaurierungsbedürftigen Zustand regelrecht an. Das dazugehörige Pfarrhaus ist rechts daneben zu sehen. Nach Flucht und Vertreibung der deutschen Einwohner wurde es zwischenzeitlich als Getreidelager und später auch als Oldtimermuseum genutzt. Die Kirche war dem Verfall preisgegeben. In den 1970er Jahren gab es obendrein einen schweren Fall von Vandalismus durch betrunkene Jugendliche. Was sonst noch nicht niet- und nagelfest war, wurde gestohlen oder verkauft, auch die Kirchenorgel. So mag es auch nicht verwundern, dass die Kirche stets verschlossen ist.
Ein erster Blick meiner Cousine Eva Wasserman durch das Schlüsselloch der Mühlenbacher Kirche ließ, was das Innere der Kirche anging, nichts Gutes erkennen. Freundlicherweise führte sie mich im Oktober 2023 für meinen Artikel über Karl Hecht nach Mühlenbach, um mehr über die Kirche herauszufinden und Fotos zu machen. Die Vermutung, dass die Kirche zuletzt 1930 professionelle Malerarbeiten außen wie innen von der Maler- und Anstreicherfirma Hecht aus Matzdorf/Matejovce bekam, ist ihrem Zustand nach tatsächlich nicht abwegig. Ein gut gemachter Anstrich hält doch viele Jahre. Im Sozialismus war es dann verpönt und nach dessen Zeit war kein Geld für einen Anstrich vorhanden.
Das Innere zeigt ebenfalls sehr deutlich, dass nicht nur ein großer Aufwand an professioneller Restaurierungsarbeit, sondern auch sehr viel Geld nötig ist, um der Kirche wieder zu altem Glanz zu verhelfen. An dieser Stelle herzlichen Dank an Pfarrer Jozef Vereščák, der die Pforte der Kirche nicht nur für diesen Artikel öffnete, sondern sich wie bereits zuvor für den Glockenturm nun auch für alles Notwendige zur Restaurierung der Kirche vehement einsetzt. Sollte es gelingen, wie von ihm geplant, im Jahre 2025 die Kirche komplett restauriert zu haben, wären es wohl die ersten fachmännisch ausgeführten Malerarbeiten nach 95 Jahren, 100 Jahre nach dem Bau des Glockenturms und 195 Jahre nach dem ersten Kirchweihfest – also gleich drei Jubiläen.
Zum Vergleich zu heute ein Foto von 1930, welches nach den Restaurierungsarbeiten anlässlich des 100. Kirchweihfestes gemacht wurde. Auch damals war dies nur mit Hilfe von Spenden möglich. Wer seinen Beitrag dazu spenden möchte, kann diesen gern auf das Konto der Kirchengemeinde der Evangelischen Kirche Augsburger Bekenntnisses Poprad-Veľká überweisen:
Kontoinhaber: Cirkevný zbor evanj. cirkvi a.v. Poprad-Veľká
Bank: Slovenská sporiteľňa
IBAN: SK29 0900 0000 0051 1166 9009
BIC: GIBASKBX
Verwendungszweck/Použité k účelu: Spende für die Restaurierung der evangelischen Kirche in Mühlenbach/Milodar pre rekonštrukciu evanjelického kostola v Mlynici.
Abschließend sei gesagt, es geht hierbei nicht „nur“ darum, eine evangelische Kirche ihrer wahren Bestimmung zurückzuführen, sondern auch um die Erhaltung von Kulturgut. Daher ist es ganz gleich, ob ein Atheist, Katholik oder Protestant spendet, unabhängig von Nationalität und Wohnort.