Wenn der Metzenseifner Drache die Kreativität beflügelt
Im April und Mai 2019 haben die Schüler der siebten Klasse der Grundschule in Medzev/Metzenseifen am Projekt „Kreatives Schreiben und Lesen teilgenommen. Das Projekt entstand in Zusammenarbeit des KDVs mit dem Künstler Helmut Bistika aus Metzenseifen.
Helmut und seine Frau Janka muss man nicht besonders vorstellen. Aber dennoch: Helmut lebt und arbeitet in Metzenseifen, aber nicht nur in Metzenseifen. Er hat viele Erfahrungen mit allerlei Projekten – er arbeitet mit behinderten Menschen, Roma-Kindern, hilft seiner Frau im Café und ist selbst künstlerisch tätig. Nach zahlreichen Projekten, die dank Helmut entstanden sind, haben wir uns sehr gefreut, dass wir wieder etwas Ungewöhnliches erleben können. Die Idee, die alte Sage vom Drachen wieder zu beleben, kam natürlich von Helmut.
Im traditionellen Deutschunterricht gibt es nicht genügend Zeit, um sich mit der Geschichte der Karpatendeutschen zu beschäftigen. Die Schüler wissen fast nichts darüber, woher ihre Ahnen stammten, wie sie einmal lebten, obwohl viele von den Schülern noch deutsche Nachnamen haben. Die Motivation Deutsch zu lernen ist bei den meisten Kindern sehr niedrig, die Mundart ist fast ausgestorben. Der klassische Unterricht reicht leider nicht mehr aus und man muss immer neue Wege finden, wie man ihn kreativer gestalten kann. Das klappte mit Helmut und Janka in einer gemütlichen künstlerischen Atmosphäre im Galerie Café ausgezeichnet.
Drachensage als Ausgangspunkt
Einmal soll in Metzenseifen dort, wo jetzt die Kirche steht, ein Drache gelebt haben, der junge Frauen fraß. Die alten Metzenseifner trafen sich in „Gröndaschenk“ und machten Vorschläge, wie man den Drachen besiegen könnte. Den besten Einfall hatte natürlich eine Frau, eine alte Witwe, die sterben wollte. Sie kleidete eine Puppe aus Pech in der Metzenseifner Tracht und gab sie dem Drachen. Nachdem der Drache die Puppe verschluckt hatte, zerschmolz er. An dem Ort, wo er gelebt haben soll, steht jetzt die Kirche.
Diese Geschichte war eine fabelhafte Inspiration für die Schüler. Sie sollten zuerst die Sage im Slowakischen frei nach der eigenen Fantasie umgestalten. Es entstanden tolle Gedichte und kreative Drachengeschichten.
Nicht nur Drachengeschichten… Sogar Ratten wurden zu Hauptprotagonisten. Die Fantasie der Kinder ist wirklich grenzenlos – das Ziel, sie zu wecken, wurde also erfüllt. Jeder Schüler hat dann natürlich seine neue Version der Sage vorgelesen.
Heiße Schokolade zur Unterstützung
Inzwischen gab es eine kleine Erfrischung – Schokolade mit Schlagobers, Gespräche mit Janka und Helmut über interessante Themen aus der Geschichte Metzenseifens, Kultur oder Literatur wie z. B. Peter Gallus, den Heimatdichter, der die Drachengeschichte im Mantakischen verarbeitete. Das war überhaupt noch nicht alles.
Jetzt ging es erst richtig los – und zwar die ersten künstlerischen Versuche auf Deutsch. Es war gar nicht so einfach, aber es machte Spaß. Wörterbücher, Helmut, Janka, die Deutschlehrerin und ein Glas Schokolade waren immer zur Verfügung. Es fehlten nur noch Illustrationen und die Arbeit war fast am Ende. Beim letzten Besuch im Café haben wir noch die letzte Aufgabe erfüllt. Auch diejenigen, die bis jetzt glaubten über kein Talent zu verfügen, haben es dank Helmut und Janka entdeckt.
Wir möchten uns recht herzlich beim Künstlerpaar und natürlich beim KDV und Frau Lucia Urbančoková bedanken und hoffen, dass wir im kommenden Schuljahr wieder zusammenarbeiten werden. Wir freuen uns schon sehr auf das Resultat – unser eigenes Buch. Nochmals vielen Dank!
Schüler der Klasse 7D und die Deutschlehrerin