Zum Tod von Paul Dienes
Mit Trauer und ergriffen lese ich die Nachrufe für verstorbene karpatendeutsche Landsleute. Die Ergriffenheit ist dann noch tiefer, wenn ich diese Menschen persönlich gekannt habe, wenn mir auch ihr, oft schweres, Kriegsfolgeschicksal bekannt war. Und besonders stark betroffen bin ich, wenn es jemand von den in Krickerhau/Handlová verbliebenen Karpatendeutschen oder sogar aus meiner dortigen Familie ist. Das passierte vor einem Monat.
Am 29. April 2020 ist in seinem Haus in Krickerhau Paul Dienes friedlich entschlafen. Er und seine Schwester waren in der Slowakei meine nächsten Verwandten. Seine Mutter war die Schwester von meiner Großmutter. Paul oder – Palko, Pali wie wir ihn auch genannt haben – hat das Licht der Welt am 24. Januar 1936 in Krickerhau „Unterm Donnerstein“ erblickt, wie wir oft mit ihm gesungen haben. Die Familie Dienes war eine typische deutsche Bergmannsfamilie in Krickerhau: Vater Michael arbeitete in der Kohlegrube, gegen Kriegsende wurde die Familie aus der Slowakei evakuiert, nach der Rückkehr arbeiteten die Männer wieder untertage.
Die Bergmannssöhne, zu denen auch Paul gehörte, besuchten die Bergbaulehranstalt in Krickerhau, danach leisteten sie in der tschechoslowakischen Armee ihren Wehrdienst. Nach der Rückkehr bekamen sie eine Stelle in der Kohlegrube – Paul war bis zur Rente (1992) als Elektroschlosser für Bergbau angestellt.
Vorliebe für die Musik
In seinem Leben stand die Familie an der ersten Stelle: Gattin Anka, die Söhne Juraj und Peter und die Enkel. Paul hatte auch eine große Vorliebe für die Musik. Er war ein begabter Musiker und Jahrzehnte lang Mitglied der Krickerhauer Bergmannsmusikkapelle, die 1913 gegründet wurde. In dieser Blaskapelle spielte er mehrere Instrumente: Flöte, Trompete, Oboe, eine Zeit lang trommelte er sogar.
In der Rente widmete er sich auch intensiv der Bienenzucht, viel Zeit verbrachte er in seinem Bienenhaus. Seit Anfang der 1990er Jahre war er Mitglied des Karpatendeutschen Vereins. Im Krickerhauer Chor Grünwald spielte er auf dem Akkordeon. Die meisten von uns werden ihn von den vielen Auftritten mit Grünwald im Gedächtnis haben.
Lieber Paul, mit Deinem Ableben ist den Krickerhauern eine tiefe Lücke entstanden. Wir alle sind Dir zu tiefem Dank verpflichtet. Wir haben mit Dir einen treuen und geschätzten Landsmann verloren. Mit Deiner unverbindlichen Art und Deinem freundlichen Wesen hast Du Dir viele Freunde gemacht. Wir Karpatendeutsche werden Dir ein ehrendes Gedenken bewahren! Du wirst Deiner Familie und uns allen sehr fehlen!
Ondrej Pöss