Schamu Batschi

Zur Erinnerung an Schamu-Batschi

Franz Richweis (1929-2001) war Gründer und bis zu seinem plötzlichen Tod äußerst aktiver Vorsitzender der Ortsgemeinschaft Schwedler des Karpatendeutschen Vereins. Wir verdanken dem Heimatdichter Franz Richweis (1929-2001) die Erinnerungen an Schamu-Batschi (Onkel Samuel). Sie erschienen 2020 im Band 3 der ZIPSER TRILOGIE „Franz Richweis und Ladislaus Müller. Zwei Mantaken dazähln“, die Ferdinand Klein, Anna-Klein Krušinová und Aranka Stigloher-Liptak bearbeiteten. Einen Auszug aus „Die Treibjagd“ lesen Sie hier.

Samuel Fabry war aus Gegensätzen zusammengesetzt: Wilderer und Jäger, hilfsbereit, fürsorglich und trotzdem zu allerlei Schabernack bereit. Die größte Freude hatte er, wenn er den Jägern einen Streich spielen konnte. Vor allem war er aber ein großer Naturfreund, der die Berge, die Wälder, die Jagd und seine Heimat liebte. Er war verheiratet, baute für sich und seine Frau ein Heim, die Ehe blieb kinderlos. So habe ich ihn kennengelernt, unseren Schamu-Batschi.

Samuel Fabry war Oberjäger geworden – nicht zu seiner Freude. Am Ende des Jahres war eine große Treibjagd auf Wildschweine angesagt. Viele Jäger aus der Umgebung waren eingeladen. Es wurde ein großer Kessel mitgenommen, Kartoffeln und alle Zutaten, die zu einem kräftigen Gulasch benötigt wurden – außer Fleisch. Bei so vielen Jägern wurde angenommen, dass genügend Fleisch geschossen würde. Zur Stärkung wurde noch ein guter Schnaps mitgenommen.

Schamu-Batschi hatte an diesem Vormittag andere Verpflichtungen. Er kam kurz vor Mittag und lud uns, meinen Kameraden und mich, zu einem Gulasch am „Halladeh“ ein. Als wir in den „Mittleren Grund“ kamen, hörten wir bereits eine Schießerei wie an der Front. Schamu-Batschi sagte zu uns: „Unsere Jagdgesellschaft schießt alle Wildschweine ab.“ Wir kamen auf die Scheib (so heißt eine Waldwiese) und sahen ein großes Wildschwein in einer Entfernung von ungefähr 20 bis 25 Metern. Diese Entfernung war für Schamu-Batschi kein Problem, er hatte nur Bedenken: „Was machen wir nur mit so viel Fleisch?“

Wir zerstreuten seine Bedenken, denn wir konnten das Fleisch gut verwerten, um einen gemütlichen Silvesterabend zu gestalten. Er schoss das Wildschwein (den Schuss hörte am Berg niemand), schlachtete es aus und hängte das tote Tier auf einer Tanne auf. Auf dem Heimweg wollten wir das Wildschwein mitnehmen.

Wir gingen weiter und kamen vor das Jägerhaus. Bei der Jagdgesellschaft hatte der Schnaps bereits seine Wirkung getan. Ein Jäger hatte einige Schweineborsten in der Hand, ein anderer Jäger hatte überhaupt keine Wildschweine gesehen und ein dritter Jäger hatte nur Löcher in die Luft geschossen. Ein jeder hatte Ausreden, aber Fleisch für Gulasch hatte keiner. Der Koch, Herr Lacher, sagte: „Schamu, einen Kessel haben wir und auch alle anderen Zutaten, nur das Fleisch fehlt uns. Mit Ausreden kann ich kein Gulasch kochen. Was machen wir mit unserer Schande?“

Der Schamu-Batschi zwinkerte uns beiden zu und sagte zu den Jägern: „Wetten wir um einen Liter Borovička (Wachholderschnaps), dass ich mit den beiden Burschen, innerhalb einer Stunde ein Wildschwein bringe!“ Alle sahen ihn ungläubig an, waren überzeugt, die Wette zu gewinnen und nahmen sie an.

Zum großen Erstaunen der Jagdgesellschaft kamen wir pünktlich mit dem Wildschwein am Jagdhaus an und es konnte doch noch Gulasch gekocht werden. Schami-Batschi bekam den Schnaps, den er mit uns teilte. Sehr spät, aber gut gelaunt, endete die Treibjagd.

Onkel Samuel Schwedler
Schamu-Batschi, rechts, im Gespräch mit Ludwig Müller