Mit stehenden Haaren auf zwei Hochzeiten in böhmischen Dörfern tanzen

Unsere Sprache ist ein reiches System an Zeichen, das der Kommunikation dient. Dazu gehören auch Redewendungen. Sie verschönern unsere Ausdrucksweise, machen unsere Alltagssprache bunter, begleiten uns auf Schritt und Tritt. In dieser Serie nehmen wir die Herkunft und Bedeutung ausgewählter deutscher Redewendungen sowie mögliche Übersetzungen ins Slowakische unter die Lupe.

Die Haare stehen zu Berge

Wenn jemandem die Haare zu Berge stehen, ist er wahrscheinlich erschrocken oder zumindest angespannt. Die Redensart wird als bildhafter Ausdruck nicht nur bei Angst gebraucht, sondern auch bei Entsetzen, Abscheu und Ablehnung. Dieses sprachliche Bild kann auch in überspitzter Weise verwendet werden, um so übertriebenes Verhalten ironisch zu kommentieren.  Die Redewendung hat sich natürlich aus der Körpersprache selbst entwickelt. Sie bezieht sich auf die körperliche Reaktion, wenn jemand in einem Moment berührt wird, in dem er es nicht erwartet. Die Körperhaare stellen sich auf, wodurch man gleich ein paar Zentimeter größer erscheint.

Die Redewendung „Mir stehen die Haare zu Berge“ wird schon seit dem Mittelalter in Deutschland benutzt. Man kann sie auch in mehreren literarischen Werken finden, wie in Vergils „Aeneis“ oder auch in der Bibel, wo es heißt: „Und da der Geist an mir vorüberging, standen mir die Haare zu Berge an meinem Leibe“.

Ins Slowakische kann man diese Redewendung so übersetzen: „Stoja mi vlasy dupkom“ (Mir stehen die Haare nach oben).

Die Redewendung „Mir stehen die Haare zu Berge“ bedeutet, dass jemand erschrocken oder zumindest angespannt ist.

Böhmische Dörfer

War für euch schon einmal etwas unverständlich oder völlig unbekannt? Dann waren es böhmische Dörfer für euch! Böhmen ist eine Region in Tschechien, die im 16. Jahrhundert sogar ein Königreich bildete. Das Gebiet grenzt an Deutschland und Österreich und trotz der räumlichen Nähe waren die tschechischen Namen für die Deutschsprachigen nur „eine unbekannte Größe“. Die Redewendung „böhmische Dörfer sein“ hat ihren Ursprung noch in Kriegszeiten, als die tschechischen Namen für die deutschsprachigen Personen ganz unverständlich klangen.

Interessant aber ist, wie die Redewendung in verschiedenen Weltsprachen modifiziert wurde. Die Tschechen nennen etwas, was ganz unverständlich ist, ein spanisches Dorf. Auf Slowakisch sagt man dasselbe – „Je to pre mňa španielská dedina“ (Für mich ist das ein spanisches Dorf). Auf Englisch sagt man „It’s Greek to me“ (Das kommt mir griechisch vor.) und zu guter Letzt, kann man auf Englisch auch die Redewendung „That’s Double Dutch“ benutzen – für mich ist das doppelt Niederländisch.

Auf zwei Hochzeiten tanzen

Die Redensart „Man kann nicht auf zwei Hochzeiten tanzen“ deutet auf eine Situation hin, bei der man nicht überall gleichzeitig sein kann und sich entscheiden muss, was man bevorzugt.

Der Ursprung der Redewendung bezieht sich auf das Wort „Hochgezit“, das aus dem Mittelhochdeutschen stammt. Es wurde als hohes Fest übersetzt. Im Lauf der Jahrhunderte entwickelte sich dann aus der „Hohenzeit“ das Wort „Hochzeit“. Das Wort wurde dann immer häufiger verwendet, wenn sich Mann und Frau das Ja-Wort gaben. Anfang des 20. Jahrhunderts tauchte auch das Sprichwort „Auf zwei Hochzeiten tanzen“ auf. Das sollte nichts anderes sagen als: Da einer nicht (gleichzeitig) mehrere Ehen eingehen kann, kann einer auch nicht gleichzeitig entsprechende Feste feiern. Heute bezieht sich die Redewendung darauf, dass man nicht überall gleichzeitig sein kann.

Auf Slowakisch kann diese Redensart als „nemožno sedieť na dvoch stoličkách“ übersetzt werden. Das bedeutet, dass man nicht gleichzeitig auf zwei Stühlen sitzen kann.

Wer mehrere Dinge gleichzeitig machen will, tanzt auf zwei Hochzeiten.

Matej Lanča