300-jähriges Jubiläum des Kalvarienbergs – der verlorene Stolz von Pressburg
Der Bau des Pressburger Kalvarienbergs, eines der ältesten in der heutigen Slowakei, wurde 1725 offiziell abgeschlossen. Während seines dreihundertjährigen Bestehens erlebte er mehrere Umbauten und auch massive Zerstörungen. Heute jedoch bietet er den Menschen – dank einer gelungenen und funktionalen Restaurierung – wieder einen würdigen Ort der Spiritualität.
Die Lage des Kreuzweges wurde vom Pressburger Rat zusammen mit den Oberen des Jesuitenordens und dem Erzbischof von Gran/Esztergom festgelegt. Die Hauptinitiative ging vom Rektor der Hochschule, Albert Mechtl, aus. Zu Ehren der Niederlage der Türken und zur „ewigen Erinnerung“ an dieses Ereignis beschlossen die Einwohner von Pressburg/Bratislava, ein Denkmal zu errichten: den Kreuzweg auf dem Hügel, der sich nordwestlich des Hauptbahnhofs steil über der Prager Straße erhebt.
Hier stand 1683 zum letzten Mal die türkische Garde und der türkische Verbündete Imre Thököly hisste während der Belagerung der Stadt das Banner mit der Mondsichel. Am 27. Mai 1694 wurde der Grundstein für die Kapelle „Heiliges Kreuz“ gelegt – damit begannen offiziell die Bauarbeiten. Finanziert wurde der Bau hauptsächlich durch Zuwendungen und Spenden städtischer und kirchlicher Einrichtungen, bedeutender Bürger und verschiedener Vereine wie dem Verein „Mütter von Sterbenden“.
Laut einer Aufzeichnung aus den Jahresberichten der Jesuiten bestand der erste Teil des Kreuzwegs aus sieben bemalten Holzstationen, die der Bürger Matthias Schmidt gestiftet hatte. Aus derselben Quelle geht hervor, dass innerhalb eines Jahres auf Golgatha alles errichtet wurde, was für seine Nutzung notwendig war. Der Bau stieß bei den Einwohnern von Pressburg auf großes Interesse und Begeisterung. Bei der ersten Feier am 16. September 1694, verbunden mit der Einweihung der Kapelle, versammelte sich eine große Menge Katholiken, aber auch Protestanten. Bürger und Adel zogen gemeinsam in einer Prozession. Dabei wurde feierlich ein Kreuz mit einem bronzenen Christus errichtet und geweiht.
Gebetbuch zum Kalvarienberg
1723 veröffentlichte der Drucker Ján Pavel Royer ein Gebetbuch über den Kalvarienberg von Pressburg mit dem Titel: „Dreyfacher Heiliger und Trostreicher Kreutz-Weeg, Durch mündliches Gebett, gute Gedanken und geistliches Gesang gebahnet auf den Nachst der Königl. Frey- und Haubtstadt Pressburg im ungarisch gelegenen Kalvari Berg. Allen Christ- und Kreutz-liebenden Seelen zu beliebiger Andacht mit anmuthigen Köpffern deren Kapellen und Stationen gezieret vorgestellt.“
Das Buch ist mit 21 Kupferstichen von Kapellen und Stationen geschmückt, signiert von den Künstlern Johann Melchior Gutwein, I. Auer und Johann Caspar Gutwein. Darin findet sich auch der Hinweis, dass die Kirche noch nicht fertiggestellt und zwei Stationen noch nicht gebaut seien, obwohl sie bereits in den Stichen abgebildet wurden. Offenbar wurde die Kirche nie vollständig so ausgeführt, wie im Kupferstich dargestellt.
In den folgenden acht Jahren begann, vor allem aufgrund der wachsenden Popularität des Ortes, der allmähliche Ersatz der Holzstationen durch gemauerte Kreuzwegstationen. In den folgenden Jahrhunderten wurde der Kalvarienberg mehrfach restauriert und überstand auch die Kriege in relativ gutem Zustand.

© Bürgerverein Bratislavská Kalvária

© Bürgerverein Bratislavská Kalvária

© Bürgerverein Bratislavská Kalvária
Von den 1950er Jahren bis heute
Während des kommunistischen Regimes in den 1950er Jahren wurde er jedoch systematisch zerstört. Über lange Zeit blieb vom Kalvarienberg nur ein tragischer Torso übrig – die sechste Station oberhalb der Stützmauer der Prager Straße und das Hauptkreuz mit Christus.
Nach vielen Jahren in Vergessenheit begann im Jahr 2002 die Rekonstruktion der Kreuzskulptur auf dem Golgatha. Damit erhielt der lange verfallene Kalvarienberg neue Aufmerksamkeit. Die Bronzestatue wurde von Studierenden der Akademie der Schönen Künste restauriert. Auf dem Golgatha steht heute eine Kopie, das Original befindet sich neben der Kirche „Unserer Lieben Frau vom Schnee“. Die umfassende Renovierung der einzelnen Stationen begann 2018 auf Vorschlag des Ehepaars Hantabal und unter der Schirmherrschaft des Bürgervereins „Bratislavská Kalvária“. Der Wiederaufbau und die Erneuerung dieses bedeutenden Denkmals in Bratislava dauern an, doch steht es den Stadtbewohnern und Pilgern bereits wieder uneingeschränkt zur Verfügung.
Im SNM-Museum der Kultur der Karpatendeutschen wurde Anfang Oktober auch eine Ausstellung eröffnet, in der die Besucher mehr über den Kreuzweg und sein 300-jähriges Jubiläum erfahren können.
Anna Paulinyová
