Berühmte Zipser: Der Lehrer und Chemiker Antal Steiner
Von Antal Steiner, dem am 4. Oktober 1842 als Sohn von Samuel Steiner und Hermina Stark in Kesmark/Kežmarok geborenen späteren Chemiker und Lehrer, sind vor allem Informationen über seine wissenschaftliche Arbeit erhalten.
Promotion auf dem Gebiet der Chemie
Die Volksschule und das Gymnasium besuchte er in seiner Heimatstadt. Von 1862 bis 1866 studierte er an der Universität in Budapest. Dort blieb er bis 1872, um als Assistenzprofessor zu arbeiten und zu promovieren.
Aus dieser Zeit stammen seine ersten wissenschaftlichen Veröffentlichungen. Sie befassen sich mit seinen Untersuchungen der Cyanverbindungen. Diese Verbindungen besaßen oder führten bei chemischen Reaktionen zu Eigenschaften und Effekten, die bislang nicht erklärt werden konnten. Antal Steiner untersuchte dabei vor allem Verbindungen mit der Isocyanursäure, die heute zum Beispiel als Chlorstabilisator in Badewasser (Poolstabilisator) verwendet wird.
Im Jahr 1867 veröffentlicht er im Pester Bulletin der Wissenschaft (TERMESZET TUDOMANYI KOZLONY) den Artikel „A pesti vilagito gaz vegyalkotása“ (Das Pester Leuchtgas und seine chemische Zusammensetzung). Antal Steiner untersuchte die chemische Zusammensetzung des in Pest verwendeten Leuchtgases, vergleicht dieses mit der des in Heidelberg zur Beleuchtung verwendeten Gases. In seinen Schlussfolgerungen kritisiert er die Zusammensetzung des Pester Gases sowohl wegen des schlechten Wirkungsgrades als auch wegen des Schadstoffausstoßes. Seinen Schlussbemerkungen ist zu entnehmen, dass die Stadt an einer Änderung dieses Zustandes kein Interesse zeigt. Aus dieser Zeit (1867) stammen auch seine Untersuchungen des siebenbürgischen Mineralwassers.
Zurück in die Zips und Abstecher nach Berlin
In seine Zipser Heimat zog es ihn aber zurück. Als das Leutschauer Gymnasium ihm ein Angebot als Chemielehrer machte, nahm er es gerne an. Doch nach kurzer Zeit erreichte ihn eine andere Herausforderung – aus Berlin.
Bezüglich seiner früheren Forschungen an der Budapester Universität auf dem Gebiet der Cyanverbindungen bekam er 1873 die Möglichkeit, an der Universität in Berlin auf diesem Gebiet zu arbeiten. Es ging unter anderem um weitere Untersuchungen der Knallsäure (Fulminsäure), die 1824 von Justus Liebig (1803-1873) entdeckt wurde und die zu den instabilen Cyansauerstoffsäuren zählt. Bis 1875 führte er in Berlin seine experimentellen Untersuchungen weiter und fand Erklärungen für bislang unverständliche chemische Reaktionen. Auch darüber publizierte er in Deutschland, so in den Berichten der Deutschen Chemischen Gesellschaft, deren Mitglied er war. Seine Arbeiten über Cyanverbindungen fanden auch noch später große Beachtung und wurden viel zitiert und diskutiert.
Von 1875 bis 1883 ist er wieder Lehrer in Leutschau. Er konzentriert sich nun auf das Vermitteln seines Fachwissens, kann aber hin und wieder seinem Forscherdrang nachgehen. So schreibt er 1881 im Amtsblatt der Geologischen Gesellschaft über die Ursachen der verschiedenen Farben des Karpaten-Sandsteins. Seine Vorstellungen über den Chemie-Unterricht und chemische Praktika legt er in einem Methodik-Buch dar.
Wieder zurück ins Labor
Nach all dem, was Dr. Antal Steiner an Fähigkeiten in der chemischen Analyse bewiesen hat, ist es nicht verwunderlich, dass er zum Leiter des Forschungslabors des Zipser Komitates, das für die Kontrolle der in der Landwirtschaft und im Gewerbe benutzten Rohstoffe, und dessen Endprodukte verantwortlich war, berufen wurde. Hier konnte er seine analytischen Erfahrungen und seine chemischen Kenntnisse zur Geltung bringen.
Bekannt wurden seine Untersuchungen der Mineralwasser aus Quellen in der Zips. Hier nutzten ihm seine Arbeiten aus der Zeit an der Pester Universität, die er zu Mineralwasser aus Siebenbürgen durchführte.
Die Abbildung weist auf einen Bericht hin, den er im Bulletin für Mathematik und Naturwissenschaften (Matematikai és Természettudományi Értesitő) der ungarischen Akademie der Wissenschaften, erschienen 1887, veröffentlichte. Diese Mineralquelle, am Rand der Fernverkehrsstraße 18 gelegen, wird noch heute genutzt. Die Heilkraft des Quellwassers soll sich nach Aussagen aus dem 19. Jahrhundert bei Magen- und auch Nervenkrankheiten gezeigt haben.
Antal Steiner war in verschiedenen Einrichtungen aktiv, er gehörte der Sektion Löcse des Ungarischen Karpatenvereins an und war auch Mitglied im Leutschauer Stadtrat und dem Legislativausschuss des Komitats Zips. Er starb am 4. September 1905, sein Grab befindet sich auf dem Friedhof in Leutschau.
Dr. Heinz Schleusener