Mantakisch zum Nachschlagen: Die deutsche Mundart in Metzenseifen
„Sprache ist der Spiegel von Kultur und Tradition“, schreibt Peter Sorger in seinem Vorwort zu dem kürzlich erschienenen Buch „Die deutsche Mundart in Metzenseifen“. Dieser Aussage ist zuzustimmen, denn gerade mit der Sprache werden auch kulturelle Weltanschauung und Denkweise vermittelt, die den Traditionen zugrunde liegen.
Die natürliche Entwicklung der urbanisierten Gesellschaft und die damit verbundene Verringerung der lokalen Mundarten in kleineren Regionen kann man wohl nicht verhindern. Umso dringlicher erscheint heute die Dokumentation solcher Mundarten, damit die Lebensweise der sich verkleinernden Gemeinden auch weiterhin überliefert werden kann.
Wichtiger Beitrag zur Dokumentation der mantakischen Kultur
Dazu leistet das Buch „Die deutsche Mundart in Metzenseifen“ von PhDr. Gabriela Schleusener und Dr. Heinz Schleusener einen wichtigen Beitrag. Das Buch besteht aus drei Hauptteilen. Der erste enthält theoretische Grundlagen und Erläuterungen zum Aufbau des Wortschatzes. Der zweite und der dritte Teil sind das eigentliche Wortverzeichnis. Da die Metzenseifner Mundart auf einer nicht-slawischen Sprache beruht, haben die Autoren die Form eines dreisprachigen Wörterbuches gewählt: Deutsch-Mantakisch-Slowakisch und Slowakisch-Mantakisch-Deutsch.
Dreiteiliger Aufbau des Wörterbuchs
Dieses Dialektwörterbuch berücksichtigt auch die Unterschiede zwischen den Dialekten von Metzenseifen und Ober-Metzenseifen (z.B. das Wort Sonntag wird in Unter-Metzenseifen als [dɒ zontek], in Ober-Metzenseifen als [dɒ zontik] ausgesprochen). Jedes Lexem des Wortverzeichnisses besteht aus dem Originalwort, der IPA-Umschrift der Aussprache auf Mantakisch (Umschrift nach dem Internationalen Phonetischen Alphabet) und der Übersetzung ins Deutsche oder Slowakische, z.B.:
schreiben mant.: [ʃraim]; slow.: písať
Bei den Substantiven wird noch das Geschlecht angegeben, z.B.:
Beutel m mant.: [əs zekl], [əs peœtl], pl: [də zekl], [də peœtl]; slow.: mešec, vrecko
Die Erläuterung zu den verwendeten Lautzeichen (für Vokale, nasale Laute, Diphthonge, Betonung, Hiat, ausgelassene Laute und Konsonanten) ist im zweiten Kapitel des theoretischen Teiles ausgeführt. Dieser Teil beinhaltet alle wichtigen Hinweise zum Lesen und zur Aussprache für diejenigen, denen die mantakische Aussprache eher unbekannt ist.
Hier werden auch die wichtigsten Merkmale des Mantakischen im Unterschied zum Deutschen zusammengefasst, zum Beispiel dass der Konsonant „w“ in der Mundart als „b“ ausgesprochen wird (dt.: wie – mant.: [bi:]), oder dass die Endung ‑„ben“ im Infinitiv nach einem Vokal zu „‑m“ wird (dt.: haben – mant.: [ho:m]).
Eine breite Zielgruppe ansprechen
In allen Aspekten bemühten sich die Autoren, dem laienhaften Leserkreis entgegen zu kommen und damit eine breitere Zielgruppe anzusprechen. Das Buch richtet sich sowohl an die deutschen beziehungsweise mantakischen, als auch slowakischen Muttersprachler. Deshalb beinhaltet jedes mantakische Wort in dem slowakisch-mantakisch-deutschen Teil eine vereinfachte Form der Lautschrift. So findet man im deutschen Teil das Lexem „Mittagessen“:
Mittagessen n mant.: [əs mɪ’to:ksmʊl]; slow.: obed (jedlo)
Im Slowakischen wird dazu noch die vereinfachte Umschrift zugefügt:
obed (jedlo) mant.: [əs mɪ’to:ksmʊl], čítaj: <es mitógsmol>; dt.: Mittagessen n
Die Verfasser weisen darauf hin, dass solche Angaben zur Leseweise ungenau sind. Trotzdem finde ich diesen Umweg günstig, vor allem mit Hinblick auf diejenigen Leserinnen und Leser, die mit der IPA-Lautschrift nicht vertraut sind. Dadurch eignet sich das Wörterbuch für alle, die sich für den mantakischen Dialekt interessieren – Forscher, Muttersprachler oder diejenigen, die die mantakische Mundart erst kennenlernen möchten.
Frühere Publikationen der Sprachforscher
PhDr. Gabriela Schleusener und Dr. Heinz Schleusener widmen sich seit vielen Jahren der Forschung und Dokumentation der deutschen Mundart in Metzenseifen. Zu den Ergebnissen ihrer intensiven Beschäftigung mit dem Mantakischen gehören nicht zuletzt die frühere Veröffentlichung „Wörterbuch der deutschen Mundart in Metzenseifen“ aus dem Jahr 2013 und die Webseite mantakisch.de, wo verschiedene geschriebene und vorgetragene Texte auf Mantakisch zur Verfügung stehen.
Ihre Arbeiten haben die Autoren auch in mehreren deutschen und slowakischen Medien präsentiert. Eine komplette Ausgabe der Radiosendung „Deutsches Magazin“ widmete sich im Gespräch mit den Autoren dem mantakischen Dialekt und ihrer Arbeit auf diesem Gebiet. Die Sendung wurde zum ersten Mal am 13. August 2016 von Radio Patria – Studio Košice/Kaschau ausgestrahlt und ist im Archiv von RTVS oder über die Webseite mantakisch.de zu finden.
Alexandra Popovičová