
Berühmte Zipser: Malermeister Rudolf Hecht
Von den Einwohnern Matzdorfs/Matejovce (ung. Mateóc) erlangten Carl August Scholtz und dessen Urenkelin Agnes Scholtz besonderen Bekanntheitsgrad. Zu den handwerklich herausragenden Bürgern des heute zu Deutschendorf/Poprad gehörenden Ortes zählten der Malermeister Karl Hecht und dessen Sohn Rudolf. Rudolf Hecht führte mit seiner Firma zudem nicht nur Malerarbeiten durch, er war auch Kunstmaler, Poet, aktiver Sportler, spielte mehrere Musikinstrumente und engagierte sich sozial.
Rudolf Hecht wurde am 16. Januar 1905 in Georgenberg/Spišská Sobota als Sohn des Malermeisters Karl Hecht und dessen Ehefrau Irma Dubsky geboren. Die Familie, seine Eltern und Großeltern, lebten in Matzdorf. Dort wuchs er auch auf. Der Großvater war nach der Heirat im Jahr 1864 von Hunsdorf/Huncovce nach Matzdorf zu seiner Frau Anna Glatz gezogen.
Malerei als Kunst und Handwerk
Karl Hecht freute sich über das frühe Interesse seines Sohnes am Malerberuf. Das hing wohl auch mit dem großen Zeichentalent des jungen Rudolf zusammen. Für diesen war es selbstverständlich, einmal die Arbeit des Vaters fortzuführen. Er ging beim Vater in die Lehre und war nach dem Wehrdienst, den er in Kaschau/Košice ableistete, als Geselle und später als Meister eine große Stütze im väterlichen Unternehmen. Durch den Vater lernte er den ebenfalls in Georgenberg geborenen Gedeon Majunke kennen. Auch das soziale Engagement übernahm er vom Vater, der zum Beispiel mit G. Majunke den Mateóczer Herrengesangsverein durch Spenden unterstützte und die komplette Fußballmannschaft des Ortes einkleidete.


Nach dem Tod des Vaters übernahm er im Alter von 28 Jahren die Malerfirma. Mit dieser führte er die auf anspruchsvollere Maleraufgaben, wie Kirchenrenovierungen, ausgerichtete Tätigkeit des Betriebes weiter. Bekannt sind die Innen- und Außenarbeiten für mehrere Kirchen in der Zips.
Dazu zählen die Kirchen in Menhardsdorf/Vrbov, Durelsdorf/Tvarožná und Mühlbach/Mlynica. Dazu finden wir in der Karpathen-Post Mitteilungen wie die vom 13. Juli 1929 über die Malerei in der Durelsdorfer Kirche: „Der Besucher der Kirche gewinnt unbedingt den Eindruck, daß Hecht durch seine Arbeit etwas Ganzes, Vollkommenes geleistet hat.“ Zu den ein Jahr später in der Kirche Mühlbach ausgeführten Arbeiten lesen wir im Dezember 1930: „Die Malerarbeit in der Kirche führte Herr Karl Hecht aus Matzdorf mit kunstvollem Geschmack durch.“ Ganz sicher trugen dazu die künstlerischen Fähigkeiten des Rudolf Hecht bei, der in seiner Freizeit gerne hinausging und Landschaften malte. Auch poetisch konnte er sich blicken lassen, er dichtete gerne und seine Zeilen konnten in der Malerwerkstatt bewundert werden.


Musikalisch und sportlich
Wir wissen, dass Rudolf Hecht auch Musikinstrumente spielte, gerne Motorrad fuhr, sein sportliches Betätigungsfeld breit war und auch das Bergsteigen umfasste. In Matzdorf hatte er die Gipfel der Berge immer vor Augen, sie faszinierten ihn von klein auf.
Rudolf Hecht war ein Unterstützer des sich entwickelnden Wintersports in der Hohen Tatra. Er gehörte dem HDW, dem Hauptverband deutscher Wintersportvereine, der selbst Mitglied des Ski-Weltverbandes FIS war, an. Seine sportliche Aktivität belegt unter anderem die Teilnahme an den 21. landesoffenen Tatra-Bestläufen im Februar 1935 in Weszterheim. Am 23.2. startete er beim Skilanglauf über 18 Kilometer und erreichte einen guten 9. Platz. Das ist seine letzte in Wettkampfstatistiken erfasste sportliche Leistung. Im Sommer des Jahres 1935 saß er dann wieder auf seinem Motorrad, einer Ariel 550 de Lux Model B von 1928, und fuhr durch die Zips. Kurz danach, im September, erlitt er eine Lebensmittelvergiftung. Diese war so schwer, dass sie seinem jungen Leben ein Ende setzte.

Langlaufwettbewerb des HDW in Weszterheim/Tatranská Polianka…

Motorradfahren.

2.663 Meter hohen Gerlsdorfer
Spitze/Gerlachovský štít
Nachruf der Karpathen-Post
Die Nachricht vom Tod des Rudolf Hecht in Karpathen-Post vom 14. September 1935 ist zugleich eine Würdigung des so früh Gestorbenen: „In Matzdorf starb vorige Woche der Maler und Anstreicher Rudolf Hecht im 31. Lebensjahre an einer Darmvergiftung, die er sich angeblich durch Obstgenuß zugezogen hatte. Mit ihm ist eine trotz seiner Jugend allgemein bekannte und beliebte Persönlichkeit plötzlich dahingeschieden. Er war nicht nur in seinem Fach sehr geschätzt, sondern auch ein eifriger Sportsmann, der mit gleicher Leidenschaft alle Arten der Leichtathletik, dann Skilaufen, Eislauf und Bergsteigen betrieb und ein ungemein waghalsiger Motorradfahrer war. Auch als Landschaftsmaler betätigte er sich eifrig und seine Tatrabilder zeugten von einem ungewöhnlichen Talent (…) Da er ungemein hilfsbereit sowohl bei gesellschaftlichen Veranstaltungen, als auch in Vereinen teilnahm, so gehörte er zu den geschätzten Persönlichkeiten des Poppertales und der Hohen Tatra und sein plötzlicher Tod in so jungen Jahren wird allgemein bedauert. Das Beileid für seine Familie, Frau und Kind äußerste sich in imposanter Weise bei seiner Beerdigung. Friede seiner Asche!“
Die poetische Ader hat Rudolf Hecht an seinen Enkel, den Restaurantfachmann Norbert Hecht, weitergegeben. Dieser ist den Lesern des Karpatenblattes durch die Serie „Kochen mit dem Karpatenblatt“ bekannt.
Dr. Heinz Schleusener