Berühmte Zipser: Paul Topperczer von Todtenfeld

Wer sich mit der Geschichte der Zips beschäftigt, kommt am Namen Topperczer bzw. Toppertzer oder Toperczer nicht vorbei. Der am 10. November 1741 in Kesmark/Kežmarok geborene Paul Topperczer hat dabei eine besondere Lebensgeschichte. Auch sein Tod ist außergewöhnlich.

Nicht überraschend sind die Namen, die wir in Paul Topperczers Ahnen- und Verwandtenliste finden. Seine Eltern, Samuel Topperczer und Eva Elisabetha Kray, waren adlig und wohlhabend.

Paul Topperczer von Todtenfeld (1741-1796)
Auszug aus der namhaften Verwandtschaft

Der spätere General-Feldzeugmeister und Freiherr von Krajova und Topolya, Paul Kray (1735-1804) ist der Neffe von Eva Krays Vater, der ebenfalls Paul heißt, Eva Krays Großvater Jakob Kray zählt ebenfalls zu den Berühmtheiten der Zips und insbesondere von Kesmark. Er lebte von 1661-1709. Evas Mutter Anna kommt aus dem Geschlecht der Várady-Szakmáry.

Doch damit nicht genug. Da Evas Vater im Jahr 1720 mit nur 32 Jahren starb, heiratete Anna nochmals – einen Jób (Hiob) Görgey. Mit Kray, Görgey und Várady-Szakmáry sind nicht einmal alle familiären Verbindungen, welche die Topperczers zu anderen Reichen hatten, aufgezählt. Eines wird aber deutlich – geheiratet wurde unter seinesgleichen.

Handwerkliche Ausbildung

Paul Topperczers Eltern ließen dem Sohn eine handwerkliche Ausbildung zukommen. Vermutlich war es die eines Fleischers, denn adlige Topperczers gehörten in Kesmark über sehr lange Zeit zur Gilde der Fleischer, wie das Gildebuch für die Zeit von 1606 bis 1871 zeigt. Die Meister dieses Handwerks gehörten zu den reichsten und angesehensten Bürgern. Ihre Häuser befanden sich in den Hauptstraßen oder am Hauptplatz des Ortes. In Kesmark zum Beispiel traf das für die Familien Cormides, Lany, Mauksch und Topperczer zu.

Auf Onkels Spuren

Alle Bemühungen der Eltern, ihn über das Handwerk hinaus ausbilden zu lassen, scheiterten. Als Grund wird sein Onkel Paul von Kray angesehen, dessen militärische Karriere den jungen Mann mehr interessierte als Handwerk und Handel.

Dazu kam der Einfluss seines älteren Freundes Márk (Markus) Horvath Stansith von Gradecz (1734-1790), mit dem er die Nachrichten vom Krieg zwischen Preußen und Österreich verfolgte. Dieser 1756 begonnene Krieg wurde später als Siebenjähriger Krieg bezeichnet.

1761 war erneut Schlesien Kriegsschauplatz, umkämpft war das vom preußischen König Friedrich II. errichtete Lager von Bunzelwitz/Bolesławice im Landkreis Schweidnitz/Świdnica in Niederschlesien/Dolný Śląsk.

Paul, gerade 20 Jahre alt, und sein Freund traten in den Kriegsdienst ein und wurden Soldaten für Österreich.

Im Laudohn’schen Heer

Ohne größere Ausbildung wurde Paul Topperczer gleich an die Front nach Schweidnitz geschickt. Das Lager des Preußenkönigs sollte gestürmt werden. Kommandant des 60.000 Mann starken österreichischen Heeres war Freiherr Gideon Ernst von Laudohn (1717-1790).

Dass Laudohn diese Armee befehligte, ist eine Ironie der Geschichte. Laudohn, seit dem 15. Lebensjahr im Militärdienst, wollte 1742 in die preußische Armee eintreten. Dort lehnte man ihn aber ab. Die Österreicher nahmen den kämpferischen Mann jedoch gern.

Vom Hauptmann diente er sich bis zum Feldzeugmeister (1760) hoch. Später, 1789, ernannte man ihn sogar zum Generalissimus, d.h. Oberbefehlshaber.

Verschüttet und geehrt

Bei Schweidnitz überraschte Laudohn das gut geschützte Lager der Preußen mit einem Sturmangriff. Die Tore der Festung waren durch Minen gesichert. Der in den ersten Angriffsreihen befindliche Topperczer wurde von der Explosion einer Mine schwer getroffen, betäubt und verschüttet.

Zum Glück kam sein Bewusstsein bald zurück, auch konnte er sich aus der Verschüttung befreien. Als wäre nichts passiert, reihte er sich wieder in die Kämpfenden ein. Sein Mut blieb den Vorgesetzten nicht verborgen, für seine Tapferkeit stieg er zum Feldwebel auf.

Eigeninitiative hilft

Dass er diesen Dienstgrad aber elf Jahre lang besaß und im Gegensatz zu anderen nicht erneut befördert wurde, verstand Topperczer nicht. Da erhielt er 1772 den Befehl, in Wien Infanteriemützen abzuholen.

Den Aufenthalt in Wien nutzte er, um eine Audienz bei Kaiserin Maria Theresia zu erbitten. Tatsächlich wurde er vorgelassen. Paul Topperczer schilderte der Kaiserin seine Leistungen und bat sie, sich für ihn einzusetzen. Die Kaiserin versprach ihm, dass seine Leistungen, wenn es denn so wäre wie von ihm geschildert, anerkannt würden.

Nach seiner Rückkehr dauerte es noch einige Monate, bis er auf „kriegshofräthlichen Befehl“ tatsächlich in den Rang eines Leutnants erhoben wurde.

Hauptmann und geadelt

In dieser Zeit gab es kaum friedliche Jahre. Österreich führte nicht nur gegen Preußen, auch gegen die Franzosen und Türken Kriege, aus unterschiedlichen Gründen. Es ging oft um Gebiete, die weit entfernt vom Kernland lagen. Topperczer kämpfte 1778 erneut in Schlesien, diesmal bei Neustädtel/Nowe Miasteczko.

Dann ging es gegen die Türken, danach gegen die Franzosen in der Gegend um Charleroi an der Sambre. Erinnern wir uns: Ein breiter Landstreifen von Brügge über Gent, Antwerpen, Brüssel bis Luxemburg waren damals die „Österreichischen Niederlanden“, an denen auch Frankreich interessiert war.

Topperczer überraschte auch hier den Gegner mit tollkühnen Angriffen in Unterzahl. Sein Anteil an der Übernahme von Charleroi war bedeutend und brachte ihm die Beförderung zum Hauptmann im Infanterieregiment des Fürsten Anton I. Eszterházy und eine Empfehlung am kaiserlichen Hof. Kaiser Franz I. nahm diese auf und erhob Paul Topperczer in den Adelsstand mit dem Prädikat „von Todtenfeld“.

Paul Topperczer von Todtenfeld (1741-1796)
Ausführungen des Topperczer-Wappens

Lieber tot als Krüppel

Ein Jahr später, 1796, beim Kampf um Mannheim, ging es erneut oder noch immer gegen die Franzosen. Wieder in vorderer Front kämpfend, zerschmetterte eine Kanonenkugel seinen rechten Fuß. Die Beinamputation, die sein Leben hätte retten können, lehnte er ab.

Seiner in Preßburg mit drei Kindern lebenden Frau schrieb er zum Abschied, dass er sich als Invalide nicht mehr bewaffnet dem Feind stellen könne und daher lieber sterben wird.

Dr. Heinz Schleusener